Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst
daß sie Ricchar besiegen würden. Er hatte es ni e mals getan!
Golo nahm einen tiefen Schluck aus dem Bierkrug, den ihm der Spielmann großmütig überlassen hatte, und wischte sich danach mit dem Ärmel über den Mund. Er sollte für den Rest der Nacht alle Gedanken an die Zukunft verbannen.
Der junge Ritter blickte zu Mechthild. Sie sah kurz von ihrer Schüssel auf und lächelte scheu. Während des ganzen Mahls hatten sie kein Wort miteinander gesprochen, doch ihr Schwe i gen hatte nichts Beklemmendes. Es beruhte auf stillem Verst e hen.
Mechthild schob ihre Holzschale zur Seite und blickte ihn an. Ihre grünen Augen funkelten wie Smaragde. Einen Augenblick lang hatte Golo Angst, ihre Erwartungen nicht erfüllen zu kö n nen. Er beugte sich vor und küßte sie. Erst sanft, dann begann er leidenschaftlicher zu werden. Seine Hand glitt zum Gürtel des Mädchens. Er löste die Schalle und schob die Hose hinu n ter. Seine Zunge umkreiste die ihre.
Der Ritter hob sie auf und schob sie ein Stück weiter auf die Decken. Er fühlte sich seltsam entrückt, so, als geschehe dies nicht wirklich. Vorsichtig drang er in sie ein, halb darauf gefaßt, sich sofort wieder zurückzuziehen, wenn er ihr Unbehagen b e reitete. Doch Mechthild umschloß ihn mit ihren Schenkeln.
Sein ganzes Gewicht ruhte nun auf ihr und drückte sie hinu n ter. Die Lust hatte alle anderen Gedanken ausgelöscht. Das Mädchen küßte ihn, wild und leidenschaftlich. Plötzlich erstar r te ihr Gesicht zu einer Maske des Entsetzens. Mit einem gelle n den Schrei drehte sie sich unter ihm weg.
Schluchzend rollte sich Mechthild zusammen und verbarg ihr Antlitz in den Händen. Golo legte seine Arme um sie. Sie ließ es geschehen. Er spürte, wie ihr Blut durch die Adern pulste. Sanft streichelte er durch ihr langes kastanienrotes Haar.
»Sie waren plötzlich wieder da.« Das Mädchen schluchzte le i se. »Ich dachte, ich hätte sie hinter mir gelassen, die Gesichter jener Nacht. Die Männer sind nicht hier im Dorf. Sie müssen bei den Kämpfen gestorben sein. Nur der Eber … «
»Rede jetzt nicht.« Er drückte sie ein wenig enger zu sich. »Laß uns einfach beieinanderliegen.«
Der junge Ritter starrte zur Decke und lauschte auf den unr e gelmäßigen Atem des Mädchens. Plötzlich spürte er ihre Hand auf dem Glied. Sie streichelte es. Es richtete sich auf, wurde hart. Mechthild drehte sich um. Sie küßte seine Brust und glitt langsam tiefer. Er hielt sie fest.
»Bist du wütend auf mich?« Golo sah die Furcht in ihren kl a ren, grünen Augen. Angst, ihn zu verlieren?
»Nein, meine Prinzessin! Ich habe dir weh getan. Deine alten Wunden wieder aufgerissen. Ich habe deinen Schmerz gespürt. Wie könnte ich dir böse sein?«
»Aber … «, sie blickte auf sein Gemächt.
»Laß es gut sein für diese Nacht. Warten wir ein wenig. Wie du siehst, hat mein Begehren nicht gelitten.«
»Und du bist wirklich nicht böse auf mich?«
Statt einer Antwort schloß Golo sie in die Arme.
Volker wanderte den Hügel hinauf bis ganz hoch zum Rand der Steilklippe, wo der Turm des Ebers stand. Es war still im Dorf. Die Nacht hatte sich über die Berge gesenkt. Der Himmel war sternklar, und die Kälte biß mit eisigen Zähnen durch seine Kleider. Undeutlich konnte er die Schatten der Wachen erke n nen, die auf den Wällen patrouillierten.
Wie gerne würde er jetzt so wie Golo in den Armen einer G e liebten liegen! Wie lange war es her, daß er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen hatte. Eine Ewigkeit … Der Auserwählte zu sein hatte ihn einsam gemacht. Sogar Golo schien sich von ihm zurückzuziehen.
Ganz leise klang eine Stimme mit dem Wind. Im Schatten des Turms stand Belliesa auf dem Rand der Klippe, blickte über das weite Bergland und sang.
»Weit bin ich in den kalten Bergen gewandert
und habe um den Kummer und den Schmerz gewußt.
Wo sind nun die vielen Menschen
vom Feld der Speere?
Alte Tränen
fallen wie Regen auf sie
und ihre Augen sind still,
als sie matt das Licht der Sterne spiegeln.
Ich habe die ungezählten Toten gesehen.
Auch ich werde einmal unter dem Sternenhimmel liegen
und mich nicht mehr zu dem Feld der Speere erheben.
Ich habe den Schrei des Windes gehört,
es ist der Schrei, der in meinem Herzen ist.
Eine Decke aus braunen Blättern wird ihn ersticken,
bevor der nächste Frühling kommt.«
Belliesa legte ihre Laute zur Seite und drehte sich um. »Hat dir mein Lied gefallen, einsamer Held?«
»Es ist schön, aber sing es
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