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Nibelungen 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungen 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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einzelnen Ponys gewahr, das verloren am Hang stand und graste.
    »Warum ist es nicht mit den anderen Pferden fortgelaufen?« fragte Löwenzahn verblüfft.
    »Ich hab dir doch gesagt, ich kann mit ihm sprechen.«
    Mütterchen rief Rohlands Namen, das Tier schrak auf und erkannte die Räuberin. So schnell es konnte galoppierte es den Hang hinunter, trampelte fast über Löwenzahn hinweg und leckte voller Freude die Hand seiner Herrin.
     

Kapitel 4  
    s war der Rücken des Mannes, der Alberich während der Fahrt mit geradezu gespenstischer Vordringlichkeit in Anspruch nahm. Er konnte nicht anders, als wieder und wieder darauf zu starren, mit Blicken dem Verlauf der Geweihenden zu folgen, ihren Spitzen und Verzweigungen, die allesamt an einer Art äußere Wirbelsäule zusammenliefen. Auch diese war aus Horn geformt und ähnelte in Gliederung und Oberfläche den übrigen Geweihstücken. Der Mann mußte einen Weg gefunden haben, die Enden frei zu formen. Tat er es mit Hitze, wie beim Stahl? Mit Wasser oder Zaubersang? Allein mit seinem Willen?
    Alberich wurde aus seinen Grübeleien gerissen, als Geist ihn unter der Decke anstieß. Sie gab ihm mit einer zaghaften Geste zu verstehen, sich tiefer hinab zu ducken. Wenn einer der Krieger sie bemerkte, war es aus mit ihnen. Nicht einmal die Tarnhaut des Waldfräuleins war dann noch ein brauchbarer Schutz.
    Der Geweihmann wisperte dem Pferdelenker etwas zu, und gleich darauf brachte dieser die Tiere zum Halten. Mit einem neuerlichen Ruck blieb der Wagen auf einem engen Waldweg stehen.
    Jetzt haben sie uns, dachte Alberich.
    Doch statt dessen sprangen die beiden Drachenkrieger vom Wagen und schlugen sich rechts und links des Weges in die Büsche. Der Geweihmann nahm die Zügel auf und trieb die Pferde zur Weiterfahrt. Wenig später hatten sie die beiden Männer hinter sich gelassen.
    Ein Hinterhalt, dachte Alberich.
    Ein Hinterhalt für wen?
     

     
    Der Waldpfad war schmal und von hohen Bäumen umstanden, fast schon ein Hohlweg. Der Mond spendete nur spärliches Licht, und jeder Schritt wollte sorgfältig gesetzt sein; Wurzeln und Steine waren tückische Stolperfallen. Mütterchen saß auf Rohlands breitem Rücken, obgleich sie neue Kraft in ihren Beinen spürte. Es widerstrebte ihr, sich mehr zu schonen als unbedingt nötig war. Andererseits wagte sie nicht, sich vorzustellen, was ihnen noch bevorstehen mochte. Manchmal war es unausweichlich, sich ihr eigenes Alter einzugestehen. Räuber ist man ein Leben lang, dachte sie, aber ein brauchbarer Räuber ist man… nun, ganz erheblich kürzer.
    Löwenzahn führte das Pony am Zügel. »Horch!« zischte er plötzlich und ließ Rohland anhalten. Das Tier schnaubte ungehalten, und Mütterchen tätschelte seine Mähne.
    Von hinten, noch aus weiter Ferne, ertönte das Hämmern von Pferdehufen.
    »Dort vorne!« flüsterte Mütterchen aufgeregt und deutete auf eine Senke links des Pfades. Sie war steil, möglicherweise zu steil für das Pony, jedoch von den Wurzeln einer mächtigen Eiche überschattet. Das beste Versteck, das sich ihnen bot.
    Sie eilten weiter, und Löwenzahn sprang die Böschung hinunter. Mütterchen stieg ächzend vom Pony und gab Rohland einen Klaps. Das Tier sträubte sich; erst als Mütterchen schob und Löwenzahn zog, glitt es unter Getöse hinab in die Senke. Löwenzahn konnte gerade noch beiseite springen, ehe das Pony ihn rammte.
    Augenblicke später hockten sie unter den breiten Strängen der Wurzel und blickten durch die Lücken hinauf zum Weg. Es dauerte eine Weile, ehe das Pferd und sein Reiter sie passierten, doch als es endlich soweit war, stockte ihnen abermals der Atem. Es war der Krieger in Schwarz, jener Recke, den sie für Wodan selbst gehalten hatten. Über den Hals seines Rappen gebeugt, das Gesicht zwischen den buschigen Rabenfedern vergraben, wirkte er noch unheimlicher. Er mochte kein Gott sein, doch sein Anblick war angsteinflößend.
    Sie warteten, bis er in den Nacht verschwunden war, dann halfen sie gemeinsam dem Pony zurück auf den Weg.
    »Gehen wir weiter in der gleichen Richtung wie er?« fragte Mütterchen. Sie schämte sich nicht länger ihrer Furcht.
    »Er ist nur ein Mann«, entgegnete Löwenzahn. »Außerdem haben wir ihm unser Leben zu verdanken.«
    »Trotzdem hat es ihn nicht gestört, daß die Sklaven in den Schächten bei lebendigem Leibe verbrannten. Verstehst du nicht? Er hat es in Kauf genommen. Was für ein Mensch ist das?«
    »Sein Haß auf den Geweihten muß groß

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