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Nexus

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Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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wirklich klar ist.»
    Er schnappte nach Luft und wurde dadurch abgelenkt, aber es sollte noch mehr kommen. Er machte nun einen phosphoreszierenden Sprung aus der Tiefe seines Trampolins. Es gäbe ein paar große Seelen, die er mit Namen nennen müsse, sie gehörten einer anderen Ordnung an. Barbusse, Tagore, Romain Rolland und Peguy zum Beispiel. Freunde der Menschheit. Heroische Seelen, alle miteinander. Selbst Amerika könne so eine menschenfreundliche Seele hervorbringen, dafür sei Eugene V. Debs Zeuge. Es gäbe Mäuse, so sagte er, welche die Uniform von Feldmarschällen trügen, und Götter, die in unserer Mitte . als Bettler einhergingen. Dann kam er wieder auf die Bibel zurück. Sie wimmele von moralischen und geistigen Riesen. Wer könne sich mit König David vergleichen? Wer war so prachtvoll und doch so weise wie König Salomo? Der Löwe von Juda lebe und brülle noch. Kein Betäubungsmittel könne diesen Löwen in einen Dauerschlaf versetzen. «Wir nähern uns einer Zeit», beteuerte er, «wo selbst die schwerste Artillerie mit Spinnennetzen eingefangen wird und Armeen dahinschmelzen wie Schnee. Ideen zerbröckeln wie altes Gemäuer. Die Welt schrumpft zusammen wie die Schale einer chinesischen Licheefrucht, und die Menschen drücken sich zusammen wie feuchte Säcke, schimmelig vor Furcht. Wenn es keine Propheten mehr gibt, müssen die Steine sprechen. Die Patriarchen brauchen keine Lautsprecher, sie stehen still und warten, daß ihnen der Herr erscheint. Jetzt hüpfen wir wie Frösche von einem Tümpel zum anderen. Satan hat sein Netz über die Welt geworfen, und wir zappeln darin wie Fische, die auf die Bratpfanne warten. Der Mensch wurde nackt und traumlos mitten in einen Garten gesetzt. Jedem Geschöpf war sein Platz und sein Beruf angewiesen. ‹Erkenne deinen Platz!› hieß das Gebot und nicht: ‹Erkenne dich selbst !› Der Wurm wird nur dann ein Schmetterling, wenn er von dem Glanz und der Großartigkeit des Lebens berauscht ist.
    Wir sind der Verzweiflung anheimgefallen. Die Trunkenheit ist an die Stelle der Ekstase getreten. Der Mensch, der vom Leben berauscht ist, sieht Visionen und keine Schlangen. Er kennt keinen Kater. Heutzutage haben wir alle einen Vogel — gut in einer Flasche verkorkt. Manchmal heißt er Old Kentucky, manchmal ist er auch nur eine Autonummer - Vat 69. Alles ist Gift, selbst in der Verdünnung.»
    Er machte eine Pause, um sich Selterwasser in sein Glas zu spritzen. Reb war sanft entschlummert. Sein Gesicht trug einen Ausdruck absoluter Seligkeit, als hätte er den Berg Sinai gesehen.
    «So», sagte Elfenbein und erhob sein Glas, «laßt uns auf die Wunder der westlichen Welt trinken. Mögen sie bald vergehen! Es wird spät, und ich habe die Rednerbühne für mich allein in Beschlag genommen. Das nächste Mal werden wir umfassendere Themen erörtern. Vielleicht werde ich dann von meiner Carmen-Sylva-Zeit erzählen. Ich meine das Cafe, nicht die Königin. Ich hahe allerdings einmal in ihrem Palast geschlafen - im Stall natürlich. Erinnert mich, daß ich dann mehr von Ben Ami erzähle. Er war mehr als eine Stimme ...»
    Als wir uns dann verabschiedeten, fragte er, ob er uns nach Hause begleiten dürfe. «Mit Vergnügen», sagte ich.
    Auf der Straße blieb er stehen, um eine Inspiration aus sich herauszulassen. «Wenn Sie noch keinen Titel für Ihr Buch haben sollten, darf ich Ihnen dann den Vorschlag machen, es Die Welt der Gojim zu nennen? Er würde tadellos passen, selbst wenn er nicht den Sinn trifft. Wählen Sie ein Pseudonym wie Boguslewski - das wird den Leser noch mehr verwirren.
    Ich bin nicht immer so redselig», sagte er dann, «aber Sie gehören beide dem Grenztyp an, und auf einen armen Tropf aus Siebenbürgen wirkt das wie ein Aperitif. Ich wollte immer Romane schreiben, humoristische wie Dickens. In der Art der Pickwickier. Anstatt dessen bin ich Schauspieler geworden. So, jetzt will ich gute Nacht sagen. Elfenbein ist mein Pseudonym, mein wirklicher Name würde Sie in Erstaunen setzen. Schlagen Sie das fünfte Buch Moses nach, Kapitel dreizehn. «Wenn ein Prophet oder Träumer unter euch wird aufstehen . . .›» Er mußte auf einmal heftig niesen. «Das Selterwasser!» rief er. «Vielleicht sollte ich in ein türkisches Bad gehen. Es ist Zeit für eine neue Influenzaepidemie. Gute Nacht jetzt! Vorwärts wie zum Krieg! Vergeßt nicht den Löwen von Juda. Ihr könnt ihn im Kino sehen und brüllen hören.» Er machte das Brüllen nach. «Das soll zeigen,

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