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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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sowie
schimmernden Perlen bestickt. Auf einem dezenten Schildchen
im Kragen entdecke ich einen Schriftzug: irgendein Designer-
Name, der mir nichts sagt, aber teuer aussieht. Jedes
der Kleider hat vermutlich mehr gekostet als der gesamte Inhalt
meines Kleiderschranks, schätze ich.
    Mein Plan scheint aufzugehen. Hand in Hand nähern sich Gwyn und Gwen dem Himmelbett. Natürlich flüstern sie
wieder miteinander. Keine Ahnung, was die sich ständig zu
sagen haben. Wahrscheinlich lästern sie über mich. Aber egal.
Hauptsache, sie ziehen jetzt diese Kleider an und sehen präsentabel
aus, wenn gleich ihre Mutter auftaucht.
    »Wollen wir die Kleider anziehen?«, frage ich mit einem
bemühten Lächeln.
    »Okay«, erklären Gwyn und Gwen gleichzeitig, schlüpfen
aus ihren pinkfarbenen Sommerkleidchen und strecken die
Arme hoch wie zwei kleine Balletttänzerinnen, damit ich
ihnen die nachtblaue Seide über die Köpfe ziehen kann. Ich
schließe die Knopfleisten, wobei ich mir fast die Finger breche.
Bereitwillig schlüpfen Gwyn und Gwen in die Ballerinas,
lassen es sogar ohne Protest zu, dass ich ihre Pferdeschwänzchen
wieder gerade ziehe. Zufrieden betrachte ich mein Werk.
Die Zwillinge sehen aus wie zwei kleine Engel.
    Die Uhrzeiger stehen auf kurz vor zwei. Madeleine muss
jetzt jeden Moment kommen. Immerhin kann ich ihr zwei
perfekt angekleidete Mädchen übergeben.
    »Ich muss mal zur Toilette«, tönt da einer der beiden blonden
Engel.
    »Ich auch«, stimmt der andere ein.
    Ich verdrehe die Augen.
    »Okay. Aber seid vorsichtig mit den Kleidern. Und beeilt
euch.«
    Durch eine weiße Tür, die mir bisher gar nicht aufgefallen
war, huschen Gwyn und Gwen in ein angrenzendes Badezimmer.
Was für ein Luxus! Ein eigenes Bad für zwei Siebenjährige.
    Ich höre die Klospülung. Dann noch mal. Sie drehen den
Wasserhahn auf, um ihre Hände zu waschen.
Brave Mädchen!
Das Wasser rauscht. Und rauscht. Und rauscht.
    Was machen die da, zum Teufel?
    »Gwyn, Gwen?« Ich drücke die Klinke. Abgeschlossen.
»Macht sofort auf.«
    Das Wasser rauscht weiter. Es ist laut. Viel lauter als ein
normaler Wasserhahn am Waschbecken. So laut, dass ich von
den Mädchen nichts hören kann. Vielleicht hören sie mich
auch nicht?
    »Gwyneth, Gwendolyn?« Ich hämmere gegen die Tür.
Nichts außer dem rauschenden Wasser. Das klingt wie eine
Dusche!
    »Open the door, please!« Keine Reaktion. Ich hämmere
noch einmal mit aller Kraft.
    »Nicole, was ist hier los?« Von mir unbemerkt ist Madeleine
Carter ins Kinderzimmer getreten. Verwundert betrachtet
sie meine Faust, die wie erstarrt in der Luft hängt.
    »Ich … die Mädchen …«, stottere ich.
    »Hatte ich mich nicht klar genug ausgedrückt?« Madeleines
Stimme hat einen angestrengten Ton und ihr dunkelrot
geschminkter Mund ist unwillig verzogen. »Ich sagte,
dass ich um zwei Uhr komme, um Gwyneth und Gwendolyn
abzuholen.«
    »Ja, schon …«, versuche ich mich zu verteidigen, aber Madeleine lässt mich gar nicht zu Wort kommen. Sie dreht sich
zur Badezimmertür um, hinter der es plötzlich mucksmäuschenstill
geworden ist, und klopft einmal kräftig dagegen:
»Kommt, Mädchen, Mommy ist hier.«
    Augenblicklich wird die Tür geöffnet.
    Das Erste, was ich sehe, ist eine riesige Wasserlache auf dem
rosa gefliesten Badezimmerboden. Dann kommen Gwyn
und Gwen hinter der Tür hervor. Klatschnass vom Scheitel
bis zur Sohle. Die Designer-Kleidchen kleben an ihren dünnen
Körpern und die Pferdeschwänze hängen traurig herab.
    Ich schließe die Augen und höre, wie Madeleine leise »Oh,
my God« haucht. Dann dreht sie sich zur Zimmertür und
ruft: »Danuta.«
    Die Haushälterin erscheint in Windeseile und wird angewiesen,
frische Kleider für die Mädchen zu holen. Gwyn und
Gwen schälen sich selbst aus ihren ruinierten Sachen, während
ihre Mutter hektisch mit einem Föhn über die blonden
Köpfe wedelt. Ich stehe mit hängenden Armen daneben.
    »Kann ich irgendetwas tun?« Meine Frage trägt mir einen
vernichtenden Blick von Madeleine ein.
    »Nein danke, du hast für heute genug getan«, erwidert sie
kühl.
    Ich will das Kinderzimmer gerade verlassen, mich in meiner
Besenkammer verkriechen und ins Bett legen. Ausruhen
von diesem Horrortag. Vielleicht ein bisschen schlafen. Der
Jetlag quält mich mittlerweile gewaltig. Da ruft Madeleine
mich zurück. Versöhnlich lächelt sie mich an.
    »Da wir deine Hilfe heute nicht mehr benötigen, macht
es dir doch sicher nichts aus, Danuta ein bisschen zur Hand
zu

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