Nexus - Band 1
offen wie sie nur sein können. Offen, für den Tod all dieser Menschen, die euer irrwitziger Plan verschlungen hat." fuhr er fort, wohl wissend, dass es die falschen Worte waren, um sie seinem Gegenspieler etwas bedeuten zu lassen. Aber wenn schon nichts anderes, dann würde er Sam Nevalle die Schrift seiner Anklage verlesen, bevor er entschied, wie er ihn richtete. "Wart ihr euch im Klaren darüber, wie viele Seelen das Syndikat opfern würde, um dieser... Fata Morgana nachzujagen? Oder was es für das Leben meiner Crew bedeutete, als du uns ins Kreuzfeuer deines kleinen Privatkrieges locktest?" Toms Augen verengten sich in schwelender Verachtung. "Du hast dich selbst verraten, Sam - immer wieder, genauso wie damals das Imperium… und nun sogar deine eigenen Leute."
"Das Imperium…" Jede einzelne Silbe seiner Worte kroch über Nevalles Lippen wie eine zähflüssig-toxische Masse, die es ihm Mühe bereitete, erfüllt von Abscheu und Ekel aus sich herauszuwürgen. Die ehemals von akzentuiert lässiger Überlegenheit gezeichnete Haltung seines Körpers versteifte sich zusehends zu einer gespannten Groteske immer mehr an Dominanz gewinnender, chaotisch-aggressiver Krämpfe. "…was schenkt es seinen treuen Dienern, als eine Existenz in einer Zelle aus Furcht und falscher Demut, angekettet an den Fesseln des Imperators… wie Hunde. Ich…" Stingers mit kaltem Feuer brennende Pupillen stachen in Toms Gesicht. "…ich bin frei! Ich habe die Freiheit zu handeln, zu denken und zu leben wie ich es will! Und wenn das Imperium dabei brennt, dann soll es so sein! Ich frage dich etwas, Tommy… alter Kamerad…"
Tom Parkers Brust hob sich in der ersten einer Folge langsamer, kraftvoller Atemzüge. Unbemerkt ruhten die Finger seiner rechten Hand um den Griff seiner geholsterten Waffe. Die Scharade war vorbei - und egal was er nun antwortete, Sam Nevalles mit der tödlichen Skrupellosigkeit seines kranken Geistes lauernder Verstand würde ihm keine Sekunde des Aufschubes mehr schenken. Denn Tom hatte seine Wahl getroffen. Und nur der Stärkere würde fähig sein, die Konsequenz daraus zu überleben.
"…bist du bereit für deinen Club der Aufrechten zu sterben?"
"Nein." antwortete er und begegnete dem sprungbereiten Raubtier, dessen geisterhafte Essenz in den Zügen seines Gegenübers wild und blutrünstig an seinen Fesseln zerrte, mit derselben Barriere eisigen Selbstvertrauens wie er es schon zuvor getan hatte. Der militärklassifizierte Laser, gegen den Tom seine konventionelle Projektilwaffe, in einem Augenblick vielleicht rettender Voraussicht, ausgetauscht hatte, würde sein Werk leise und effektiv genug verrichten - wenn nötig Sam Nevalle die womöglich einzige Erlösung bringen, die für ihn noch möglich war.
"Nicht mehr." fuhr Tom fort, sah den Funken misstrauischer Überraschung, stark genug um sogar den Strudel des Hasses in Stingers Ausdruck für eine Sekunde zu durchbrechen, die Kette des Ungeheuers mit allerletzter Anstrengung ein kleines Stück zu straffen. "Ich habe etwas wichtigeres gefunden."
"Also lebe dafür!" Ein fanatischer Schwall ungefälschter Emotion umspülte Stingers Stimme, formte seine erhobene Hand zu einer insektoid verkrampften Klaue. Hoffnung brannte in seinen Augen mit der unbändigen Intensität kurzlebigen Phosphors. "Werde Teil der Veränderung! Schließ dich mir an, und akzeptiere was dir bestimmt ist! Ich weiß, dass du sie genauso sehen kannst… die Zukunft… die Möglichkeiten , die sie dir zeigt!"
Sam Nevalles Haupt schwankte, wie benebelt und trunken von der ätherischen Droge die ihm sein Wahnsinn ohne Unterlass und immer stärker verabreichte. Sein Blick getrübt von dem was er glaubte zu sehen, zielte an Tom vorbei in die ferne Galaxie seiner Halluzinationen - gerade noch so viel seines materiellen Selbst in der Hülle seines Körpers zurücklassend, um die Antwort seines Gegenübers zu vernehmen… an der bis zu Letzt ein wenig hoffnungsvolle Erwartung gehangen hatte.
"Nein."
Die Bestie schrie. Ein stiller, schmetternder Schockimpuls des Terrors, vor Wut und Hass vibrierend, gleich einem Hammerschlag donnernd in Tom Parkers Verstand. Und zum ersten Mal seit er ihren Bau betreten hatte, wurde er ihrem furchteinflößenden Stachel gewahr, wie er sich in das Fleisch seines Opfers bohrte, um sein Gift lethargisch schockierter Starre zu injizieren… ein Todesurteil, in genau jenem Moment gesprochen, als sich Sam Nevalles Körper von unwirklicher Energie erfüllt in
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