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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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verfa h ren kann, wie es ihm beliebt. Ich will es nicht mehr wieders e hen. Am besten ist, es verschwindet … «
    Der Mann mit dem roten Umhang nickte. »Und was ist mit den beiden Burgunden? Einige der Brüder machen sich Sorgen. Vielleicht hat König Gunther sie als Spitzel geschickt.«
    »Was diesen Golo angeht, könnte das wohl durchaus möglich sein. Er schnüffelt meinen Dienern nach und versucht Unz u friedene zu finden. Wenn er anfängt wirklich Ärger zu machen, sollten wir uns für ihn vielleicht etwas überlegen … Volker aber ist für mich über jeden Zweifel erhaben. Er ist ein Ritter, wie man ihn sonst nur in romantischen Heldenliedern findet. Für niedere Spitzeldienste würde er sich niemals hergeben. Ich muß gestehen, er ist mir sympathisch, auch wenn er vom Irrglauben der Christen verblendet ist. Ich möchte versuchen, ihn für uns e re Sache zu gewinnen. Wenn es gelingt, ihn zu überzeugen, könnte er noch sehr nützlich für uns werden.«
    In der Pause, die auf diese Worte folgte, glaubte Golo sein Herz so laut wie eine Trommel schlagen zu hören. Er hatte recht gehabt! Der Frankenfürst benutzte Volker. Doch wie konnte er den Spielmann davon überzeugen? Vorsichtig schlich sich der junge Ritter von der Hecke fort. Er hatte genug gehört!

    Ein Donnerschlag hatte Volker aus dem Schlaf gerissen. Einen Augenblick lang war die Kammer in gleißend helles Licht g e taucht. Der hölzerne Fensterladen klapperte leise in seiner Ve r ankerung. Die drückende Hitze war gewichen. Eine angenehm kühle Brise wehte durch das weit offene Fenster.
    Schlaftrunken richtete sich der Spielmann auf seinem Lager auf und blickte zu Mechthild. Das Mädchen stöhnte leise im Schlaf. Sie hatte sich zusammengerollt und die Hände fest in die zusammengeknüllte Decke gekrallt. Wie ein Kranz aus Fin s ternis lag ihr Haar um ihr Haupt.
    Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel, und der Donner ließ das Zimmer erbeben. Volker hatte den Blitz nur aus dem A u genwinkel gesehen. Er war vielfach gegabelt gewesen und hatte ein wenig wie eine skelettierte Hand ausgesehen, die vom Himmel herabgriff. Den Spielmann fröstelte es, und er rieb sich über die nackten Arme.
    »Nein! Tut ihm nichts!« Mechthild warf den Kopf zur Seite. »Bitte nicht! Das tut so weh … « Mit einem Schrei richtete sie sich auf. Sie hielt die Arme eng um ihre Brust geschlungen.
    Volker sprang aus dem Bett. Sie schien ihn nicht zu erkennen. Mit schreckensweiten Augen starrte sie ihn an. »Bitte, tu mir nichts … Bitte … «
    »Hab keine Angst! Erinnerst du dich nicht mehr?«
    Das Mädchen rutschte vor ihm weg. Der Spielmann ließ sich am Fußende ihres Lagers nieder. Langsam streckte er ihr die Hand entgegen. »Niemand wird dir hier etwas tun. Ich paß auf dich auf, meine kleine Prinzessin.«
    »Es tut so weh … «
    Helles Licht durchflutete die Kammer. Etwas Gleißendes flog durch das Fenster. Eine leuchtende Gestalt mit weit ausgebre i teten Schwingen. Mechthild wollte aufspringen und davonla u fen, doch Volker packte sie und zog sie zu sich herüber.
    »Was bist du?« flüsterte der Spielmann leise. Das Lichtg e schöpf war kaum größer als ein Menschenkopf. Es hatte Schwingen aus leuchtender Glut und erschien fast wie ein V o gel. Völlig lautlos glitt es dicht unter der Zimmerdecke entlang.
    »Bist du gekommen, um mich auf meinen Weg zurückzufü h ren?«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Hat Golo recht, habe ich mich verirrt?«
    Ein seltsamer, fast metallischer Geruch lag in dem Zimmer. Für einen Augenblick verharrte die Lichtgestalt. Draußen auf dem Hof erklangen die Rufe von Wachposten. Mechthild klammerte sich so fest an Volker, daß ihre Fingernägel ihm tief ins Fleisch schnitten.
    »Wenn du gekommen bist, um mich zu holen, dann versch o ne wenigstens das Mädchen.«
    Die leuchtende Gestalt begann wieder, sich zu bewegen. Sie zog eine Schleife unter der Zimmerdecke und schwebte dann langsam in Richtung des Fensters.
    »Willst du, daß ich dir folge?«
    Stille.
    Volker löste den Griff des Mädchens und erhob sich. Unsicher trat er ans Fenster. Der Feuervogel war auf den Hof hinausg e flogen. Steil stieg er in den Himmel hinauf, drehte einen Kreis über dem Palast und flog dann nach Westen in Richtung der Berge.
    »Warum hast du nicht mit mir gesprochen? Zürnst du mir?« Die flammende Gestalt wurde immer kleiner. Ein gegabelter Blitz zuckte quer über den Himmel. Als das gleißende weiße Licht der Finsternis wich, war der Feuervogel nicht mehr zu

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