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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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frisch vergossenes Blut. Von Osten her zogen dünne Nebelschleier über das Moor.
    Irgendwo hinter den Wolken mußte das Meer liegen. Er hatte noch nie einen Ozean gesehen … So wie die Dinge standen, würde es wohl auch nicht mehr dazu kommen.
    Sicher lauerten die Feen schon im Nebel und warteten nur noch darauf, daß es völlig finster wurde!
    Vom Sumpf her erklang der klagende Schrei einer Eule. Das war kein gutes Omen!
    »Wir werden in den Ruinen der Burg unser Lager aufschl a gen. Dort sind wir ein wenig geschützt, falls das Wetter u m schlägt.«
    Die Feuer dort waren mittlerweile fast verloschen. Nur in den Trümmern von Palas und Burgfried schwelten noch einige der eingebrochenen Deckenbalken. Mißmutig blickte Golo den H ü gel hinauf. Das war gewiß ein verfluchter Ort! So viele Männer waren dort gestorben. Wahrscheinlich würden ihre Geister sie heimsuchen. Die Hand des Knechts glitt zu dem Schwert an seiner Seite. Er würde sein Leben teuer verkaufen! Und falls Volker doch einschlafen sollte, könnte er sich vielleicht davo n schleichen. Sein Herr konnte nicht von ihm verlangen, daß er ihn auf diese vollkommen aussichtslose Suche in die Sümpfe begleitete. Dort würden sie nichts als den Tod finden …

3. KAPITEL

    m Morgen war Jean zu ihrem Lager heraufg e stiegen. Der alte Bauer hatte ihnen ein prächtiges Frühstück gebracht. Frisch g e backenes Brot, drei Hühnereier, einen gebratenen Fisch und etwas Pflaumenmus vom Vorjahr. Der Dorfälteste wol l te ihnen sogar zehn Silberstücke anbieten, wenn sie nur wieder die Ru i nen verließen und sich auf die Reise zurück nach Worms beg a ben. Er war der festen Überzeugung, daß sie der kleinen Siedlung Unglück bringen würden, wenn sie noch lä n ger verweilten. Volker hatte das Silber in der Rechten abgew o gen … Er war sich sicher, daß dies nicht die gesamten Erspa r nisse des Dorfes waren. So arm sahen die Leute nicht aus. Er hatte den kleinen Lederbeutel genommen, zusätzlich noch Pr o viant für drei Reisetage verlangt, und so waren sie sich ha n delseinig geworden.
    Länger an diesem Ort zu verweilen machte ohnehin keinen Sinn. Mit jeder Stunde, die sie noch blieben, vergrößerte sich nur der Abstand zu den Räubern. Vermutlich waren die Plü n derer auf dem Weg zur Küste, um dort die Gefangenen an e i nen maurischen Sklavenhändler zu verkaufen.
    Volker hatte Jean nach dem kürzesten Weg zur Küste gefragt, und der Bauer gab ihm eine sehr ausführliche Beschreibung. Der Spielmann fluchte leise. Wie hatte er diesem durchtrieb e nen Alten nur glauben können? Der Tag war grau und nebelig gewesen. Schon um die dritte Stunde hatte es begonnen zu re g nen. Das Wasser rings um sie herum begann zu steigen. Den ganzen Morgen über hatte Golo auf seine griesgrämige Art g e schwiegen. Der Knecht war dagegen gewesen, in den Sumpf zu reiten. Er hatte der trügerischen Sicherheit des Knüppeldamms nicht getraut.
    Volker hob den Arm und gab Golo ein Zeichen anzuhalten, dann sprang er vom Pferd und spähte über das dunkle Wasser. Kurz vor ihnen senkte sich der Damm ein wenig und ve r schwand dann in den dunklen Fluten. Hier weiterzureiten wäre Selbstmord. Volker ballte wütend die Fäuste. Er war sich immer sicher gewesen, in einer Schlacht sein Ende zu finden … Einen Heldentod an der Seite seines Königs oder wenigstens umg e ben von treuen Waffenbrüdern. Aber von einem Sumpfloch verschluckt zu werden … Nein, das konnte nicht das Ende sein! »Wir müssen zurück. Der Weg ist hier überflutet. Es geht nicht weiter.«
    »Hinter uns ist es auch nicht besser. Wir sitzen hier fest. Am besten ist wahrscheinlich, wenn wir uns nicht von der Stelle bewegen.«
    »Du meinst, wir sollen hier im Regen stehen und zusehen, wie das Wasser langsam steigt?«
    »Habt Ihr einen besseren Vorschlag, Herr? Ich fürchte, das wird nur eine kurze Suche.« Golos Wallach schnaubte unruhig. »Hat Euch dieser Bauer nicht eine Flasche Branntwein mitgeg e ben? Vielleicht sollten wir das gute Tröpfchen vernichten. Ich meine, es macht doch keinen Sinn, wenn wir mit einer Feldfl a sche voller Schnaps versinken … «
    »Wenn dir das Sterben betrunken leichter fällt … « Volker löste die strohumwickelte Tonflasche von seinem Sattelgurt und warf sie dem Knecht zu. Er konnte nicht begreifen, wie man in dieser Lage daran denken konnte, sich zu betrinken. Es mußte einen Ausweg geben! Der Spielmann schirmte die Augen mit der Hand gegen den Regen ab und spähte über die gra u

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