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bewerten ihre Genauigkeit mit 50 Prozent.
    Kein Wunder, dass wir es nie lernen. Bei einer (gefühlten) Präzision von nahezu 100 Prozent unserer Voraussagen und Reaktionen auf bevorstehende Lebensereignisse innerhalb der nächsten drei Monate (jener Zeitraum, der wirklich bedeutsam zu sein scheint) und immer noch 50 Prozent für das gesamte folgende Jahr – warum sollten wir das Gefühl haben, irgendetwas lernen zu müssen?
    Außerdem gibt der Rückblick uns recht. Wenn Ihr Date nicht so berauschend ist, wie Sie es drei Monate zuvor erwartet hatten, warten Sie einfach weitere drei Monate und – siehe da! Das ist die Macht des V.
Zurückblicken ist schrecklich!
    WISSENSCHAFTLER BEGLEITETEN EINE GANZE SAISON LANG 16 AMERIKANISCHE PROFI-TENNISSPIELER. Jeder Aspekt der Spielleistung auf dem Tennisplatz wurde aufgezeichnet – wie viele Bälle sie mit Schlägen übers Netz beförderten, die der Gegner nicht erwidern konnte, wie oft sie den Ball des Gegners nicht erwidern konnten, wie viele Bälle sie ins Netz oder ins Aus beförderten und wie viele erfolgreiche Aufschläge sie verzeichneten. Offensichtlich gab es zwischen den Spielern maßgebliche Leistungsunterschiede. Zwar hatte jeder im Verlauf der Saison bessere und schlechtere Spiele, aber einige erbrachten durchgängig bessere und andere durchgängig schlechtere Leistungen als die anderen. Durch das Erstellen von psychometrischen Spielerprofilen, eine präzise Bestimmung ihrer Gedanken und ihrer Denkweise, fanden die Wissenschaftler die Ursache: Grübeln.
    Die weniger erfolgreichen Spieler neigten deutlich mehr zum Grübeln als die anderen. Sie wiederholten im Geiste ihre vorangegangenen Handlungen und dachten immer und immer wieder darüber nach, was sie richtig oder falsch gemacht hatten oder was bis jetzt in diesem Match geschehen war. Tatsächlich entdeckten die Forscher, dass das Grübeln der Spieler, ihre Neigung, eher rückwärts als vorwärts zu denken, eine negative Auswirkung auf ihre Gesamtleistung hatte, die sich auf über 60 Prozent belief. Die Wahrscheinlichkeit, einen Ball erfolgreich zu erwidern, statt ihn ins Netz zu schlagen, ging um ganze 71 Prozent zurück.
    Abgesehen von ihren kurzärmeligen weißen Oberteilen und Shorts und ihrer Angewohnheit, zwischen den Matches in Wimbledon Erdbeeren zu essen, unterscheiden sich Tennisspieler nicht von anderen Sportlern. Studien, die beispielsweise mit Baseballspielern und Volleyballteams durchgeführt wurden, wiesen ähnliche Ergebnisse auf; das Zurückblicken hat furchtbare Auswirkungen auf den Spielerfolg, und das Nachdenken über die Vergangenheit fördert weder den Punktgewinn der Mannschaft noch stärkt es ihre Abwehr, ganz im Gegenteil.
    Ein erfolgreicher Aufschlag oder das Schlagen eines Baseballs über die Parkgrenzen hinaus mag für die meisten Menschen keine Frage von Leben und Tod sein. Trotzdem zeigt sich daran sehr gut, wie nachteilig Grübeleien tatsächlich sein können. Psychiatrische Forschungen zeigen, dass Depressive eine 25-mal höhere Suizidwahrscheinlichkeit aufweisen. Eine neuere Studie belegt, dass Grübeln nicht nur zu geringerem Selbstwertgefühl und einer als schwächer wahrgenommenen Selbstkontrolle führt, sondern dass die Korrelation zwischen Grübeln und Depression auch bei bis zu 56 Prozent liegen kann.
    Wenn Zurückblicker mangelhaftere Leistungen erbringen, sich schlechter fühlen, zu größerer Passivität neigen und sich sogar möglicherweise das Leben nehmen, ist es kein Wunder, dass die meisten von uns vorausblicken, sonst wären ja mittlerweile nicht mehr allzu viele übrig. Die Forschung weist sogar darauf hin, dass das beste Gegenmittel gegen Depressionen oder Unglück darin besteht, nach vorn zu denken und die Vergangenheit zuvergessen. Das heißt, lernen Sie niemals aus Ihren Fehlern. Oder beschönigen Sie sie!
    Das Nachdenken über vergangene Unzulänglichkeiten macht Sie passiv und unglücklich, deshalb ist es besser, sie als Erfolge abzuspeichern und Energie daraus zu ziehen. Darüber hinaus sind Fehler per definitionem Teil der Vergangenheit, und die Vergangenheit ist irrelevant. So schnell dreht sich die Welt, verändert sich die Sprache und entwickelt sich der Alltag (noch eine Generation zuvor konnte man sich kein Auto leisten, jetzt bucht man Reisen ins All), dass Sie sich keinen Stillstand erlauben können, geschweige denn den Blick zurück. Rennen Sie einfach immer weiter!
    Genau das tun offenbar die meisten von uns – wir vergessen unsere