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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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kommst immer durch. Du bist wie ein Kork. Drück ihn auf den Grund, und er steigt wieder nach oben. Manchmal bekomme ich Angst, wenn ich sehe, wie tief du sinken kannst. Ich bin nicht so. Mein Auftrieb ist körperlicher Art, deiner ... ich wollte gerade sagen geistiger, aber das wäre nicht ganz richtig. Er ist animalisch. Du hast einen starken geistigen Fonds in dir, aber es ist auch mehr von einem Tier in dir als in den meisten Menschen. Du willst leben . .. leben um jeden Preis ... ob als Mensch, als Tier . . . Insekt oder Bakterie ...»
    «Da hast du vielleicht was Richtiges gesagt. Habe ich dir eigentlich nie von dem unheimlichen Erlebnis erzählt, das ich eines Nachts hatte, als du fort warst? Mit einem Homo? Es war in der Tat lächerlich, aber damals erschien es mir gar nicht so komisch.»
    Sie sah mich mit weit offenen Augen und einem Ausdruck der Überraschung an.
    «Ja, es war kurze Zeit, nachdem du fort warst. Ich war so verzweifelt entschlossen, dir nachzufahren, daß es mir ganz gleich war, auf welche Weise ich das ermöglichen konnte. Ich versuchte, Arbeit auf einem Schiff zu bekommen, aber es gelang mir nicht. Da traf ich abends in dem italienischen Restaurant in Manhattan - du kennst es ja - einen Mann, dem ich früher schon öfter dort begegnet war ... er ist Innenarchitekt, glaube ich. Während wir uns unterhielten - wir sprachen über The Sun Also Rises — kam mir der Gedanke, ihn um das Reisegeld zu bitten. Ich hatte das Gefühl, er würde es herausrücken, wenn ich ihn genug rühren könnte. Ich sprach also von dir und von meinem brennenden Verlangen, zu dir zu fahren, und zwar so, daß mir die Tränen in die Augen kamen. Ich sah, wie er anfing zu schmelzen. Schließlich zog ich meine Brieftasche heraus und zeigte ihm dein Bild, eben das, auf das ich so versessen bin. Es machte Eindruck auf ihn. ‹Sie ist wirklich schön !› bekannte er. ‹Außerordentlich schön! Was für eine Leidenschaft! Was für eine Sinnlichkeit!› - ‹Verstehen Sie jetzt, wie mir zumute ist?› sagte ich. ‹Ja, ja›, versetzte er, ‹auf eine solche Frau würde jeder hungrig sein. Das ist verständliche Er legte das Bild auf den Tisch, als wenn er es noch weiter im Auge behalten wollte, und bestellte was zu trinken. Aus irgendeinem Grunde lenkte er die Unterhaltung auf Hemingway ab. Er kenne Paris und sei öfter dort gewesen, und so weiter.» Ich hielt ein, um zu sehen, wie sie es aufnahm. Sie sah mich mit einem sonderbaren Lächeln an. «Weiter», sagte sie, «ich bin ganz Ohr.»
    «Nun, schließlich teilte ich ihm mit, ich bemühte mich, alles zu tun, um das notwendige Reisegeld aufzutreiben. ‹Alles?› fragte er. ‹Ja›, sagte ich, ‹alles außer Mord.› Da merkte ich, was er vorhatte. Anstatt mich jedoch festzunageln, lenkte er die Unterhaltung auf andere Themen ab — Stierkämpfe, Archäologie und andere Dinge, die mit der Sache nichts zu tun hatten. Ich war der Verzweiflung nahe. Er schlüpfte mir aus den Händen.
    Ich hörte so lange zu, wie ich konnte, dann rief ich den Kellner, um zu zahlen. «Wollen Sie nicht noch etwas trinken›, fragte er. Ich sei müde, entschuldigte ich mich und wollte gehen. Plötzlich kam er wieder auf das Hauptthema zurück: ‹Warum kommen Sie nicht für ein paar Minuten zu mir hinauf, damit wir diese Reise nach Paris besprechen können? Vielleicht kann ich Ihnen helfen.› Ich wußte natürlich, was er vorhatte, und das Herz sank mir in die Hose. Ich bekam kalte Füße. Aber dann dachte ich: Ach was! Zum Teufel noch mal! Er kann nichts unternehmen, wenn ich nicht will. Ich werde es ihm herausreden — das Geld , meine ich.
    Das klappte natürlich nicht. Im Augenblick, da er mir eine Sammlung obszöner Fotos vorlegte, wußte ich, daß ich verspielt hatte. Sie waren immerhin etwas, muß ich sagen . . . japanische . Jedenfalls legte er mir die Hand aufs Knie, als er sie mir zeigte. Manchmal sah er mich gespannt an und sagte ganz ruhig: ‹Was halten Sie von dem da?› Dann verschleierten sich seine Augen, und er versuchte, mir die Hand das Bein hinaufzuschieben. Schließlich stieß ich ihn weg. ‹kh gehe›, sagte ich. Sofort änderte sich sein Gebaren. Er machte ein betrübtes Gesicht. «Bis Brooklyn ist ein weiter Weg›, sagte er. ‹Sie können ebensogut die Nacht hierbleiben. Bei mir brauchen Sie nicht zu schlafen, wenn Ihnen das widerstrebt. In dem anderen Zimmer steht noch ein Bett.› Er ging zu einem Schrank und holte einen Schlafanzug für mich.
    Ich wußte nicht,

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