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New York - Love Story

New York - Love Story

Titel: New York - Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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den Sattel zu klettern. Zwei weitere
Nannys stürzen los, bevor das Ganze in eine Massenschlägerei
ausartet.
    »Lasst uns tanzen«, ruft einer der Musiker, der eine Trommel
in der Hand hält. Mithilfe der Nannys gelingt es ihm, die
Kinder in einem Kreis zu versammeln und zu einem Tanzspiel
zu animieren. Alle Kinder, außer meinen Zwillingen.
    Ich schaue zum Süßigkeiten-Buffet. Tatsächlich: Gwyn und
Gwen stehen noch immer unter dem rosa Baldachin an der
Candy-Bar und stopfen Jelly Beans und Schokolade in sich
hinein. Kaum ist eine Hand leer, greift sie schon wieder nach
etwas Neuem. Ihre Münder sind mit rosa Zuckerwatte verschmiert
und ihre Augen erscheinen mir glasig wie im Zuckerrausch.
    Ich schiebe mich an den hüpfenden und springenden Tänzern
vorbei, bis ich vor den Zwillingen stehe.
    »Alles okay?«, frage ich.
    Wie erwartet: keine Reaktion.
    »Wollt ihr nicht tanzen?«
    Beide schütteln ihren Kopf. Immerhin.
    »Gefällt es euch hier?«
    Wieder Kopfschütteln.
    »Wollt ihr nach Hause?«, frage ich etwas perplex. Ich dachte
immer, alle Kinder lieben Kindergeburtstage. Aber vielleicht
finden sie diese Märchenland-Kulisse ebenso scheußlich wie
ich.
    Tatsächlich nicken Gwyn und Gwen einvernehmlich.
    »Okay, dann kommt.«
    Ich überlege, dass wir uns von Jennifer verabschieden sollten
oder wenigstens von Mrs Phillips. Aber das Geburtstagskind
liegt gerade, in Tiefschlaf gefallen, in einem Kreis und ist
der Mittelpunkt irgendeines Prinzessinnen-Wachküss-Spiels.
Da will ich nicht stören.
    Auch die Königin-Mutter kann ich nirgends entdecken,
als wir in den breiten Flur treten. Nur das Hausmädchen erscheint,
um uns die Tür zu öffnen, und ich bitte sie, Mrs Phillips
für die Einladung zu danken. Keine Ahnung, ob sie weiß,
wer die Zwillinge sind.
    Im Taxi sind Gwyn und Gwen noch stiller als gewöhnlich. Sie
kichern und tuscheln nicht miteinander, sondern starren nur
stumm geradeaus. Zuckerschock, ich hab es ja gewusst!
    Plötzlich fängt eine der beiden – Gwyn oder Gwen, ich
werde nie lernen, sie auseinanderzuhalten – neben mir an,
leise zu wimmern.
    »Was ist?« Ich beuge mich zu ihr. Ihre Augen sind gerötet,
die Wangen wirken hitzig. Besorgt lege ich eine Hand auf
ihre Stirn. Nein, kein Fieber.
    »Tut dir etwas weh?«
    Sie jammert lauter. »Mein Bauch!«
    Bauchweh! Blinddarmentzündung! Krankenhaus! Die
Wörter schießen blitzartig durch meinen Kopf. Ich will gerade
nach meinem neuen Handy kramen, um Madeleine zu
informieren, als sich das Mädchen neben mir aufrichtet und
sich mit einem weiteren lauten Schluchzen schwallartig erbricht.
    Fassungslos starre ich auf meine Brust und meinen Bauch.
Die Kleine hat nicht nur sich selbst, sondern auch mich voll
erwischt. Pinkfarbenes Erbrochenes breitet sich auf meinem
weißen Trägertop aus. Der Gestank ist so widerlich, dass mir
sofort übel wird.
    Beide Zwillinge weinen jetzt unisono. Der Taxifahrer stößt
laute Flüche in einer unverständlichen Sprache aus, fährt
rechts ran und wirft uns aus seinem vollgekotzten Wagen.
Zum Glück sind wir nur einen halben Block von unserem
Haus entfernt, wie ich erleichtert feststelle. Ich knie mich vor
den Zwillingen auf den Bürgersteig und ignoriere die angeekelten
Blicke der Passanten.
    »Ist ja gut«, versuche ich, die beiden zu beruhigen, und
fasse sie etwas unbeholfen an den dünnen Oberarmen. Sie
schütteln meine Hände ab und weinen lauter.
    »Ich will zu meiner Mommy!«
    »Ich will zu meiner Mommy!«
    Okay! Ich fasse sie unsanft an den Handgelenken und ziehe
sie hinter mir her.
    Die Strecke erscheint mir endlos weit, die Fahrt im Aufzug
ist eine Qual für meine Nase, doch als wir aus dem Lift
steigen, seufze ich erleichtert auf: Madeleine ist zu Hause. Ich
höre ihre Stimme aus der Küche, wo sie im Befehlston ins Telefon
spricht: »Nein, ich habe Peach gesagt! Das ist etwas anderes
als Orange! Etwas ganz anderes! Gut, schicken Sie mir
vorab ein paar Exemplare zur Ansicht. Nein, wissen Sie, was,
ich komme vorbei und sehe sie mir vor Ort an. Dann kann
ich den Gesamteindruck besser beurteilen. Sofort? Natürlich
sofort! Was denken Sie denn? Ja, bitte decken sie fünf Schautische
ein, damit ich mir ein Bild machen kann.«
    »Mommy!« Gwyn und Gwen stürzen in die Küche.
    Ich höre ein entsetztes »What …?« und dann »Nicole!«
    Ich atme tief durch und folge den beiden Mädchen. Dort
versuchen Gwyn und Gwen vergeblich, sich an ihre Mutter zu drücken. Madeleine wedelt mit dem Telefon vor sich
herum wie mit

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