Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst
zurückschl a gen können.« Der Eber schrie fast. »Habt ihr gesehen, wie viele neue Soldaten in der Abenddämmerung in sein Lager eing e rückt sind? Es ist vorbei! Und alle hier im Dorf wissen es! Alle haben auf den Wällen gestanden und es gesehen! Warum habe ich nur auf dich gehört, Spielmann?«
»Weil du unsterblich werden wolltest? Erinnerst du dich noch, als du an mein Bett gekommen bist und mir erzählt hast, wie es ist, plötzlich ein Held zu sein?« Der Spielmann lächelte zynisch. Fast schien es, als habe der Eber erst jetzt begriffen, worauf er sich eingelassen hatte. War er wirklich so ein Narr gewesen? Hatte er geglaubt, sie würden durch ein Wunder g e rettet werden? »Das Fest ist zu Ende, mein Freund. Morgen werden wir alle die Zeche zahlen.«
Die Augen des Gesetzlosen funkelten wütend. »Und? Eri n nerst du dich noch daran, was ich dir damals gesagt habe? Ich habe dir versprochen, daß ich dir den Hals umdrehen werde, wenn dein Plan schiefgeht, Spielmann. Für dich ist noch in di e ser Nacht Zahltag!« Die Hand des Räubers glitt zu seinem Schwert.
»Genug!« Belliesa nickte in Richtung des Lagers aus Fellen. »Ich habe das nicht getan, nur damit ihr euch jetzt als nächste an die Kehle geht. Es gibt noch einen Weg … Die Höhlen in der Steilklippe.«
Mit einem Satz fuhr der Eber herum und packte sie bei ihrem Wams. »Hast du hier hinter meinem Rücken herumgeschnü f felt, du falsche Schlange!«
Noch bevor Volker sein Schwert gezogen hatte, blitzte ein Dolch in der Hand der Bardin. Die Spitze drückte gegen die Lederweste des Gesetzlosen.
»Ich bin kein unerfahrenes Mädchen, das dein Herz verfehlen würde.« Belliesas Stimme klang völlig ruhig, doch in ihrem G e sicht spiegelte sich kalte Entschlossenheit. »Was verbirgst du hier in deinem Turm?«
»Nichts, das uns etwas nutzen würde!«
Volker schäumte vor Zorn. »Du hattest doch geschworen, keine Geheimnisse mehr zu haben.«
»Nur ein Narr verrät all seine Geheimnisse!«
»Was gibt es hier im Turm?«
Belliesa schob den Dolch in ihren Gürtel zurück. »Wah r scheinlich einen Zugang zu den Höhlen im Fels. Wir sollten uns das ansehen.«
Volker gab ihr ein Zeichen, stehenzubleiben. »Erst will ich wissen, was hier heute morgen vorgefallen ist. Warum mußtest du dieses Mädchen umbringen? Ich dachte, du … « Der Spie l mann schüttelte den Kopf. »Ich hatte wirklich daran geglaubt, daß du dich ändern könntest.«
Der Eber schnitt eine Grimasse. »Schicksal, nicht? Dreck bleibt Dreck, denkt sich der Herr Ritter jetzt wohl! Es ist ja auch so einfach … «
Der Burgunde hatte Mühe, sich im Zaum zu halten. »Du hast uns ja eindrucksvoll bewiesen, daß es so ist. Hast dir wohl g e dacht, jetzt ist ohnehin alles egal.«
»Dich interessiert die Wahrheit ja gar nicht!« grollte der Eber.
»Und was ist die Wahrheit?« mischte sich Belliesa ein.
»In der Morgendämmerung bin ich raus, um die Wälle zu i n spizieren. Da lungerte dieses kleine Miststück schon an der Treppe vor dem Turm herum. Sie war mir noch nie aufgefallen hier im Dorf. Ich fand sie hübsch und grüßte sie … Ich wollte immer noch runter zu den Wällen. Ihr hättet den Blick sehen sollen, den die Kleine mir zugeworfen hat. Sie starrte gerad e wegs auf mein Gemächt. Dann sah sie mir ins Gesicht. Fast u n heimlich war das schon … Sie sagte, ich wolle wohl Ritter we r den, und fragte dann, was für ein Schwert ich bei mir trüge. Dabei starrte sie immer noch auf meine Hose. Selten habe ich eine Hure erlebt, die so zur Sache ging wie dieses Mädchen. Ich antwortete ihr, wenn sie Mut hätte, könne sie ja mitkommen, und ich würde ihr mein Schwert schon zeigen. Sie lachte und fragte mich, was das denn mit Mut zu tun habe. Ich ging wi e der hinauf und sie folgte mir. Ich ließ mich vor dem Kamin ni e der. Sie kam und schnürte meine Hose auf. Sie war ein wenig ungeschickt. Man merkte, daß sie noch nicht viel Umgang mit Männern gehabt haben konnte. Aber sie reizte mich immer we i ter … Sie wollte es, und ich … ich konnte mich nicht dagegen wehren. Ich habe sie zu nichts gezwungen.« Der Eber starrte zu Boden. »Sie hat sich mir völlig freiwillig hingegeben. Es war … Danach habe ich mich auf die Seite gerollt und etwas gedöst. Plötzlich hatte sie den Dolch in der Hand. Sie stach zu und ho l te wieder aus. Ich habe sie zur Seite gestoßen, ihr die Waffe aus der Hand gedreht und … « Er blickte zu den beiden Gestalten, die auf seinem Bett lagen. »Den
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