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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hatte sich einen Schal über Nase und Mund gezogen. Pochende Schmerzen in den Fingerspitzen machten ihm zu schaffen.
    Noch immer ging der Eber an der Spitze der Männer. Wie ein mächtiger Platzhirsch pflügte er eine Bahn in den kniehohen Schnee. Alle anderen folgten in seiner Spur. Volker ging fast am Ende der Kolonne. Hinter ihm war nur noch Belliesa. Niemand sprach. Der verbissene Kampf mit dem Schnee forderte all ihre Kräfte.
    Der Spielmann war sich sicher, daß Belliesa nur deshalb hi n ter ihm ging, weil sie Angst hatte, er könne zurückfallen. Was er für sie wohl bedeutete? Brauchte sie ihn nur, um ihren Krieg gegen Ricchar führen zu können, oder war da noch mehr? Er drehte sich um. Das Gesicht der Bardin war rot vor Kälte. In ihren Augenbrauen und einer Haarsträhne, die unter ihrer K a puze hervorlugte, hatte sich Eis gebildet.
    »Warum wolltest du unbedingt mitkommen?« Ihre Stimme war durch das Heulen des Windes kaum zu hören.
    »Ich hatte mich in den Bergen verirrt und wäre sicherlich g e storben, wenn mir nicht eine Erscheinung den Weg gewiesen hätte. Es war eine Frau. Sie sah fast aus wie du, und sie sagte mir, sie würde mir meine Toten zeigen. Kurz darauf fand ich die Leichen von Flüchtlingen im Schnee. Ich wußte, daß sie ha t ten sterben müssen, weil ich Ricchar herausgefordert habe. Nur deshalb waren sie aus ihren Häusern vertrieben worden … Ich mußte zurückkommen, um so viele zu retten, wie wir finden können. Außerdem mußte ich auch deshalb mitkommen, weil ich dem Eber nicht traue.«
    »Zu Recht! Er hat sich verändert, seitdem ich in der Halle g e sungen habe, aber er erscheint mir noch immer wie ein Wolf im Schafsfell. Dir ist klar, daß die Flüchtlinge all ihre Wertsachen mit sich genommen haben werden, um sie zu Geld zu machen, sobald sie in Treveris oder anderswo ein neues Leben anfangen. Leichte Beute für den Eber und seine Männer! Bisher haben sie davon gelebt, solche Reisenden auszunehmen, ohne dabei groß Federlesens zu machen. Was glaubst du, was sie jetzt tun we r den?«
    Volker zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    Der Sturm nahm noch an Heftigkeit zu, so daß jede Unterha l tung unmöglich wurde. Stumm, die Augen auf den Rücken des Mannes vor ihm fixiert, marschierte der Spielmann weiter und versuchte, den Schmerz in seinen Händen zu ignorieren.
    Der Hinweis auf die Flüchtlinge, den sie fanden, war ein Ka r ren, der in einer Schneewehe feststeckte. Die Männer des Ebers holten die Kisten und Säcke von der Ladefläche und teilten a l les untereinander, was ihnen von Wert erschien. Volker stand dabei und sah ihnen wortlos zu.
    »Stell dich nicht so an, Ritter!« Der Eber schlug ihm mit der Rechten so heftig auf die Schulter, daß der Spielmann einen Schritt nach vorne taumelte. »Das nehmen wir nur mit, um die Vorräte bezahlen zu können, die wir den Überlebenden geben werden. So konnten die Toten den Lebenden einen Dienst e r weisen.« Der Gesetzlose blickte grinsend zu Belliesa. »Ist das nicht ein hübscher Ausspruch für ein Heldenlied?«
    »Ich fürchte, Worte allein genügen nicht, um ein Held zu, sein«, entgegnete die Bardin kühl.
    Das Gesicht des Ebers wurde hart. »Ihr verurteilt mich also? Wer hält mich eigentlich davon ab, euch beiden den Hals durchzuschneiden und den prächtigsten Raubzug meines L e bens durchzuführen. Wenn alle Flüchtlinge so viel Gold und Geschmeide im Gepäck haben wie die, denen dieser Karren gehört hat, dann werde ich im nächsten Frühjahr der reichste Mann in den Bergen sein.«
    »Eine Nacht wie gestern in der Festhalle wirst du dir für all dies Gold nicht kaufen können.«
    »Nein? Es gibt noch mehr Barden. Ihr seid nicht die einzigen in diesem Gewerbe, und ich habe mir sagen lassen, daß die meisten von ihnen käuflich sind, und dann … «
    Aus dem nahen Wald erklangen Rufe. Die Männer des Ebers hatten die Eigentümer des Wagens gefunden. Es waren drei Männer und zwei Frauen. Halb vom Schnee bedeckt lagen sie neben einer verloschenen Feuerstelle.
    Der Gesetzlose spuckte neben den Toten in den Schnee. »Dumm!« murmelte er leise und gab seinen Kriegern ein Ze i chen, die Leichen zu durchsuchen. »Ein Stück weiter in den Wald hinein ist eine tiefe Bodensenke. Hätten sie ihr Feuer dort gemacht, wären sie jetzt noch lebendig. Wie konnten sie nur glauben, daß die Flammen sie in so offenem Gelände wärmen würden.«
    Bald ließen sie die Toten hinter sich und folgten weiter der a l ten

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