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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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merken, daß wir keine Schneeverwehung sind. Oben bei den Wällen gibt es einen A b schnitt, wo die Wachen Bescheid wissen, daß ich kommen we r de. Doch wir sollten uns beeilen. Die Männer sind unruhig. Weil es so dunkel ist, haben sie Angst, daß Ricchars Sachsen vielleicht einen Überraschungsangriff wagen könnten.«
    Golo starrte sie verwundert an. »So viel hast du ja noch nie auf einmal gesprochen.«
    Sie grinste. »Muß an dir liegen. Laß uns gehen.«
    Der Ritter blickte ein letztes Mal zu dem toten Franken. »M ö ge deine Seele in Frieden ruhen, Kamerad. Meine Gebete we r den mit dir sein.«
    »Mit wem sprichst du?«
    Der Burgunde schüttelte den Kopf. »Laß uns gehen!« Er zog den Schafspelz um seine Schultern und streckte sich, um am Rand der Grube nach Halt zu suchen.

19. KAPITEL

    olker duckte sich hinter die hölzerne Palisade und beobachtete, wie die Mannschaften bei den G e schützen am Fuß des Hügels nachluden. Zehn Soldaten bedienten jeweils ein Katapult. Wi e der wurde eines der Geschütze abgefeuert. Bis hier oben konnte man den dumpfen Knall hören, mit dem der Kat a pultarm auf das Lederpolster schlug. Sich drehend und ein w e nig trudelnd flog der rotbraune Felsbrocken den Berg hinauf. Der Spielmann duckte sich noch ein wenig tiefer. Fauchend zog das Geschoß über die Palisade, verfehlte nur knapp eines der Häuser und schlug in den Schnee.
    Ricchar hatte schneller neue Katapulte gebaut, als sie erwartet hatten. Nur fünf Tage waren seit dem nächtlichen Überfall ve r gangen. Besorgt blickte der Spielmann über die niedrigen Hä u ser. Sie konnten es sich nicht leisten, Unterkünfte zu verlieren. Schon jetzt war jede der Hütten überfüllt.
    Wieder zog eines der Geschosse über seinem Kopf weg. Aus den Augenwinkeln sah der Burgunde, wie der Eber hinter die Palisade geduckt in seine Richtung lief. Hoffentlich brach keine Panik in dem Dorf aus. Das zweite Geschoß verfehlte die Fes t halle nur um ein paar Spann. Der Spielmann fluchte. Dort w a ren ihre Verwundeten untergebracht. Das Dach durfte nicht zerstört werden. Doch was sollte er tun? Der letzte Ausfall hatte ihn dreißig Krieger gekostet. Bei der Verlustrate konnte er g e nau ausrechnen, wann er keinen Mann mehr hatte, der ein Schwert halten konnte.
    Keuchend lehnte sich der Eber neben ihm an die hölzerne Brustwehr. Er hielt einen Pfeil in der Hand, um den mit einem Wollband ein breiter Streifen Birkenrinde gebunden war. »Der steckte in der Palisade am Ostwall. Er hat es geschafft.«
    Volker nickte zufrieden. Vor vier Tagen hatte sich Rother bei Nacht aus dem Dorf geschlichen. Er sollte sich in den nahegel e gen Wäldern verbergen und die Truppen Ricchars bespitzeln.
    Volkers Hände zitterten vor Aufregung, als er das Band um den Rindenstreifen löste. Auf der Innenseite war mit Ruß eine kurze Nachricht niedergeschrieben.
    »Zehn je Tag. Fast zweihundert krank.«
    »Was steht da?« Der Eber konnte seine Ungeduld nicht länger zurückhalten. Er starrte auf das Rindenstück, ohne die Schrif t zeichen lesen zu können. »Was berichtet er?«
    »Wir hatten recht.« Volker rollte die Nachricht zusammen und schob sich das Rindenstück hinter den Gürtel. »Niemand kann eine Belagerung bei dieser Kälte aufrechterhalten, ohne einen hohen Preis dafür zahlen zu müssen. Er verliert jeden Tag zehn Krieger, die sie irgendwo bestatten, wo wir es nicht sehen können. Und zweihundert Mann sind so krank, das sie nicht mehr diensttauglich sind. Wenn wir es schaffen, noch eine W o che durchzuhalten, wird er aufgeben müssen. Schon jetzt kann er mehr als ein Viertel seiner Truppen nicht mehr ins Gefecht führen.«
    Der Eber runzelte die Stirn. »Sehen tut man davon aber nichts.«
    »Natürlich nicht. Die Soldaten bleiben in ihren Lederzelten und hocken an den Feuern. Man sieht nie mehr als hundert gleichzeitig im Lager herumlaufen. Jeder, der kann, flüchtet vor der Kälte.«
    »Und wenn die Nachricht gefälscht ist? Rother ist kein Wal d läufer. Es kann für die Sachsen nicht schwer sein, ihn aufzusp ü ren. Wir hätten Drustan schicken sollen. Der steht im Wald n e ben dir, und du merkst es nicht. Er ist … «
    »Er ist sicher ein guter Mann«, unterbrach Volker den Geset z losen. »Doch leider kann er nicht schreiben. Es hätte uns nichts genutzt, ihn zu schicken.«
    »Aber woher willst du wissen, daß es wirklich Rother ist, der dir schreibt? Du weißt, daß Ricchar ein Fuchs ist.«
    Der Spielmann schüttelte ärgerlich den Kopf.

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