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Nibelungen 03 - Die Flammenfrau

Titel: Nibelungen 03 - Die Flammenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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eigenen Zauberkräfte waren nicht stark genug, um es mit dem Magier auf ein Duell ankommen zu lassen. Ein dunkles, rotes Schimmern legte sich um die Gestalt des Mannes. Dann zuckte ein Blitz über den Himmel. Kurz darauf erwachte tiefes Grollen über dem Meer und rollte krachend gegen den Strand.
    Mirka atmete tief ein. Pyros spielt nur, beruhigte sie sich. Das ist nur ein Gewitter, nichts weiter. Eine Warnung an das Land des ewigen Frühlings.
    Wieder zuckte ein Blitz herab und färbte das Meer für die Länge eines Herzschlags blutrot. Mirka biß die Zähne zusammen. Schritt für Schritt schlich sie näher an die Felsen. Im Schatten der Klippen konnte sie vielleicht unbemerkt zurückgehen. Sie mußte Brunhild aus dem Tempel holen und die Priesterinnen wecken. Pyros durfte nicht bis zum Wasserfall kommen. Wenn es ihm gelang, seinen Vater zu befreien, war das Volk der Gwenyar nicht stark genug, den Mächten des Feuers Einhalt zu gebieten.
    Die Frau hielt inne. Von dem Hügel des Monscheintempels herab erklang Musik. Sie erfüllte plötzlich die Luft und schien mit leisem Flüstern die tosenden Elemente beruhigen zu wollen. Mirka lauschte aufmerksam. Sie hörte eine Harfe und eine Flöte.
    Wieder schlug krachend ein Donner an den Strand. Doch Mirka war sich sicher. Die Musik kam vom Hügel, und dann erkannte sie auch die Stimmen der Priesterinnen. Sie waren wach! Gemeinsam sangen sie gegen den Magier an. Klare, helle Stimmen übertönten den Wind, der rauschend über das Meer fegte. Es war ein altes Lied, Mirka hatte es unlängst erst gelernt.
     
    Helfe, Göttin gegen dunkle Feuersmacht,
    steh vor uns wie ein ehern’ Schild,
    hohe Frau im Lichterkranz,
    gib uns Sonnenkraft
    in finsterer Nacht!
     
    Erleichtert atmete sie auf. Wie hatte sie nur glauben können, Camire habe das Eindringen des Magiers in das Land der Gwenyar nicht bemerkt. Die Göttin würde ihnen beistehen. Doch seltsam, dachte Mirka, warum ertönte nicht auch die weiche Stimme Camires? Warum sang die Hohepriesterin nicht mit?
    Vielleicht war Camire auch im Haus der Göttin und betete.
    Mirka schreckte auf. Genau über dem Tempel zerriß wieder ein gleißend heller Blitz das Dunkel der Nacht.
    Sie mußte sich beeilen.
     

     
    »Antana hat immer gesagt, hier am Wasserfall gäbe es kein Gewitter«, sagte Raban und drückte sich in der winzigen Höhle an die Wand. »Sie hat gelogen!« Er schaute mißmutig vor sich hin. »Das hier ist kein Zauberland, wie Antana gesagt hat. Mein Vater wird mich hier finden!«
    »Sie hat nicht gelogen«, flüstert Brunhild zitternd. »Das ist das erste Mal.«
    Er sah das Mädchen trotzig an. »Das soll ich dir jetzt glauben?«
    Sie nickte eifrig.
    Gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Donnerschlag waren sie in ihrem Versteck angekommen. Allein der kalte Wind hatte Brunhild schon ziemlich geängstigt. Das Mädchen kannte so etwas nicht. Raban rückte etwas näher zu ihr und hielt ihr die Hand. »Wir sind Gefährten der Nacht! Hast du das vergessen?« Er streichelte sie vorsichtig.
    »Ich hab Angst«, flüsterte sie. »Wie nennst du das? Gewitter?«
    »Ja«, sagte Raban. »Es kommt meist dann, wenn mein Vater…« Erschrocken hielt er inne. »Du sagtest, ihr habt das hier zum ersten Mal?«
    Brunhilds Zähne klapperten aufeinander. »Ja.«
    Raban kroch auf allen vieren zum Höhlenausgang. Das Meer rauschte, und der pfeifende Wind peitschte die Wellen tosend gegen den nahen Strand. Über ihm blitzte und donnerte es fast ohne Unterlaß.
    Raban krabbelte zurück zu dem Mädchen. »Ich glaube, es ist mein Vater. Er ist bestimmt wütend, weil ich fort gelaufen bin.«
    Brunhild schaute den Gefährten an. »Das Gewitter da draußen macht dein Vater?«
    Der Junge seufzte. »Ich glaube schon.«
    »Dann kannst du nicht zurückgehen, wenn er so zornig ist!« sagte Brunhild leise. »Wir müssen fort von hier, bevor er noch den ganzen Strand verwüstet.«
    Wieder krachte es draußen, doch diesmal folgte dem Donner ein singendes Pfeifen, das immer schriller in die Nacht hinaus hallte. Brunhild hatte sich vor Schreck in Rabans Arme geworfen und hielt sich die Ohren zu.
    »Was ist das?« flüsterte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte Raban. »So etwas habe ich auch noch nie gehört.«
     

     
    Mirka blieb stehen und riß die Augen auf. Brüllend fuhr das zuckende Feuer aus dem Himmel geradewegs in das Dach des Tempels. Steine splitterten, und das Gebälk brach, als hätte eine gewaltige Faust zugeschlagen. Mirka hielt den Atem an. Eine

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