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Nextopia

Nextopia

Titel: Nextopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Micael Dahlén
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im Preis heruntergesetzt wird), ist das Anstehen für ein erwartetes Produkt oder eine erwartete Gelegenheit daher in der Welt beliebiger Verfügbarkeit aus zwei Gründen erstrebenswert. Erstens verlängert es die gesamte Erfahrung und ermöglicht es, die goldenen Erwartungen länger auszukosten. Zweitens steigert es die Erwartungen und macht sie sogar noch reizvoller, wenn es keine Gewissheit und keine genaue Begründung für das Anstehen gibt.
    Wenn es nach den Radiohead-Fans geht, so erhöht Schlangestehen das Vergnügen um 60 Prozent, denn sie waren bereit, 3 Dollar mehr für die Vorbestellung des Albums In Rainbows zu bezahlen als jene 5 Dollar, die durchschnittlich von jenen bezahlt wurden, die das bereits erschienene Album unmittelbar erhielten (3 : 5 = 0,6). Und das Anstehen für das Album verursachte keine Gelegenheitseinbußen, denn die Fans konnten weiterhin andere Möglichkeiten ergreifen und Produkte kaufen, während die Website ihren Platz in der Warteschlange sicherte. Hier zeigt sich die Schönheit der Welt beliebiger Verfügbarkeit: Jeder kann überall jederzeit für irgendetwas anstehen (online oder offline) und dennoch über alles Gewünschte auf dem Laufenden bleiben (nicht mal beim Zelten in freier Natur geraten Ihre Arbeit oder Ihr Liebesleben ins Hintertreffen, denn Sie können Ihre Lieblingssendung nowcasten, die wichtigsten Blogs lesen, Ihre Freundin per GPS ausfindig machen und Ihrem Chef eine SMS schicken).
Konsum als Trailerismus
    »Hast du schon den neuen Simpsons-Film gesehen?«
    »Nein, aber ich hab mir die Trailer angeguckt, die waren echt super!«
    ERKENNEN SIE DIESEN DIALOG WIEDER? BESTIMMT. Wahrscheinlich haben Sie ihn selbst schon mal geführt, wie die meisten von uns. Vielleicht nicht über den neusten Simpsons-Film, aber sicher über irgendeinen anderen.
    Und es ist durchaus wahrscheinlich, dass Sie entweder von einem anderen die Antwort bekommen haben, er habe den Simpsons-Trailer gesehen, nicht jedoch den ganzen Film, oder dass Sie selbst so geantwortet haben. Der Simpsons-Film war im Jahr 2007 einer der größten Blockbuster. Er hatte am Freitag, dem 27. Juli 2007, seine Premiere, und überrundete schon am ersten Wochenende die Zuschauerzahlen aller anderen Filme. Obwohl eine fantastische Menge an Eintrittskarten für den Film verkauft wurde und er bis zum Jahresende mehr als eine halbe Milliarde Dollar einspielte, war er dennoch in den meisten Ländern schon vor Silvester wieder aus dem Kinoprogramm verschwunden.
    Weniger als fünf Monate ist keine besonders lange Lebensdauer für einen Film, der so beliebt war und so große Erwartungen geweckt hatte. Aber seine Lebensdauer war ja eigentlich auch sehr viel länger. Sie begann über ein Jahr und drei Monate früher, am Freitag, dem 4. Juli 2006, als die ersten Trailer in die Kinos kamen. Obwohl der Film von einer beeindruckenden Zahl von Menschen besucht wurde, ist das kein Vergleich zu dem gewaltigen weltweiten Publikum der Trailer, die während der folgenden fünfzehn Monate gezeigt werden sollten.
    Nicht nur, dass praktisch jeder Kinogänger in diesem Zeitraum mindestens einen Trailer für den Simpsons-Film zu sehen bekam, Millionen Menschen gingen zudem auch noch online, um ihn sich wieder und wieder anzuschauen:
Bis Ende 2007 verzeichnete Google knapp 2 Millionen Suchanfragen zum Begriff »Simpsons-Trailer«.
Die Anzahl der »Simpsons-Trailer«-Clips bei YouTube lag konstant bei über 500, die Abfragen pro Clip lagen bei bis zu 2 Millionen.
    Während der Simpsons-Film einer der besten und verkaufsstärksten Filme dieses Zeitraums war, wurden die Simpsons-Trailer zweifellos von viel mehr Menschen über einen viel längeren Zeitraum hinweg besucht und angesehen. Das Konsumverhalten in Bezug auf den Simpsons-Film ist ein typisches Beispiel für Trailerismus .
    Kurz gesagt bedeutet Trailerismus, dass die Wahrscheinlichkeit und unsere Neigung höher ist, den Trailer anzuschauen als den ganzen Film. Trailer locken weltweit Millionen Menschen an, im Kino ebenso wie im Internet, und übertreffen die Zuschauerzahlen jedes Kinofilms bei weitem.
Eine Google-Suche nach »Film Trailer« erzeugt über 400 Millionen Treffer.
YouTube zeigt fast 1 Million Trailer-Clips, von denen viele über 10 Millionen Mal angesehen werden.
    Ende August 2009 wurde der Trailerismus auf eine neue Ebene gehoben: der Trailer zu Avatar feierte seine Premiere in 300 Kinos auf der ganzen Welt. Tickets wurden für Preise zwischen 50 und 400 Dollar

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