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Nibelungen 04 - Das Nachtvolk

Titel: Nibelungen 04 - Das Nachtvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Fränkische Axtkämpfer, Schleuderer von den Balearen, eine Schar leichter Reiter vom Hof des Hunnenkönigs Etzel, no r mannische Ritter aus Armorika, Spießträger aus Spanien und aus dem Königreich der Langobarden. Sogar ein paar Alch e misten aus dem goldenen Byzanz waren gekommen, und man munkelte, daß Jehan sie sogar besser bezahlte als einen voll g e panzerten Ritter, der mit eigenem Gefolge in die Schlacht zog. Aus Aquitanien waren ungefähr sechzig Ritter dem Heerbann gefolgt. Jeder von ihnen hatte einen kleinen Trupp Fußsoldaten und Bogenschützen mitgebracht, so daß das Heer, das sich vor Saintes versammelt hatte, mittlerweile mehr als zweitausend Köpfe zählte. Golo hatte noch nie zuvor so viele Bewaffnete an einem Ort gesehen und war der festen Überzeugung, daß keine Macht der Welt dieser Armee widerstehen könnte. Nicht ei n mal das Nachtvolk aus den Sümpfen!
    Das Hornsignal hallte über das Feld. Der Knecht klemmte sich die Lanze fest unter die Achsel, so wie er es in den letzten W o chen gelernt hatte. Lanzenbrecher setzte sich von ganz alleine in Bewegung. Hunderte Hufe zerwühlten donnernd das frische Grün der Pfingstwiese. Die beiden Reiterformationen trafen aufeinander. Lanzen splitterten, Pferde wieherten, und die Schreie Verletzter ertönten. Golos Gegner war ein Mann in e i nem roten Waffenrock. Er hatte den Kerl noch nie zuvor ges e hen. Der Knecht zielte mit seiner Lanze in die rechte Hälfte des gegnerischen Schildes. Ein Schlag wie von der Faust eines Ri e sen traf ihn. Der andere Ritter wankte im Sattel. Dann stürzte er. Lanzenbrecher stürmte weiter. Halb benommen erreichte Golo das andere Ende der Turnierwiese. Er hatte gewonnen! Er, ein Knecht, hatte einen dieser stolzen, überheblichen Ritter ins Gras geschickt. Er konnte es kaum glauben.
    Ohne sein Zutun ordnete sich Lanzenbrecher in die Formation der Reiter ein, die wieder nebeneinander in einer langen Reihe Aufstellung nahmen. Waffenknechte und Diener eilten auf den Turnierplatz, um jenen Rittern zu helfen, die sich nicht mehr aus eigener Kraft erheben konnten. Pferde wurden weggeführt, und junge Schildknappen räumten zersplitterte Lanzenschäfte und zerbrochene Wappenschilde vom Feld. Dann ertönte e r neut das Hornsignal vor der Tribüne des Bischofs, und wieder preschten die Reihen der Reiter aufeinander zu. Golo sah sich einem Ritter gegenüber, der so wie er ganz in Weiß gekleidet war. Noch ein Kämpfer, der sein erstes Turnier bestritt. Offe n bar hatte der andere ihn ausgesucht, weil er in ihm leichte Be u te vermutete. Der Knecht preßte grimmig die Lippen aufeina n der. Dem Kerl würde er es zeigen! Seine Lanze traf genau ins Zentrum des gegnerischen Schildes. Golo hielt seinen Schild leicht zur Seite geneigt, so daß die gegnerische Waffe fast wi r kungslos an ihm entlangschrammte. Einen Lidschlag lang bog sich seine eigene Lanze bedrohlich unter dem Druck des Au f pralls. Dann stürzte sein Gegner! Noch ein Sieg. Golo schrie vor Freude. Er war nicht schlechter als diese Adligen. Sicher gab es manches Edelfräulein, das sich jetzt fragte, welcher unbekannte Held sich hinter dem weißen Wappenschild verbergen mochte.
    Wieder wurde der Kampfplatz gesäubert. Es gab einen ku r zen Zwischenfall. Ein Ritter in rotem Waffenrock lag leblos am Boden. Der Medicus des Bischofs wurde hinzugewunken. Auch zwei andere Ritter knieten nun neben dem Mann. Als sich der Arzt endlich erhob, schüttelte er den Kopf. Ein weißes Leine n tuch wurde über den Ritter gebreitet. Dann hob man ihn auf eine Trage und schaffte ihn von der Wiese.
    Golo hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Wer dieser Krieger gewesen sein mochte? Heute morgen war er gewiß noch voller Hoffnung auf den Siegeslorbeer in dem Turnier gewesen. Jetzt hatte der unglückliche Sturz seine Träume auf immer beendet. Der Knappe hatte bislang keinen Gedanken daran verschwe n det, wie viele Möglichkeiten es gab, bei einem Turnier zu ste r ben. Eine Lanze, die den Schild verfehlte … Ein schweres Schlachtroß, das über einen hinwegtrampelte …
    Wieder ertönte das Hornsignal vor der Tribüne, und diesmal zitterte Golos Hand, als er sich die Lanze unter die Achsel klemmte. Ein Ritter mit einem schwarzen Drachen auf rotem Schild hielt diesmal auf ihn zu. Der Knappe keuchte. Er kannte dieses Wappen! Es war der Anführer der normannischen Ritter aus Armorika, Berengar von Broceliande, der dort auf ihn z u kam. Ein berühmter Krieger, der schon unzählige Turniere g e

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