Nextopia
des International Social Survey Programme, um den Einfluss einer Reihe verschiedener Variablen auf die Lebenszufriedenheit zu messen. Über 45
000 Menschen aus 35 verschiedenen Ländern nahmen daran teil, von Taiwan über Russland und Zypern bis zu den USA. Die in der Analyse untersuchten Variablen waren:
Alter
Geschlecht
Familienstand
Gesundheit
Bildung
Persönliches Einkommen
Familieneinkommen
Beschäftigung
Berufliche Position
Freizeit
Wohnort
Zusammengenommen machten diese Variablen weniger als 5 Prozent der Lebenszufriedenheit aus. Mit anderen Worten, wenn Sie einen verheirateten australischen Familienvater mittleren Alters, der in Teilzeit im öffentlichen Dienst arbeitet, mit einer jungen, unverheirateten dänischen Universitätsstudentin vergleichen, werden Sie wahrscheinlich herausfinden, dass der Unterschied zwischen ihrer generellen Lebenszufriedenheit weniger als 5 Prozent beträgt.
Nichts, was Sie besitzen, haben oder sind, scheint eine große Rolle zu spielen, es beeinflusst nicht Ihre Lebensanschauung. Ob Sie verheiratet sind oder nicht, ist gleich. Dies mag im Ganzen gelten, aber bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die Lebenszufriedenheit um den Zeitpunkt der Eheschließung herum nicht konstant ist. Die folgende Darstellung zeigt die Analyse von 1991 Deutschen aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), das fortlaufend die Lebensbedingungen einer großen, repräsentativen Bevölkerungsstichprobe aufzeichnet. Zwischen 1984 und 2000 machten die Teilnehmer Angaben zu ihrer Zufriedenheit mit dem Leben und ihrem gesellschaftlichen Status. Das Muster derjenigen, die heirateten, zeigt die folgende Abbildung.
Unabhängig von allen Faktoren, die in der Studie untersucht wurden und einen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben könnten, zeigt diese Grafik die isolierte Auswirkung der Eheschließung. Die rechte Hälfte zeichnet kein sehr positives Bild, denn die Lebenszufriedenheit geht kontinuierlich über die Jahre zurück, sobald Menschen geheiratet haben. Die linke Hälfte dagegen sorgt für eine sehr viel positivere Sichtweise. Die Tatsache, dass die Lebenszufriedenheit sehr bald nachder Hochzeit zurückgeht, beruht auf dem merklichen Anstieg der Zufriedenheit vor der Hochzeit. Auf lange Sicht ist es einerlei, ob verheiratet oder nicht verheiratet, aber die Erwartung der Hochzeit lässt die Lebenszufriedenheit stark ansteigen.
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Lass uns heiraten – später!
IN DER ERWARTUNGSGESELLSCHAFT IST DIE ERWARTUNG ZU HEIRATEN MEHR, ALS VERHEIRATET ZU SEIN. In der Welt der beliebigen Verfügbarkeit ist die Gelegenheitseinbuße des Heiratens hoch, denn man vergibt Millionen von möglichen Partnern und Chancen, die man bei der christlichen Partnersuche, der schwulen Partnersuche, der wissenschaftlichen Partnersuche oder jeder nur vorstellbaren anderen Partnersuche kennenlernen könnte. Die Erwartung zu heiraten ist etwas ganz anderes, denn man genießt die Freude auf den Anlass, ohne tatsächlich alle Brücken hinter sich abzureißen.
Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sowohl Männer als auch Frauen in letzter Zeit immer älter sind, wenn sie heiraten? Die Ursache scheint nicht in gründlicherem Erwägen zu liegen, um bessere Übereinstimmung zu erzielen, denn die Statistiken belegen, dass die Zahl der Scheidungen genauso stark steigt.
1991 heirateten britische Männer mit 31 und Frauen mit 29. Nur 14 Jahre später, 2005, waren sie 36 beziehungsweise 34 zum Zeitpunkt der (ersten) Eheschließung.
Auch deutsche Statistiken weisen ein ähnliches Muster auf. Im Jahr 1990 heirateten Männer im Schnitt mit 28 Jahren das erste Mal, die Frauen waren knapp 26. Nach Untersuchungen von 2010 warten sie mittlerweile bis sie 33 beziehungsweise 30 Jahre alt sind, bevor sie den »Bund fürs Leben« eingehen.
Die höheren Scheidungsraten weisen darauf hin, dass späteres Heiraten auch nicht notwendigerweise etwas mit Austoben und Ausprobieren zu tun hat, ehe man den Hafen der Ehe ansteuert – ein paar Jahre später wird die Partnersuche mit hoher Wahrscheinlichkeit fortgesetzt. Spätere Eheschließung könnte das Ergebnis von verlängerten Erwartungen sein, denn die Erwartung zu heiraten ist wichtiger als das tatsächliche Erleben.
Es ist nicht so schlimm wie erwartet!
WENN VERHEIRATETE MENSCHEN NICHT ZUFRIEDENER MIT IHREM LEBEN SIND, sollte man erwarten, dass geschiedene Menschen nicht weniger zufrieden sind. Und so ist es auch. Die folgende Grafik weist ein Muster auf, das beinahe exakt
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