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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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falsche Frage, Spielmann. Laß uns nun gehen. Es ist zu kalt hier oben. Du hast keinen Platz in dieser Nacht, nicht wahr?«
    Er nickte, noch immer erschrocken über ihre Prophezeiung. Und was hatte sie damit gemeint, als sie sagte, er habe die fa l sche Frage gestellt? Was war die richtige Frage?
    »Betrachte meine Einladung bitte nicht als eine Aufforderung dazu, deine Verführungskünste an mir zu versuchen. Wir teilen nur meine Decke und den Platz, an dem ich schlafe. Nicht mehr! Ich bin nicht die Frau, die du liebst, und das weißt du auch. Ich begnüge mich aber nicht mit weniger als mit einem Mann, der mich von ganzem Herzen liebt.«
    Volker lag eine bissige Antwort dazu auf der Zunge, doch er schwieg. Es wäre töricht, in einer Nacht wie dieser einen wa r men Schlafplatz aufs Spiel zu setzen. Er brauchte den Schlaf. Es mochte vorherbestimmt sein, daß Ricchar obsiegte, doch er würde ihm keinen leichten Triumph schenken.

20. KAPITEL

    ls Golo erwachte, war er allein. Er hatte nicht bemerkt, wie Mechthild ihn verlassen hatte. Se i ne Hand tastete nach den Fe l len, auf denen sie geschlafen hatte. Sie waren kalt. Es mußte mi n destens eine Stunde vergangen sein, seitdem sie gegangen war.
    Er drehte sich auf den Rücken und starrte zur Decke. Die Glut in der Feuerstelle war fast verloschen. Es war eisig kalt in der Hütte. Ob es draußen schon dämmerte?
    Der junge Ritter dachte an die vergangene Nacht. Was mochte jetzt in Mechthild vorgehen? War es ein Fehler gewesen, sie zurückzuhalten, als sie ein zweites Mal mit ihm schlafen wol l te? War sie beleidigt und deshalb gegangen? Dabei war sie so friedlich in seinen Armen eingeschlafen … Er wollte ihr diese Ängste nehmen. Wie es für sie wohl war, jeden Tag den Eber sehen zu müssen. Dieses narbengesichtige Ungeheuer, das se i nen Männern den Befehl dazu gegeben hatte …
    Sie mußten hier weg. Nicht allein wegen des Ebers. Hier zu bleiben hieße sterben, dessen war Golo sich völlig sicher. Es war nur eine Frage von Zeit, bis die Franken das Bergdorf stürmten. Er würde nicht abwarten, bis es soweit war. Sie mu ß ten fliehen. Am besten noch in dieser Nacht! Rother hatte es geschafft, hier herauszukommen … Es würde auch ihnen geli n gen!
    Golo dachte an Volker. Ob der Spielmann sie verstehen wü r de? Sein Freund würde begreifen, warum er so handeln mußte. Es war kein Verrat … Volker hatte ihm ja schon in Treveris die Wahl gelassen, ob er mit in die Berge kommen wolle.
    Von den Wällen erklangen Signalhörner. Die Franken griffen an! Fluchend sprang der Ritter vom Lager auf und tastete u n beholfen in der Dunkelheit nach seinen Kleidern. Dieses Mal würde er noch kämpfen! Er war kein Feigling! Aber sobald es dunkel würde …
    Der Ritter verschnürte sein Lederwams und griff nach seinem Schwertgurt. Etwas stimmte nicht … Der Gürtel war zu leicht. Sein Dolch fehlte. War er herausgefallen? Er tastete über den Boden, doch konnte er in der Dunkelheit nichts finden. Vie l leicht hatte er die Waffe auch auf seinem Schlafplatz in der Hü t te neben der Festhalle gelassen. Gestern hatte er dort seine Wa f fen geputzt. Wieder erklangen die Hörner vom Wall. Es war keine Zeit mehr, danach zu suchen. Er stieß die Tür der Hütte auf und trat hinaus.
    Das klare Licht blendete ihn. Es war später, als er gedacht ha t te. Fast schon Mittag. Müde streckte er seine Glieder. Die Luft war eisig. Er schlug den Umhang über seine Schulter und blic k te den Weg hinunter zum Wall. Die meisten Männer hatten sich schon dort eingefunden. Seine Hand glitt zum Schwert. Er bet e te leise, daß ihn nicht heute sein Schicksal ereilte.
    »Golo«, eine Gestalt taumelte durch den Schnee. Die Sonne stand genau hinter dem Mann. Der Ritter kniff blinzelnd die Augen zusammen. Es war der Eber. Er war fast nackt. Die Rechte hielt er auf seine Brust gepreßt. Blut quoll zwischen se i nen Fingern hindurch.
    »Verfluchte kleine Hure«, er stützte sich gegen die Wand der Hütte. »Hol das Kräuterweib, schnell! Ich blute wie ein abg e stochenes Schwein.«
    Verfluchte kleine Hure. Laut wie Donnerschlag hallten die Wo r te durch Golos Kopf. Wieder starrte er auf den Gesetzlosen. Die Wunde war dicht über seinem Herzen. Golo erinnerte sich an das Gespräch, das er mit Mechthild geführt hatte, bevor er sie im Schwertkampf unterwies.
    »Nein!« Mit einem gellenden Schrei rannte er zum Turm. I m mer zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete er die Treppe an der Außenwand hinauf. Das

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