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Newtons Schatten

Newtons Schatten

Titel: Newtons Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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feste Ohrfeige verpasst. Und wie beängstigend zugleich. Denn es scheint beinah, als hätte er ein Eigenleben.»
    «Ihr sagt mehr, als Ihr wisst, Miss Barton», sagte ich.
    «Der Samen kommt aus diesem feinen Ritz, nicht wahr?», fragte sie.
    «Ja und das wird gleich passieren, wenn Ihr nicht vorsichtig seid», sagte ich.
    «Oh, aber ich will ja das Ejakulat sehen», insistierte sie. «Ich will alles wissen.»
    «Das Ejakulat ist überaus ungebärdig», sagte ich, «und ich kann nicht garantieren, wo es hingehen würde.» Leise sagte ich: «Auf Euer Kleid…»
    «Wenn ich es vielleicht in meinem Mund auffinge», sagte sie und ehe ich Einspruch erheben konnte, hatte sie mein Glied in den Mund genommen, worauf ich gänzlich unfähig war, mich ihren weiteren anatomischen Erkundungen, denn so fühlte es sich an zu widersetzen, bis ich mich in ihren Mund ergossen hatte. Und sie, zu me inem Entsetzen, die Bescherung hinunterschluckte.
    «Catherine», sagte ich, indem ich mein Glied ihren kühlen Händen entzog und meine Hose wieder zuknöpfte. «Ihr solltet das nicht einfach schlucken.»
    «Ach, lieber Tom, es ist nicht gefährlich, da kann ich Euc h beruhigen. Es besteht keine Gefahr, mit einem Kind niederzukommen. Die Gebärmutter einer Frau mag sich ja im Bauch befinden, aber zum Magen hat sie keine Verbindung.»
    Sie lachte und wischte sich dann die Lippen mit einem Taschentüchlein.
    Ich trank einen großen Schluck Apfelwein, um mich zu beruhigen.
    «Das war überaus instruktiv», sagte sie. «Und überaus
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    vergnüglich. Ich bin Euch sehr dankbar. Und jetzt, da ich das Glied eines Mannes in seiner ganzen Pracht gesehen und gekostet habe, ist mir tatsächlich vieles klarer.»
    «Das freut mich sehr, Catherine», sagte ich und küsste sie auf die Stirn. «Aber mir ist jetzt nur klar, wie sehr ich Euch vergöttere.»
    Wir saßen eine ganze Weile vor dem Kamin, hielten Händchen und sagten kaum etwas. Ich küsste sie und sie küsste mich wieder. Und da ich uns jetzt für so intim in allen Dingen hielt, wie es zwei Menschen nur sein konnten, beging ich einen schrecklichen Fehler.
    Einen Fehler, der mich vielleicht mein Lebensglück kostete.
    Als wir wieder saßen und uns, wie mir schie n, höchst sachlich weiter unterhielten, lenkte sie die Konversation auf Mister Otways Theaterstücke, insbesondere The Soldiefs Fortune und dessen Fortsetzung The Atheist, welche uns, da wir beide Whigs waren, nicht besonders gefallen hatten. Wenn ich es dabei belassen hätte, wäre vielleicht zwischen uns alles gut gegangen.
    Irgendwann hätten wir vielleicht sogar geheiratet. Doch dann bemerkte ich, dass ich nicht verstünde, wie irgendjemand, der in engeren Kontakt mit den Ansichten ihres Onkels komme, noch länger Christ sein könne. Was Miss Barton als einen schrecklichen Insult gegen ihn zu verstehen schien, denn sie entzog mir auf der Stelle ihre Hand und die Farbe, die sie seit unseren Liebesspielen im Gesicht gehabt hatte, wich augenblicklich.
    «Sir», sagte sie, «was wollt Ihr damit sagen?»
    «Oh, nur das, was Euch doch bekannt sein muss, Miss Barton.
    Dass Doktor Newton die gesamte christliche Überlieferung für eine Fälschung hält, für das betrügerische Werk verderbter Männer, welche, um ihrer eigenen Zwecke willen, das Vermächtnis Jesu Christi absichtlich korrumpierten.»
    «Hört auf», rief Miss Barton, indem sie aufsprang und mit dem
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    Fuß aufstampfte wie ein ungeduldiges Pony. «Aufhören. Hört auf.»
    Ich stand langsam auf, sah ihr ins Gesicht und erkannte erst zu spät, dass, trotz aller häretischen Überzeugungen ihres Onkels, von denen sie, wie ich jetzt merkte, nichts wusste, trotz ihrer klugen Reden, ihres forschenden Verstandes und ihres Verlangens nach mir, Miss Barton sich den schlichten Christenglauben einer Do rfpfarrersgattin bewahrt hatte.
    «Wie könnt Ihr so etwas Gemeines über meinen Onkel sagen?», herrschte sie mich an und ihre Augen wurden plötzlich feucht.
    Ich verschlimmerte meinen Affront nicht durch die Versicherung, dass ich doch nur die Wahrheit gesagt hätte, denn das hätte der Ohrfeige, welche meine Worte für sie gewesen waren, nur eine zweite hinzugefügt. Vielmehr verschlimmerte ich ihn durch die Erklärung, es könne sein, dass die abweichlerischen Ansichten, welche ich ihrem Onkel unterstellt hätte, tatsächlich nur meine eigenen seien.
    «Ist es möglich, dass Ihr so abscheuliche und sündige Dinge glaubt, wie ich sie Euch eben äußern hörte?»
    Was ist

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