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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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zurück und brüllte vor Lachen. Einmal war ich so entzückt, daß ich sie fragte: «Woher weißt du denn, daß du nicht auch schreiben kannst?»
    «O nein, Val, ich möchte und könnte nie Schriftstellerin werden. Ich bin Schauspielerin, weiter nichts.»
    «Du meinst, du bist nur im Schwindeln groß?»
    «Ich meine, ich habe für nichts wirklich Talent.»
    «Das war nicht immer deine Ansicht», sagte ich etwas betreten, weil ich sie zu einer solchen Äußerung gezwungen hatte.
    «Doch, doch», brauste sie auf. «Ich wurde Schauspielerin . . . oder vielmehr, ich ging zur Bühne, um meinen Eltern zu beweisen, daß ich mehr wert war, als sie dachten. In Wirklichkeit liebte ich das Theater nicht. Ich bekam es jedesmal mit der Angst zu tun, wenn ich eine Rolle übernahm. Ich hatte das Gefühl, eine Betrügerin zu sein. Wenn ich sage, ich bin eine Schauspielerin, so meine ich damit, ich schwindle den Leuten immer was vor. Du weißt genau, daß ich keine richtige Schauspielerin bin. Durchschaust du mich nicht immer? Du kannst doch sonst so gut unterscheiden, was falsch oder Angeberei ist. Ich frage mich manchmal, wie du es nur ertragen kannst, mit mir zusammen zu leben. Tatsächlich ...»
    Von ihren Lippen klang das sonderbar. Selbst jetzt, wo sie so aufrichtig und ehrlich war, spielte sie. Sie schwindelte mir jetzt vor, daß sie nur eine Schwindlerin sei. Wie so viele Frauen mit schauspielerischem Talent machte sie sich entweder kleiner, wenn ihr wahres Ich in Frage stand, oder größer. Sie konnte nur natürlich sein, wenn sie auf jemand Eindruck machen wollte. Das war ihre Art, den Gegner zu entwaffnen.
    Was hätte ich darum gegeben, diese Unterhaltungen mit Pap belauschen zu dürfen! Besonders wenn sie über Schriftstellerei sprachen. Ihre Schriftstellerei. Wer weiß? Vielleicht durchschaute sie der Mummelgreis, wie sie ihn widerstrebend nannte. Vielleicht tat er nur so, als ob er sie auf die Probe stellen wollte (mit dieser Schreiberei), um ihr die Annahme des Geldes, mit dem er sie überschüttete, zu erleichtern. Vielleicht dachte er, er würde sich Ungelegenheiten ersparen, wenn er sie glauben machte, sie verdiene ihr Geld. Soviel ich herausbekommen konnte, war er kaum der Typ, ihr offen den Vorschlag zu machen, seine Geliebte zu werden. Sie sagte das nicht geradeheraus, ließ aber durchblicken, daß sein Äußeres sie abstieß. (Wie sollte eine Frau das anders ausdrücken?) Um den Gedanken fortzuführen ... indem er ihrer Eitelkeit schmeichelte - und was konnte für eine Frau ihrer Art schmeichelhafter sein, als für eine wirkliche Künstlerin gehalten zu werden? -, würde sie vielleicht seine Geliebte werden, ohne daß er sie dazu auffordern mußte. Aus reiner Dankbarkeit. Wenn eine Frau für die Aufmerksamkeiten, die man ihr erweist, wirklich dankbar ist, bietet sie immer ihren Körper als Gegenleistung an.
    Vielleicht war es natürlich, daß sie sich nichts schenken ließ und das auch von Anfang an nicht getan hatte.
    Überlegungen dieser Art störten in keiner Weise die angenehmen Beziehungen zwischen uns. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, ist es erstaunlich, wie wenig Gedanken die geistige Ruhe beeinflussen können.
    Die Spaziergänge, die wir nach dem Essen unternahmen, waren eine Freude für mich. Sie waren etwas Neues in unserem Leben. Wir sprachen frei von der Leber weg, ohne Hintergedanken. Dazu trug natürlich auch der Umstand bei, daß wir Geld in der Tasche hatten. Dadurch konnten wir an etwas anderes denken als an unsere übliche schlimme Lage und auch über etwas anderes sprechen. Wir schlenderten durch die breiten, eleganten, langen Straßen unseres Viertels. Die alten Herrschaftshäuser schlummerten im verklärten Herbst ihres Daseins, im Staub der Zeit. Sie hatten noch einen Abglanz der alten Pracht an sich. Vor einigen von ihnen standen noch gußeiserne Neger, an denen man in früheren Zeiten die Pferde anband. Die Einfahrten waren von Laubengängen und von alten Bäumen mit üppigem Blätterwerk beschattet. Der gepflegte Rasen hatte ein leuchtendes Grün. Vor allem lag eine heitere Stille in den Straßen. Man konnte Schritte hören, die einen ganzen Häuserblock entfernt waren.
    Es war eine Atmosphäre, die dem Schreiben günstig war. Von den hinteren Fenstern unserer Wohnung blickte ich in einen schönen Garten, in dem zwei große schattige Bäume standen. Durch die offenen Fenster hörte man oft die Melodien guter Musik. Dann und wann drang die Stimme eines Kantors an mein Ohr -

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