New York für Anfaengerinnen
saßen und gen Manhattan zurückchauffiert wurden.
»Da hast du ein ausgesprochen amüsantes Beispiel erleben dürfen«, grinste Mimi in die Dunkelheit des Limousinenfonds. Der Chauffeur hatte die Trennwand hochgefahren und gütigerweise die Lichtorgel ausgeschaltet, sodass die beiden in entspannter Gemütlichkeit nach Hause fuhren.
Und McNachbar, der eigentlich Thomas Prescott Fiorino heißt, dachte Zoe, ist also auch so einer. Einer von den 0,1 Prozent, die sich Wellenbäder in den Garten stellten, angestarrte Bilder an die Wände hängten und ihre Ehegattinnen Darling nannten, statt beim Vornamen. Was den Wechsel von Nummer zwei auf drei auf vier sicher deutlich erleichterte. Eigentlich hatte Zoe sich ja fest vorgenommen, McNachbar strikt aus ihren Gedanken zu verbannen. Aber irgendwie passte das alles hier gerade nicht zusammen. Irgendwie hatte sie einen ganz anderen Mann kennengelernt. Zumindest am diesem verflixten Sonntagmorgen.
»Ist das wirklich die Welt von Fiorino?«, fragte sie Mimi, die es schließlich wissen musste, und täuschte ein herzhaftes Gähnen vor, damit Mimi nicht dachte, dass sie dieses scheinbar belanglose Thema tatsächlich zutiefst interessierte.
»Nicht wirklich«, schüttelte diese den Kopf. »Das heute Abend war neues Geld, meine Süße.«
»Und?«
»Toms Welt ist altes Geld«, schob Mimi nach. » Total different ballgame .«
Und das klang, wenn Zoe genau darüber nachdachte, wie eine Drohung.
Fashion Week oder: Wo bitte geht’s hier zu den Zelten?
Der New Yorker Kalender hat nicht nur eine ganz eigene Sommer-Zeitrechnung, zwei Monate haben zudem noch eine ganz besondere Bedeutung: September und Februar – die Monate der New York Fashion Week. Dann werden auf dem Gelände der Metropolitan Opera in den Zelten am Lincoln Center die Frühjahr/Sommer- und die Herbst/Winter-Kollektionen gezeigt. Natürlich nicht jedem Normalsterblichen, der gerade mal Lust verspürte, ein paar lebende Kleiderständer über den Laufsteg stöckeln zu sehen. Sondern nur ausgewähltem Publikum: Einkäufern großer Modehäuser, Journalisten, Bloggern, steinreichen Kundinnen und, quasi zur Dekoration, ein paar Hollywoodschauspielern.
Abends finden exklusive Dinners und Afterpartys für noch exklusiveres Publikum statt, für deren Einladungen es bei den Designern und ihren PR-Agenten gesondert zu betteln gilt.
( New York für Anfängerinnen , S. 63)
Zoe hatte sich zwar selbst für den StyleChicks- Blog bei den Schauen akkreditiert, konnte dann aber Allegras Einladungen benutzen, weil die an einer Führungskräftetagung teilnehmen musste und nicht persönlich kommen konnte. Das war richtig nett, da Allegra als Modepäpstin nämlich immer in der ersten Reihe saß, wo auch die Hollywoodstars Platz nahmen, und die hübschen goodie bags, gefüllt mit Kosmetik und anderem Klimbim, auf den Stühlen lagen. Normalsterbliche Redakteure bevölkerten hingegen gemeinhin die blanken Ränge 5 bis Stehplatz. Da saß man so weit weg vom Geschehen, dass man gerade mal die Oberteile erkennen konnte. Nosebleed seats , nannten die Kolleginnen im Büro diese Plätze. Angelehnt an die Sitze, die im Madison Square Garden so hießen, weil sie ganz weit hinten, ganz weit oben waren – und man ob der dünnen Luft dort in der Höhe Nasenbluten bekommen konnte.
Sekretärin Madison, von allen im Büro nur »Das blonde Gift« genannt, trug heute ein geschmacklich eher zweifelhaftes Juicy-Couture-Stretchkleid in Miss-Piggy-Pink, in welchem schon eine Zwölfjährige ausgesehen hätte wie eine Prostituierte.
»Ich soll dich von Tom fragen, ob du heute bei ihm im Towncar mit zu den Schauen fahren möchtest?«, flötete Madison und platzierte wieder ungefragt eine Pobacke auf Zoes Schreibtisch.
Ganz offensichtlich duzt Das blonde Gift den neuen Chef, fiel Zoe sofort auf. Sie selbst hatte McSchleimi seit ihrer Begegnung im Aufzug nicht mehr gesehen. Nicht dass Zoe darüber besonders unglücklich gewesen wäre. Schließlich war sie immer noch richtig sauer auf ihn.
»Danke, Madison. Du kannst Herrn Fiorino ausrichten, dass ich die U-Bahn nehme«, antwortete Zoe. Alpha-Männchen musste man schließlich da treffen, wo es ihnen am meisten wehtat. Nicht wahr? Also am Ego. Deshalb gab Zoe Schuhmacher demonstrativ den öffentlichen Verkehrsmitteln den Vorzug!
Madison guckte ob dieser Entscheidung zwar etwas verstört, was Zoe aber darauf zurückführte, dass wenige Gehirnzellen wohl einfach stärker schwingen mussten, um
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