Nextopia

Forscher verglichen die ursprünglichen Reaktionen und die Befriedigung, wenn der Preis später entgegengenommen wurde, der Personen mit und derjenigen ohne nähere Informationen über den Preis.
    Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Probanden, die nicht wussten, welchen Preis sie gewonnen hatten, oder die Armbanduhr nicht hatten anprobieren können, entwickelten bei Erhalt der guten Nachricht positivere Gefühle und blieben glücklicher als jene, die bereits wussten, was sie erwartete, ehe sie die Schokolade oder die Uhr erhielten. Sie waren auch zufriedener mit dem jeweiligen Geschenk als die Vergleichsgruppe.
    Amerikanische Forscher führten zwei ähnliche Experimente durch. Im ersten Experiment wurde der Hälfte der Gewinner eines Wettbewerbs gesagt, sie würden einen bestimmten attraktiven Preis erhalten, und die andere Hälfte bekam die Information, dass ihnen der gleiche oder ein vergleichbar attraktiver Preis gegeben würde, was noch nicht feststehe. Die Ergebnisse belegten, dass die Probanden der letzten Gruppe deutlich länger in einer positiven Stimmung blieben als jene, die von vornherein wussten, welchen Preis sie bekommen würden. Das zweite Experiment ging noch einen Schritt weiter. Diesmal sagte man der ersten Hälfte der Wettbewerbsteilnehmer, dass sie beide attraktiven Preis gewinnen würden, während die zweite Gruppe einen der Preise bekäme, aber noch nicht wusste welchen. Die Ergebnisse deckten sich mit denen des ersten Experiments – wer nicht wusste, welchen Preis er erhalten würde, war positiver gestimmt und blieb es für einen längeren Zeitraum als jene, die den vorher genannten und noch einen weiteren Preis bekommen sollten. Das überraschte die Zuschauer, die gefragt wurden, welche Alternative die Teilnehmer wohl bevorzugen würden: »Die beiden angekündigten Preise natürlich!«
    Weil die Welt der beliebigen Verfügbarkeit mit Nowcasting und Minisodes uns ungeduldig gemacht und daran gewöhnt hat, alles Gewünschte sofort zu bekommen, ist es kein Wunder, dass wir lieber vorher wissen, was wir kriegen, beide Preise erhalten, die Liste der Songs sehen, die uns vorgespielt werden, wissen, welche Süßigkeiten oder welchen Elektroartikel wir erhalten, oder das Produkt im Schaufenster anprobieren. Und wenn wir das iPhone nicht ausprobieren dürfen, werden wir total verrückt nach dem Elektrogerät hinter Glas. Nach dem Elektrogerät, das wir 68 Tage nach seiner Markteinführung zu etwas mehr als dem halben Preis kaufen konnten.
    In der Welt beliebiger Verfügbarkeit halten Produkte und Erfahrungen nicht vor. Im besten Falle sind sie kleine Bodenwellen bei unserer Fahrt über die Megaschnellstraße des Glücks. Doch was wir wirklich schätzen, ist die Erwartung dessen, wie sie sein werden, eine Erwartung, die unsere Freudevor, während und nach der Begegnung mit dem Objekt der Erwartung verlängert.
    Objekte sind vergänglich, Erwartungen sind für die Ewigkeit.
    In der Welt beliebiger Verfügbarkeit gibt es die Zukunft von heute zum Sonderpreis. Wir wissen – oder erwarten, was dasselbe ist –, dass jedes Produkt, welches wir heute kaufen, schlechter ist als das, was wir morgen kaufen können. Deshalb ist das Produkt, das wir heute kaufen, morgen schon weniger wert und verliert seinen Wert rasch vollständig. In der Garantie steht vielleicht, dass der fantastische neue Gefrierschrank, den zu kaufen Sie erwägen, zehn Jahre lang hält, aber sein tatsächlicher Wert schwindet, denn schon bald gibt es etwas Besseres, das den Wert dessen mindert, das Sie besitzen. Und wenn Werte schwinden, werden die Regeln des Preisnachlasses auf den Kopf gestellt. Sehen Sie sich mal Folgendes an.
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    Kluge amerikanische Studenten wurden gebeten, den Wert eines Kusses von einem Filmstar ihrer Wahl zu bewerten. Das Muster in der Grafik unterscheidet sich deutlich von dem zuvor abgebildeten.
    Der Kuss verliert nicht an Wert, je weiter die Zukunft voranschreitet – er gewinnt an Wert. Selbst nach einem Jahr ist er immer noch mehr wert als bei seiner unmittelbaren »Auslieferung«, wenn auch 50 Prozent weniger als bei dem zuvor gemessenen Zeitpunkt. Dass der Wert nach einem Jahr sinkt und nach zehn Jahren sogar unter dem ursprünglichen Wert liegt, hat seinen Grund wahrscheinlich darin, dass im Zeitalter des Information Super Highway ein Jahr voller 43-Stunden-Tageeher etwas Abstraktes ist, wodurch es selbst klugen Universitätsstudenten schwerfällt, sich auf das Stattfinden des Kusses zu