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Nextopia

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Titel: Nextopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Micael Dahlén
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dass 27 Jahre nicht mehr das Verfalldatum der Kreativität sind, seit wir das alte Jahrtausend hinter uns gelassen haben? Trent Reznor, Frontmann der (un)bekannten Band Nine Inch Nails (die unter anderem von Marilyn Manson als bedeutende Inspirationsquelle angeführt wird), ist der lebende Beweis dafür. Im Alter von 32 Jahren (entsetzlich alt …) wählte das Time Magazine ihn zu einem der 25 einflussreichsten Menschen des Jahres, und das Spin Magazine bezeichnete ihn als vitalsten Musiker. Auch jenseits der Dreißig (richtig, richtig alt …) experimentiert er weiter mit den Grenzen der Popmusik.
    Anfang 2008 veröffentlichten Nine Inch Nails (NIN) das Album Ghosts. Besser gesagt: vier Alben namens Ghosts I–IV. Zumeist instrumentale Songs. Eine gewisse Herausforderung, sogar für Trent Reznor. Vielleicht ein ziemlich harter Brocken, sogar für hartgesottene Fans. Aber bis jetzt hat ihn keiner umgebracht …
    Vielleicht weil er im März 2008 bei YouTube ein Video eingestellt hat. Dieser Clip ist eine Einladung zum Nine-Inch-Nails-Ghosts-Filmfestival. Jeder ist aufgefordert, sein eigenes Video zum Album Ghosts zu drehen – um diese musikalische Herausforderung zu nutzen und ihr einen Sinn zu verleihen, um zu kontrollieren, wie Trent & Co. sich und ihre Arbeit darstellen.
    Als ich mich angemeldet habe, bestand der offizielle NIN-Ghosts-Filmfestival-YouTube-Kanal aus über 1.000 Videos und hatte Abertausende Mitglieder.
    In der Welt beliebiger Verfügbarkeit kann jeder überall jederzeit Kontrolle über die Leistungen von NIN ausüben.
    Wie beispielsweise mit dem seinerzeit meistgesehenen Video von einem japanischen Fan, das auf der Idee basierte, die Olympischen Spiele wären in Wirklichkeit eine geheime Veranstaltung für Zeitreisen, zum Klang von Trents wild wuchernden Gitarrenriffs …
    IV. ROCKSTAR SUPERNOVA Erinnern Sie sich noch an Mötley Crüe? Oder an Guns N’ Roses? Wenn es um das Thema »Töte, was du liebst« geht, kann man wohl sagen, dass der Tod ihnen auf dem Fuße gefolgt ist.
    Im Falle von Mötley Crüe war der Sänger Vince Neil in den Unfall verwickelt, bei dem der Schlagzeuger Razzle der finnischen Glamrock-Band Hanoi Rocks ums Leben kam. Und ein in den Neunzigern verbreitetes faszinierendes Gerücht besagte, dass Nikki Sixx seinerzeit gar nicht der wahre Nikki Sixx gewesen sei, sondern ein Double des echten Typen, der heimlich eine Überdosis genommen hätte.
    Was Metallica betrifft, so kam der Tod in Gestalt eines Busunglücks außerhalb einer Kleinstadt in Schweden, mitten im Nirgendwo, und beendete das Leben des Bassisten Cliff Burton. Gerüchten zufolge sollen sich die Bandmitglieder außerdem auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs Ende der neunziger Jahre beinahe gegenseitig umgebracht haben.
    Guns N’ Roses konnten dem Tod aus dem Wege gehen, obwohl auf den Sänger Axl Rose Mordanschläge verübt wurden.
    Abgesehen von der Todesnähe haben die drei Bands gemeinsam, dass sie Kultbands waren (sind), welche die Jugend und die musikalische Perspektive von drei Altersjahrgängen bestimmt haben. Mit so einem Erbe, so einer Verantwortung, so einer mehr oder weniger schlummernden Beziehung, die Fans unter Kontrolle bringen wollen, macht man keine Scherze.
    Deshalb gingen Tommy Lee von Mötley Crüe, Jason Newsted von Metallica und Gilby Clarke von Guns N’ Roses auf Nummer sicher, als sie beschlossen, gemeinsam eine neue Band zu gründen: »Du bist unser Boss und bestimmst, wer unser Frontmann wird!« Unter Tausenden von Bewerbern wurden 15 männliche und weibliche Möchtegern-Leadsänger ausgewählt, um an der Fernsehshow Rockstar Supernova teilzunehmen, die 2006 von CBS ausgestrahlt wurde.
    Allwöchentlich wählten die Zuschauer ihre Lieblingskandidaten, bis am Ende nur noch der kanadischstämmige Lukas Rossi im Rennen war. Noch vor Jahresende wurde die Band gegründet, eine Welttournee angekündigt und ein selbstbetiteltes Album veröffentlicht (das in Kanada natürlich Platin erhielt).
    Zwei Jahre später beschritten auch Gilbys übrige Bandkollegen von Guns N’ Roses diesen Weg.
    Anfang April 2008 warfen sie den Leadsänger Scott Weiland raus. Noch vor Ende des Monats kündigten sie an, dass DU dich um diesen Platz bewerben solltest. Die Nachricht, dass sie Online-Bewerbungen für einen neuen Leadsänger abhalten wollten, sorgte für Schlagzeilen (und für über 70.000 Google-Aufrufe innerhalb weniger Tage). Der zeitliche Horizont war »bald, denn wir wollen weitermachen«, verlautete es aus

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