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Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Titel: Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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Abmarsch war. Wenig später schon verschwanden die Männer im Dunkel, nur ihre Stimmen drangen noch gedämpft durch die Nacht.
    Aufatmend blieb Kriemhild stehen, schleuderte den Stock beiseite und raffte sich die Decken vom Leib. Mit dem Bündel unterm Arm rannte sie links des Weges zurück zu der Stelle, von der sie gekommen war.
    Plötzlich schoß aus dem Gebüsch ein Arm hervor, packte sie schmerzhaft an der Schulter. Kriemhild zuckte herum, duckte sich zugleich in der Befürchtung eines Hiebes mit Faust oder Schwert.
    Doch es war nur Jodokus, der das Geschehen vom Dickicht aus beobachtet hatte.
    »Was, zum Teufel, ist in dich gefahren?« fuhr er sie wutentbrannt an.
    Trotzig versuchte Kriemhild, seine Hand abzuschütteln, doch er ließ nicht locker. »Es ist gutgegangen, oder?«
    »Das ist es nicht, was ich meine. Wenn du glaubst, du müßtest dich umbringen, dann ist das deine Sache!« Seinen Augen waren schwarz wie gefärbte Glaskugeln. Er sah mit einemmal älter aus, älter und sehr viel erfahrener. Es war fast, als hätte statt seiner selbst sein Schatten Gestalt angenommen; dies war die dunkle, die unheilvolle Seite des Sängers Jodokus. Dieselbe, die vom Tod durch Götterhand gesprochen hatte. »Wie konntest du das nur tun?«
    Sie stellte sich dumm. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    Seine zweite Hand zuckte vor und umfaßte ihre andere Schulter. Einen Moment lang fürchtete sie, er würde sie schlagen. »Wie konntest du ihnen nur von dem Dorf erzählen?«
    Sie erwiderte seinen finsteren Blick. »Diese Leute haben versucht, uns zu töten. Schon vergessen?«
    »Das ist kein Grund, ihnen diese Hunde auf den Hals zu hetzen!«
    »Nein? Was wäre denn ein Grund? Wenn wir beide im Fluß ertrunken wären?«
    »Niemand hat es verdient, daß eine Horde Plünderer über sie herfällt. Niemand!«
    »Ich –«
    Er schnitt ihr wutentbrannt das Wort ab. »Du hast diese Menschen gerade zum Tode verurteilt, ist dir das überhaupt klar? Männer, Frauen und Kinder! Alle schon so gut wie tot!«
    »Sie suchen nur ein Dach über dem Kopf und –« Kriemhild verstummte, als sie spürte, wie schwach ihre Stimme klang. Sie konnte ihm nicht widersprechen und dabei so tun, als sei sie selbst überzeugt von dem, was sie sagte.
    »Zum Tode verurteilt!« wiederholte er und starrte ihr dabei fest in die Augen, bis sie ihren Blick zu Boden wandte. »Und, glaub mir, es wird kein leichter Tod sein! Ich habe gesehen, zu was solche Kerle fähig sind. Sie fallen wie die Tiere über alles her, nach dem es ihnen verlangt. Nicht einer, nicht zwei – ein halbes Dutzend nimmt sich ein Mädchen vor, und sie töten es erst, wenn sie alle fertig sind und auch sonst keiner mehr Verwendung für es hat. Das ist es, was du den Menschen in diesem Dorf angetan hast!«
    Kriemhild schwieg. Was hätte sie darauf auch erwidern können?
    Aber Jodokus war noch nicht am Ende. »Die Pest hat die Menschen in diesem Dorf dazu gebracht, uns in den Fluß zu werfen. Sie haben gedacht, sie seien im Recht. Sie dachten, sie tun Gutes.«
    »Was ist gut daran, uns zu töten?«
    Er ließ sie los und atmete tief durch. Als hätte ihn sein Redeschwall gar zu sehr erschöpft, sank er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm. »Sie haben geglaubt, daß ich es sei, der ihnen die Pest gebracht hat.«
    »Du?« Sie sah ihn an, als hätte er endgültig den Verstand verloren. »So ein Unsinn.«
    »Natürlich ist es Unsinn. Aber sie glaubten ganz fest daran. Dich hielten sie wahrscheinlich für meine Gefährtin oder Weiß-der-Teufel-was … Aber von mir glaubten sie, ich sei König Pest persönlich.«
    »König Pest? Wer soll das sein?«
    »Es gibt eine Legende«, sagte er und wischte sich mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn. Seine Nasenflügel blähten sich, als er wie unter Schmerzen die Luft einsog. »In Zeiten wie diesen, wenn der Schwarze Tod über die Länder kommt und die Menschen zu Tausenden und Abertausenden auslöscht, dann entstehen solche Geschichten von einem Tag auf den anderen. Märchen oder Legenden, die möglicherweise einen wahren Kern haben. Wie die Geschichte von König Pest. Es heißt, er sei ein Wanderer, ein Reisender auf schwarzem Roß, der kreuz und quer durch das Land zieht und die Plage verbreitet. Ohne Ziel, ohne Herkunft. Plötzlich ist er da, und wo er geht, bleiben Krankheit und Tod zurück.«
    Kriemhild schüttelte ungläubig den Kopf. »Und die Dorfbewohner hielten dich für diesen … diesen König Pest? Das ist doch völlig absurd!«
    »Sie waren

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