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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Hütte für euch beide geräumt hat. Was glaubst du, wie sie über Mechthild reden werden, wenn sie erfahren, daß das Mädchen im Morgengrauen zum Eber gegangen ist? Willst du ihr das antun?«
    Golo knirschte wütend mit den Zähnen. »Ich werde den Eber umbringen, diesen dreckigen Mörder. Er soll mir büßen … «
    »Mechthild hat ihn nicht richtig getroffen. Als sie versuchte, den Gesetzlosen zu ermorden, ist die Spitze des Dolches von einer Rippe abgeglitten. Der Eber ist nur leicht verletzt. Er kann noch kämpfen … Es ist also nicht gewiß, wer diesen Kampf überleben wird. Wir brauchen euch aber beide! Es würde den Kampfeswillen unserer Männer brechen, wenn sie mit ansehen müßten, wie sich ihre Anführer auf Leben und Tod duellieren. Glaubst du, die Männer des Ebers werden noch an unserer Seite kämpfen, wenn du ihn tötest? Und was ist mit den Kämpfern, die du ausgebildet hast und die in allen Schlachten an deiner Seite gefochten haben? Was, glaubst du, werden sie tun, wenn der Eber dich tötet? Sie werden auf Rache sinnen. Ich weiß, was du jetzt fühlst, aber es darf keinen Streit in unseren Reihen g e ben.«
    Golo schnaubte verächtlich. »Die anderen interessieren mich nicht. Es hätte sich längst jemand finden sollen, der diese Bestie in Menschengestalt in die Hölle schickt. Du wirst mich nicht daran hindern können.«
    Belliesa schwieg. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Wenn dies dein Weg ist, dann laß uns wenigstens die Tote waschen und in ein Leichenhemd kleiden, bevor du sie herausträgst.«
    Der junge Ritter blickte auf den nackten Körper in seinen A r men. Plötzlich erschien ihm das zarte Mädchen so schwer wie ein Berg. Seine Knie zitterten.
    Vorsichtig legte er sie auf den großen Tisch in der Mitte des Turmzimmers. Belliesa trat an seine Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sie hat dich sehr geliebt. Sie hat nie viel gesprochen, als wir zusammen reisten. Aber ich konnte spüren, daß ihre Gedanken bei dir waren.«
    Golo starrte auf die Tote. Die Bardin hielt ihm eine kleine L e derflasche hin, die sie von ihrem Gürtel geschnallt hatte. »Trink das! Es wird dir guttun.«
    Der Ritter blickte sie fragend an.
    »Ein leichter Gewürzwein. Er müßte sogar noch etwas warm sein.« Sie lächelte. »Hab keine Sorge, er wird dich nicht betru n ken machen. Dazu ist er nicht stark genug.«
    Golo öffnete die Flasche und nahm einen Schluck. Noch i m mer konnte er seinen Blick nicht von Mechthild wenden. Er würde den Eber töten! Warm rann der Wein seine Kehle hinab. Erst jetzt merkte er, wie trocken sein Mund war.
    Ein wohliges Gefühl breitete sich in Wellen von seinem M a gen aus. Der Wein vertrieb die Kälte aus seinen Gliedern.
    »Das Zeug ist gut«, murmelte Golo halblaut.
    »Ich weiß.« Die Bardin lächelte. »Erlaubst du, daß ich die Tote wasche?«
    Der Ritter nickte. Er fühlte sich ein wenig benommen und müde. Als Belliesa mit einem zerrissenen Leinhemd und einem Eimer voller Wasser wiederkehrte, mußte er sich auf den Tisch aufstützen.
    Vorsichtig, fast liebkosend, tupfte die Bardin das geronnene Blut von Mechthilds Brüsten. Golo sah, wie rote Schlieren im Wasser des Eimers tanzten, als Belliesa das Leinen auswrang. Ihm wurde schwindelig. Etwas stimmte nicht. Sein Kopf war schwer. Feuer schien in seinen Eingeweiden zu brennen. Kaum konnte er die Augen aufbehalten. Der Wein! Er wollte etwas sagen, doch seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Ihm wurde übel.
    Belliesa sah zu ihm herüber. Sie schien traurig zu sein. »Es tut mir leid, daß ich diesen Schritt tun mußte. Aber der Eber ist wichtiger als du. Es durfte kein Duell geben. Du hättest alles zerstört … Jetzt, wo sich der Kreis fast schon geschlossen hat.«
    Das Gesicht der Bardin schien in Flammen aufzugehen. Golos Knie gaben nach. Er stürzte zu Boden. Ein lähmender Schmerz breitete sich in seinem Körper aus. Keuchend rang er nach Atem. Er hatte es immer gewußt. Belliesa war eine Zauberin!
    Mechthilds Gesicht tauchte aus der Finsternis auf. Es schien ihm entgegenzufliegen …
    Über ihm hallte dunkel die Stimme der Bardin. »Es tut mir leid um dich, Ritter … «

    Erschöpft ließ sich der Spielmann auf das Faß neben dem Tisch sinken. Belliesa und der Eber, das waren die letzten aus seinem Kriegsrat, die noch lebten. Sein Blick wanderte von den müden Gesichtern zu den beiden leblosen Gestalten, die auf der Bet t statt des Gesetzlosen lagen.
    »Wir werden den nächsten Angriff nicht mehr

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