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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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die Jeans an den Beinen. Passanten hetzen an mir
vorbei, alle scheinen es furchtbar eilig zu haben. Und jetzt?
Ratlos blicke ich an den Häuserfronten entlang. Wo finde ich
Professor Ono?
    Gwyn und Gwen, wieder Händchen haltend, wuseln an mir
vorbei.
    »Stop, wait!«, rufe ich ihnen hinterher. Da sind sie schon
hinter einer hohen Eingangstür verschwunden. Ich folge
ihnen schnell.
    »Keiko Ono« steht auf einem Messingschild an der schweren
Holztür gleich im Parterre. Und kleiner darunter: »Ausbildung
nach der Suzuki-Methode«. Darüber befindet sich
ein Löwenkopf mit Klopfer. Von den Zwillingen ist weit und
breit nichts zu sehen. Also muss ich wohl klopfen.
    Eine winzige Japanerin öffnet mir die Tür. Obwohl sie mindestens einen Kopf kleiner ist als ich – und das will etwas
heißen –, scheint sie mich von oben herab zu mustern. Auf
einen fast unmerklichen Wink ihrer Hand betrete ich Professor
Onos Reich.
    Das Empfangszimmer ist spärlich möbliert. Auf einem filigranen
Biedermeier-Bänkchen hocken die Zwillinge und
sehen mich erwartungsvoll an. In ihren Augen meine ich
Spott zu lesen. Sind wir zu spät? Nein, die geschwungene
Ebenholzuhr auf der Biedermeier-Vitrine zeigt exakt 11:30
Uhr. Ich schicke ein stilles Dankgebet an Mr MIB.
Aber was
ist es dann?
    »Und du bist …?«, wendet sich die kleine Japanerin an
mich, ohne sich selbst vorzustellen. Ich vermute, dass ich
Professor Ono vor mir habe, so autoritär, wie sie auftritt.
    »Niki, ich bin das neue Au-pair der Familie Carter«, erkläre
ich und fühle mich, als wäre ich zur Rektorin gerufen
worden, um für ein Vergehen bestraft zu werden, von dem
ich noch nicht einmal etwas weiß.
    »Niki.« Sie spuckt meinen Namen aus wie einen Kirschkern.
»Hat dir Mrs Carter keine genauen Anweisungen bezüglich
meines Unterrichts erteilt?«
    »Doch …«, stottere ich. Die Anweisungen in dem Brief
hätten wohl kaum genauer sein können. Seid pünktlich!
    »Und was für eine Erklärung hast du dann dafür, dass die
Kinder ihre Instrumente nicht dabeihaben?«
    »Wie bitte?« Habe ich das richtig verstanden? Instrumente?
Was denn für Instrumente?
    »Violins.« Professor Ono glaubt wohl, ich würde das Wort
nicht kennen. Sie spricht betont langsam: Vi-o-lins. Geigen.
    Endlich kapiere ich.
Shit!
Professor Ono ist Gwyns und
Gwens Geigenlehrerin! Jetzt verstehe ich auch, warum die
Zwillinge mich so siegesgewiss angesehen haben. Keine Geigen,
kein Geigenunterricht!
    »Sorry. I'm so sorry«, beteuere ich. Aber davon lässt Professor
Ono sich nicht besänftigen.
    »Unter diesen Bedingungen kann ich nicht arbeiten. Ich
werde mit Mrs Carter über den Vorfall sprechen«, ereifert sie
sich. »Es ist ein großes Entgegenkommen von mir, dass ich
die Mädchen auch während der Ferien unterrichte. Da muss
ich mir so etwas nicht bieten lassen.« Damit dreht sie sich
um und verschwindet in einem angrenzenden Zimmer.
    Wütend drehe ich mich zu den Zwillingen um. Doch die
sind mal wieder in eines ihrer geflüsterten Gespräche vertieft
und schenken mir keinerlei Aufmerksamkeit.

Bei der Masse an gelben Taxis auf New Yorks Straßen
sollte es eigentlich keine Schwierigkeit darstellen, eines davon
anzuhalten.
    Leider muss ich schnell feststellen, dass das ein Trugschluss
ist. Der Stau vor Professor Onos Haus hat sich aufgelöst,
die Autos rasen an uns vorbei. Ich wedele und winke
mit der Hand, aber keiner der Taxifahrer scheint davon Notiz
zu nehmen.
    Gleichzeitig versuche ich, Gwyn und Gwen nicht aus den
Augen zu lassen. Eine Horrorvorstellung, dass die beiden
jetzt auch noch abhandenkommen könnten. Aber die Zwillinge
scheinen von ihrem Sieg über mich und die Geigenlehrerin
noch derart zufrieden zu sein, dass sie Hand in Hand
hinter mir auf dem Gehweg warten und sich nicht von der
Stelle rühren.
    Erst als ich mich halb auf die Straße stürze, hat ein Taxifahrer
endlich Erbarmen und lenkt sein gelbes Gefährt an
den Bordstein. Bevor er es sich anders überlegen und wieder verschwinden kann, reiße ich die hintere Tür auf und schiebe
die Zwillinge hinein.
    Erschöpft lasse ich mich neben den beiden in den zerschlissenen
Ledersitz fallen. Ich fühle mich, als wäre ich
einen Marathon gelaufen. Dabei hat mein erster Tag als Au-pair
gerade erst begonnen. Wie soll ich Madeleine Carter
bloß erklären, dass ich die Zwillinge ohne ihre Geigen zum
Unterricht gebracht habe? Vermutlich wird sie nicht gerade
begeistert sein! Und Gwyn und Gwen? Ignorieren mich einfach
wieder. Ich habe keine

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