Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
zu Wort kommen.
    »Und was uns beide angeht … Du bist wohl kaum gekommen, weil du Sehnsucht nach meiner reizenden Gesellschaft hattest. Du brauchst Krieger, nicht wahr? Du wirst mich und meine Männer bekommen. Ich werde immer an deiner Seite stehen. In jedem Heldenlied, das man über dich singt, Ritter, wird von nun an auch der Eber vorkommen … Aber ich warne dich. Wenn das alles schiefgeht, werde ich dir eigenhändig den Schädel einschlagen. Ich habe nicht vor zu verrecken … Ist das klar?«

15. KAPITEL

    u wirst hierbleiben! Erhole dich von deinen Frostbeulen. Auf dem Marsch würdest du uns nur aufhalten.«
    »Du brauchst mich, damit ich euch den Weg zeigen kann«, protestierte Volker. »Ich glaube nicht, daß ich dich als Führer brauche, um mich in den Bergen zurechtzufinden, in denen ich mein ganzes Leben verbracht habe. Die Höhle, von der du erzählt hast, liegt nicht weit von der alten Römerstraße. Die meisten Flüchtlinge werden wir en t lang der Straße finden. Sie ist der kürzeste Weg von den Flu ß städten nach Treveris. Ich denke auch, daß Ricchar sie mit A b sicht in diese Richtung hat treiben lassen. So müssen sie uns geradezu in die Arme laufen. Womöglich hat er sogar gleich ein paar Spitzel und Meuchelmörder mit ihnen geschickt. Er wird sich denken können, daß du ihnen zu Hilfe kommst. Schließlich handelst du doch im Auftrag eines Erzengels und … «
    »Genug!« zischte die Bardin.
    Der Eber und Belliesa, die ebenfalls zu der Suchtruppe geh ö ren sollte, tauschten einen langen Blick. »Ich werde mich um Volker kümmern.« Die Bardin musterte den Spielmann a b schätzend. Über ihrem schwarzen Kaputzenumhang trug sie einen Überwurf aus geölten Schafsfellen. Auch um die Beine hatte sie Felle gewickelt, und ihre Füße steckten in wollgefütte r ten Wanderstiefeln. Die zierlichen Finger waren unter dicken Fäustlingen verborgen, und ein rauher Schal verdeckte Lippen und Nase, so daß ihre Stimme gedämpft klang. »Er sollte dabei sein. Er ist der Auserwählte. Die Leute erwarten von ihm, daß er an der Rettung teilnimmt.«
    Der Eber zog die Nase hoch und spuckte in den Schnee. »Auserwählter! So ein Unsinn. Jeder Schritt, um den du uns e ren Marsch verlangsamst, könnte weitere Tote auf der Röme r straße bedeuten.«
    »Du wirst nicht so schnell gehen können, daß ich dir nicht zu folgen vermag. Wenn dir die Zeit so kostbar ist, dann laß uns nicht länger reden, sondern aufbrechen.« Am Morgen hatte der Barde von der Heilerin die Verbände gewechselt bekommen. Dabei konnte er seine Hände betrachten. Alle Fingerkuppen waren von Schorf bedeckt gewesen, und wie ein Jagdhund ha t te die Alte an jedem seiner Finger geschnuppert. Kein einziger war brandig geworden! Es würde ein oder zwei Wochen da u ern, bis die Wunden verheilt waren, doch es würden nicht ei n mal Narben zurückbleiben.
    Die neuen Verbände hatte die Heilerin so straff gewickelt, daß Volker nicht einen Finger zu krümmen vermochte. So sollte vermieden werden, daß der Schorf wieder aufplatzte und die Wunden doch noch zu schwären begannen. Die Gewißheit, daß von den Erfrierungen kein dauerhafter Schaden zurückbleiben würde, hatte ihm neue Kraft gegeben. Er fühlte sich stark g e nug, wieder der Kälte zu trotzen, und er hatte der Heilerin e i nen Zaubertrank abgeschwatzt, der jeden den Winter vergessen lassen konnte. Lächelnd tastete er nach dem ledernen Wasse r schlauch, der über seine Schulter hing. Er war randvoll mit Branntwein! Ein einziger Schluck davon vermochte selbst Tote wieder ins Leben zurückzurufen. Und er hatte schon mehr als nur einen Schluck genommen. Es gab nichts Besseres gegen die Kälte!
    Der Eber übernahm die Führung des Rettungstrupps. Mehr als zwanzig Mann hatten sich eingefunden, um in den Bergen nach Flüchtlingen zu suchen. Mit einem langen Eschenstab e r tastete sich der Anführer der Gesetzlosen den Weg. Der Pfad zum Dorf hinauf war völlig unter der Schneedecke verschwu n den. Immer wieder gab es Verwehungen, in denen die Männer bis zu den Hüften einsanken.
    Eine halbe Stunde nachdem sie das Dorf verlassen hatten, b e gann es wieder zu schneien. Erst waren es nur einzelne Fl o cken, doch dann frischte der Wind auf und brachte mächtige Wolkengebirge von Westen heran. Bald fiel der Schnee so dicht, daß man keine fünfzig Schritt weit sehen konnte. Eisige Böen trieben die Schneeflocken vor sich her, so daß sie wie Nadeln in Volkers Gesicht stachen. Auch der Spielmann

Weitere Kostenlose Bücher