Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
Vom Netzwerk:
begriffen, dass es Leute da draußen in der Welt gibt, die mich lieben, mich vielleicht sogar brauchen. Nicht nur meine Mutter, sondern auch Tom. Deshalb bin ich zu ihnen in die Realität zurückgekehrt.«
    Als Justus Toms Namen nannte, zuckte Zoe merklich zusammen. »Wie geht es ihm?«, fragte sie leise.
    »Nicht gut. Gar nicht gut«, sagte Justus Vatsayana Schönhoff.
»Er hat es nicht anders verdient.«
    »Doch, das hat er.«
    »Misch dich da bitte nicht ein, Vatsayana, Quatsch, Justus. Du weißt ohnehin schon viel zu viel über Tom und mich. Oder hat er dich etwa vorgeschickt?«
    »Nein, hat er nicht. Ich bin tatsächlich hier, weil ich mich für dein Projekt interessiere.«
    Zoe wusste nicht recht, ob sie ihm glauben sollte. Sie stocherte nachdenklich in ihren Blueberry Pancakes. Die Neugier siegte aber wie immer. »Warum hat Tom es dann deiner Meinung nach nicht verdient?«
    »Seine Ehe mit Vicky war schon lange vorbei, Zoe. Tom hat einen deutlichen Schlussstrich gezogen, als er bei Plachette gekündigt hat, aus London und von Vicky weggezogen ist und in New York bei Schönhoff anfing.«
    »Und warum hat er Vicky dann nie mit einem einzigen Wort mir gegenüber erwähnt? Justus, so eine Information unterschlägt man doch nicht einfach. Ich stand da wie eine Vollidiotin, als diese Frau plötzlich in New York auftauchte und mich bezichtigte, mit ihrem Mann zu schlafen.«
    »Er hatte die Scheidung bereits eingereicht, bevor er England verließ.«
    »Die Scheidung?«, presste Zoe heraus. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
     
    *
     
    Zoe verschob das Gespräch mit Justus über Sehnsucht auf einen späteren Zeitpunkt, weil ihr Kopf plötzlich ganz leer und gleichzeitig ganz voll war. Tom hatte die Scheidung eingereicht. Noch bevor er nach New York gezogen und mit Zoe gefrühstückt hatte. Warum, um Himmels Willen, hatte er ihr dann nie etwas davon gesagt? Warum hatte er nicht versucht, es ihr nachher zu sagen, irgendwann in Deutschland? Das alles ergab überhaupt keinen Sinn. Egal wie oft sie darüber nachdachte, es drehte und wendete.
    Nach dem Lunch lief Zoe wie im Trance in den Konferenzraum Aspen, meldete sich bei einer jungen Dame mit dem schicken Titel Speaker Liasion und bekam ein kleines, schwarzes Mikrophon an den Blusenkragen geheftet sowie ein handygroßes Funkelement hinten an die Hose. Normalerweise würde sie jetzt noch einmal hektisch ihre Notizen durchgehen und verzweifelt versuchen, tief ein- und auszuatmen, um nicht vor Aufregung doch noch fluchtartig den Konferenzraum zu verlassen, aber heute war sie ganz ruhig. Wie auf Autopilot. Sie führte Sehnsucht mit einem kurzen Filmclip ein, rasselte dann in der anschließenden Fragerunde ihre gut eingeprägten Antworten herunter und präsentierte das Ganze offenbar so passabel, dass sie nicht nur Applaus bekam, sondern gleich zwei interessierte Investoren sie unmittelbar nach ihrem Auftritt abfingen. Doch Zoe wollte nur eines: so schnell wie möglich in ihren Bungalow zurück und alleine sein. Sie fühlte sich auf einmal unendlich erschöpft.
    »Lassen Sie uns doch morgen zusammen frühstücken«, wiegelte sie Nummer eins ab.
    »Ich habe schon drei Frühstücksverabredungen«, antwortete der trocken. »Ich mache aber um 6.30 Uhr Yoga in La Jolla. Kommen Sie doch einfach mit, dann können wir auf dem Weg ins Studio im Auto reden.«
    »Wunderbar.« Zoe tat, als freue sie sich und berechnete kurz, dass 6.30 Uhr kalifornischer Zeit 21.30 Uhr deutscher Zeit sein musste. »Bis morgen.«
    Nummer zwei drückte sie eine ihrer schönen neuen Visitenkarten in die Hand und wartete, dass der endlich eine der seinen rausrückte.
    »Visitenkarten sind so last year «, sagte Nummer zwei leicht belustigt, als hätte Zoe ihn gefragt, ob er vielleicht Kleingeld für den öffentlichen Münzfernsprecher hätte. »Schieß mir einfach auf Facebook eine Message rüber, und wir machen was aus.«
     
    Zurück im Bungalow zog sie ihre Glückshose aus und feuerte diese auf einen Korbstuhl. Hatte die Hose sich etwa nur für die Paneldiskussion zuständig gefühlt, nicht aber für ihr Privatleben? Zoe wühlte in ihrem Handgepäckkoffer, fischte ein T-Shirt heraus und zog es als Schlafshirt an, obwohl die Sonne noch nicht einmal untergegangen war. Das Dinner heute Abend würde sie sich schenken, obwohl sie dort sicherlich noch mehr gute Kontakte hätte knüpfen können, aber sie wollte sich einfach nur die Decke über den Kopf ziehen und von dieser Welt verschwinden. Sie fiel in

Weitere Kostenlose Bücher