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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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Haare geordnet ungeordnet in alle Richtungen abstanden, abrupt die Laufrichtung wechselte und hinter einem Zeitungskiosk verschwand. Aber Zoe Schuhmacher war viel zu sehr mit ihrem Streit mit Benni beschäftigt, um weiter über den Mann nachzudenken.
     
    *
     
    Zoe verbrachte also das Osterwochenende alleine in der Hegestraße und war zufällig zu Hause, als sie am Karfreitag einen Anruf aus dem Büro der Verlegerin von Schönhoff Publishing erhielt.
    »Frau Schuhmacher«, sagte die Stimme einer jungen Frau. »Mein Name ist Sophia Laubach. Ich bin die neue Assistentin von Justus von Schönhoff und habe Ihre Telefonnummer von Ihren Eltern bekommen. Herr von Schönhoff hat auf der Teilnehmerliste der »Bright Young Things«-Konferenz kommende Woche in San Diego gesehen, dass Sie mit Ihrem neuen Projekt dort teilnehmen werden. Er würde sich gerne mit Ihnen vor Ort zum Lunch treffen. Passt Ihnen Freitagmittag, oder sind Sie da schon anderweitig verplant?«
    »Moment, Moment bitte«, stotterte Zoe. »Ist Justus von Schönhoff etwa wieder zurück im Verlag?«
    »Seit Anfang Februar. Wussten Sie das nicht?«
    Nein, das hatte sie allerdings nicht gewusst. »Und um was geht es?«
    »Herr von Schönhoff würde gerne mehr über Ihr Projekt erfahren.«
    Große Lust, irgendwelche Verlagsfuzzis aus ihrer Vergangenheit zu treffen, hatte Zoe eigentlich nicht, aber die Neugier siegte. Den verloren gegangenen Sohn konnte sie sich schließlich nicht entgehen lassen.
    »Okay, kein Problem. Freitagmittag. Mailen Sie mir doch einfach noch die genauen Daten, wann und wo.«
    »Wunderbar. Wir freuen uns. Und guten Flug!«
     
    Zoe hatte sich gleich im Januar für die Konferenz »Bright Young Things« angemeldet, wo sich einmal im Jahr Start-up-Gründer, Angel Investoren und anderweitige digital minds trafen und schon manch großer Deal eingefädelt wurde. Sie würde dort auf einer Podiumsdiskussion zum Thema »Dinge, die die Welt verändern« ihr Konzept von Sehnsucht vorstellen und für die zweite Finanzierungsrunde des Start-ups werben, während Benni in Hamburg weiter an der Beta feilte und Allegra in Bali nach dem Mann ihres Lebens fahndete.
    Mit Ben kommunizierte Zoe dieser Tage nur noch per E-Mail. In Ein-Wort-Sätzen.
    Fertig?
    Was?
    Themenwolke!
    Nö
    Wann?
    Übermorgen
     
    Direkt am Tag nach ihrem Bahnhofsstreit hatte Zoe das komplette Computerlabor in der Hegestraße abgebaut und in die immer noch herumstehenden Kartons gepackt. Als Benni dann am Montagmorgen mit einer kolossalen Fahne und nach Kneipe stinkenden Klamotten eintrudelte, die jedem Stadtstreicher Ehre gemacht hätten, erklärte sie ihm, dass er zukünftig in seiner eigenen Wohnung weiterprogrammieren müsse. Zoe hatte sich gedanklich schon auf einen Riesenstreit eingestellt und die möglichen Varianten eines solchen das ganze Wochenende lang im Kopf durchgespielt.
    Doch Benni sank einfach nur theatralisch auf den Holzboden im Flur, blieb stoisch sitzen und schniefte. »Er ist daran schuld, nicht wahr?«
    »Wer ist daran schuld, Ben?«
    »Na, dein Ami.«
    »Er hat nichts damit zu tun.«
    »Es liegt nicht an mir, sondern an ihm!«, rief Ben dennoch triumphierend, als wäre ihm gerade das Prinzip der Relativitätstheorie klar geworden.
    Zoe holte tief Luft und erklärte geduldig: »Erstens ist es egal, an wem es liegt. Unterm Strich funktioniert es mit uns beiden einfach nicht mehr. Und zweitens …«
    »Es ist nicht egal«, unterbrach Benni sie schmollend.
    Wenn er jetzt stehen würde, dachte Zoe, würde er mit dem Fuß aufstampfen. Seine sonst sorgfältig à la Beckham gestylten Haare waren fettig und verklebt, der normalerweise exakt manikürte Zweitagebart war zu einem stoppeligen Sechstagegestrüpp geworden. Benni Nigmann sah so abgrundtief unglücklich und gleichzeitig beleidigt aus wie eine Katze, die gerade gebadet und shampooniert worden war. Nur, dass er bei Weitem nicht so sauber war.
    »Warum kannst du nicht in mich verliebt sein, Zoe? So wie am Anfang?«
    »Aber das habe ich doch versucht.«
    »Dann versuch es eben mehr.«
    »Benni, es tut mir leid, aber ich kann es nicht.«
    »Ben, ich heiße Ben, verdammt noch mal.«
    »Ben. Entschuldige, Ben. Es tut mir unendlich leid.«
     
    Seine »Ich bin zutiefst verletzt«-Nummer hatte Zoe fast dazu gebracht, ihm aus lauter Mitleid zu sagen, dass sie es sich noch einmal überlegen würde. Doch diese Lektion hatte Zoe Schuhmacher erfolgreich gelernt: Aus Mitleid konnte man niemanden lieben.

APRIL

     
    Der Flug von

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