Nextopia
wenn dieses mythische Bild der Schweden nicht sehr eng an die Realität angelehnt sein mag: Tatsache ist, dass die Schweden ein Leben ohne große Extreme führen, weder Höchst- noch Tiefsttemperaturen ausgesetzt sind und nicht für besondere Extravaganzen berühmt sind.
Sehen Sie sich nun die folgende Tabelle an. Sie zeigt die Lebenszufriedenheit jeder dieser fünf Gruppen:
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Alle Gruppen haben ihre Zustimmung zu der Aussage »Ich bin zufrieden mit meinem Leben« auf einer Skala von 1 (trifft überhaupt nicht zu) bis 7 (trifft vollkommen zu) bewertet. Alle fünf haben ihre Zufriedenheit mitknapp 6 bewertet und nahezu identische Punkte erzielt. Offenbar sind die Schweden mit ihrer Durchschnittsquote von 5,6 weniger zufrieden als die Eskimos mit 5,8. Aber wenn man den Unterschied von 0,2 in Relation zu der gesamten Skala betrachtet, liegt die Differenz bei vernachlässigbaren 3 Prozent, wohingegen die Gemeinsamkeit 97 Prozent beträgt.
Antwort auf die Frage: Die reichsten Amerikaner und die afrikanischen Massai (sowie die grönländischen Eskimos, die Schweden und die Amish) sind gleichermaßen zufrieden mit ihrem Leben.
Dieses Frage-und-Antwort-Spiel hat bisher gezeigt, dass die Menschen mit ihrem Leben zufrieden zu sein scheinen, egal wann und egal wo. Es spielt keine große Rolle, in welchem Land oder in welcher Zeit Sie leben, Sie würden Ihre Lebenszufriedenheit wahrscheinlich mit knapp 6 auf einer Skala von maximal 7 bewerten. Ich wage zu behaupten, wenn Sie sich selbst, Ihre Eltern, Geschwister und Kinder fragen und die Antworten addieren, erhalten Sie einen Durchschnitt von 5,8 (es sei denn, Ihre gesamte Familie besteht aus Schweden, dann liegen Sie bei 5,6).
Treten wir auf der Stelle?
ANGESICHTS DER TATSACHE, DASS SCHWEDEN UND AMISH NICHT WENIGER ZUFRIEDEN SIND als Amerikas 400 reichste Bürger oder dass finnische Zwillinge innerhalb eines Zeitraums von 15 Jahren, während dessen das finnische BIP um fast 50 Prozent gewachsen ist, nicht zufriedener mit ihrem Leben geworden sind, fragt man sich doch, ob all dieser wirtschaftliche Fortschritt, der uns in die Erwartungsgesellschaft geführt hat, nichts für uns getan hat. Treten wir auf der Stelle, während die Gesellschaft mit Schallgeschwindigkeit voranbraust?
Eine grafische Darstellung der Lebenszufriedenheit in 66 Ländern rund um die Welt, verglichen mit ihrem BIP, ergibt das folgende Muster (sieheAbbildung). Dieses Muster deutet darauf hin, dass wirtschaftlicher Fortschritt durchaus positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden einer Nation hat, aber oberhalb einer bestimmten Grenze lässt der Effekt nach. Und diese Grenze ist in unserem industrialisierten Teil der Welt eindeutig längst erreicht.
Unterhalb eines BIP von 10
000 Dollar pro Kopf macht ein Wachstum des Wohlstands die Bevölkerung zufriedener. Vermutlich ist dies die untere Grenze, damit grundlegende soziale Funktionen greifen können. Sobald diese sozialen Funktionen geregelt sind, hat wirtschaftlicher Fortschritt praktisch keine Auswirkungen mehr auf die Menschen in diesem Wirtschaftssystem.
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Kombiniert man die beiden vorausgehenden Grafiken zur Entwicklung der USA, ergibt sich ein überraschendes Bild. In der nächsten Abbildung sehen Sie die steil nach oben zeigende Kurve, die das BIP des Landes während der letzten 50 Jahre zeigt, sowie die Linie, welche die durchschnittliche Lebenszufriedenheit der Einwohner darstellt, eine Linie, die an den fast unbewegten Horizont des Meeres erinnert.
Das ursprüngliche Diagramm des US-amerikanischen BIP zeigte, dass die Wirtschaft bereits zur Halbzeit des vergangenen Jahrhunderts einen Wert um 10
000 Dollar pro Kopf erreicht hatte. Während die Wirtschaft sich rasant weiterentwickelte, hatte die Lebenszufriedenheit daher bereits ihr Kontinuum erreicht, und der Durchschnittsamerikaner mit seiner fünffachen Zahl von Spielzeugen oder der dreifachen Menge von Schuhen im Schrank ist nicht zufriedener geworden.
Tatsächlich gibt es nicht viel, was uns zufriedener macht. In der Welt der beliebigen Verfügbarkeit kann nicht nur jeder alles jederzeit und überall kaufen, sondern es scheint zudem auch nichts zu geben, das uns noch zufriedener machen könnte.
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In der Welt der beliebigen Verfügbarkeit gibt es also keine materiellen Dinge, die Ihre Lebenszufriedenheit bestimmen oder die Sie von Ihren Mitmenschen unterscheiden könnten.
Im Jahre 2002 analysierten Forscher die Daten
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