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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sehen möchte und … « Der junge Ritter strahlte. »Ich … Ich wollte nur sagen, daß ich glücklich bin, einem He l den wie Euch begegnen zu dürfen. Wir alle hier sind begierig auf jede Nachricht aus den Bergen und die Geschichten, die die Reisenden von Euch erzählen.«
    Golo musterte den Ritter verständnislos. Was für Geschichten meinte er? Irgend etwas stimmte hier nicht. Entweder verwec h selte man sie oder …

    Volker räkelte sich im Holzschuber und streckte seine müden Glieder, während eine Magd heißes Wasser nachgoß. Es gab drei große Thermen in der Stadt, doch obwohl die Römer vor nicht einmal einer Generation die Herrschaft über Treveris au f gegeben hatten, funktionierte schon jetzt keine der großen B a deanlagen mehr. Nun ja, verglichen mit der Wildnis war auch ein hölzerner Badezuber Luxus. Volker musterte die dralle Magd, die sich gerade gebückt hatte, um neue Scheite unter den Kessel zu legen, in dem das Wasser für den Badebottich erhitzt wurde. Sie war ein wenig kräftig gebaut, aber nur für eine Nacht wäre sie sicher eine unterhaltsame Gespielin. Vor allen Dingen ihr frecher Blick hatte ihm gefallen …
    Etwas lustlos kratzte er mit dem Rasiermesser über seine Wangen. Er hatte sich schon zweimal geschnitten und hätte das verfluchte Ding am liebsten in die Ecke geworfen. Es gab Schlachten, in denen er weniger Blut verloren hatte als an di e sem Nachmittag bei der Rasur. Aber wenn er vor den Bruder des Königs trat, wollte er wieder aussehen wie ein Ritter und nicht wie ein abgerissener Wegelagerer.
    »Ist das Wasser warm genug, Herr?«
    Die Magd lächelte verführerisch. Baderinnen hatten im allg e meinen einen sehr schlechten Ruf, doch das war nichts, was ihn schreckte. Im Gegenteil! Bei einer Frau mit schlechtem Ruf hatte er sich noch nie gelangweilt. Er lächelte zurück. »Erstreckt sich dein Dienst bis in die Nachtstunden?«
    »Das kommt ganz darauf an … «, entgegnete sie mehrdeutig.
    »Vielleicht würde ich deine Dienste noch einmal gerne in A n spruch nehmen, wenn der Statthalter mich wieder entlassen hat.«
    » … und du willst sicherlich nicht noch einmal ein Bad ne h men. Nun, ich weiß nicht, ob es Sünde ist, sich mit einem Mann wie dir einzulassen. Doch du warst es ja schließlich, der mich gefragt hat, und wer bin ich, daß ich mich einem, den Gott selbst auserwählt hat, verweigern könnte.«
    Volker runzelte die Stirn und blickte die Baderin fragend an. Was meinte sie damit? Alle in dieser Stadt behandelten ihn so komisch. Selbst Golo war das schon aufgefallen. Sein Kamerad hatte sich nur kurz über einer Viehtränke gewaschen und dann nach der Küche umgesehen. Golo war der Meinung, daß ein allzu ausgiebiger Kontakt mit Wasser krank machte.
    »Du meinst, ich bin auserwählt, weil ich dem Adel angeh ö re?«
    Jetzt blickte die Baderin verwundert. »Bist du so bescheiden, oder willst du mich foppen? Adelige gibt es viele, und ich habe schon mehr als einem Ritter das Bett gewärmt. Nein, es geht um … «
    Die Tür ging auf und ein hochgewachsener junger Krieger trat ein. Giselher! »Du darfst dich entfernen!«
    Die Baderin verbeugte sich und verschwand wortlos. Volker fluchte innerlich und nickte höflich. »Verzeiht, wenn ich nicht aufstehe und mich vor Euch verbeuge, Herr, aber ich fürchte, in meiner Lage wäre das noch unschicklicher, als die höfische Et i kette zu verletzen, indem ich sitzen bleibe.«
    »Wie ich sehe, hat sich an deinem Humor nichts geändert.« Giselher war ein Stück vor dem Bottich stehengeblieben, hatte den Kopf ein wenig schief gelegt und musterte ihn, als wären sie sich gerade zum ersten Mal begegnet.
    Volker war von dem seltsamen Verhalten aller, die ihm b e gegneten, in zunehmendem Maße irritiert. Stimmte etwas nicht mit ihm? Er strich sich mit den Händen über die Wangen. Fre i lich, seine Rasur war noch nicht ganz beendet, und er hatte se i ne schulterlangen Haare abgeschnitten, doch so sehr konnte ihn das doch nicht verändert haben. Er hatte seine halbe Kindheit zusammen mit Giselher in Worms verbracht. Warum starrte der Kerl ihn jetzt so unverhohlen an?
    »Stimmt etwas nicht, mein Fürst?«
    »Laß diesen Fürstenquatsch! Wir haben früher ganz normal miteinander gesprochen, und so sollte es auch weiterhin sein, oder bist du jetzt zu heilig dazu?«
    »Zu heilig? Was willst du damit sagen?«
    Giselher blickte ihn streng an. »Treibst du ein Spiel mit mir, Volker? Du wirst doch wohl nicht vergessen haben, wie dir ein

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