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Nibelungenmord

Nibelungenmord

Titel: Nibelungenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merchant
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wir bringen ihn jetzt erst aufs Präsidium.«
    »Habt ihr meine Waffe?«
    »Ja. Was ist passiert, Jan?«
    »Ich weiß es nicht mehr.« Ein kleiner Aufschub wenigstens. Immerhin war er ohnmächtig gewesen, das mochte ihn vor der Befragung schützen.
    »Er behauptet, du habest sie ihm hingelegt.«
    Jan gab ein Schnauben von sich, das seine Gefühle nur unzureichend wiedergab.
    »Unter uns, Jan …« Elenas Stimme wurde zu einem vertraulichen Gemurmel. »Haschpsychose. Ich tippe auf eine Haschpsychose. Er erzählt dauernd von einem Ring, der unsichtbar macht, und von Orks, die hinter ihm her sind. Psychotiker entwickeln erstaunliche Kräfte. Er hat dich überwältigt, schätze ich. Lass dich mal untersuchen, vielleicht hat er dir einen Schlag auf den Kopf gegeben.«
    Das wäre schön, dachte Jan. Er brachte kein Wort heraus.
    »Der Vater hat schon den Anwalt bestellt, wahrscheinlich werden die gleich einen auf unzurechnungsfähig machen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass wir eine Aussage bekommen. Bis später, Jan. Ruh dich aus.«
    »Mache ich.« Er klappte das Handy zu und sah die gespannten Gesichter von Edith und Margit Sippmeyer auf sich gerichtet.
    »Gibt es etwas Neues?«, fragte Margit Sippmeyer, und erst da wurde Jan bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wie ihr Sohn in die Ereignisse verstrickt war.
    »Nicht wirklich. Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Donna Leon«, sagte Edith. Sie lächelte Margit Sippmeyer an. »Sie besitzen alle, soweit ich sehen konnte. Auch die neueren, die immer schlechter werden. Wenn ein Leser einer Serie so lange treu bleibt, selbst dann, wenn sie keinen Spaß mehr macht, dann sagt das eine Menge über ihn aus. So jemand hängt am Vertrauten. Er geht nicht das Risiko ein, etwas Neues zu probieren, selbst dann, wenn die Glückserfahrungen längst ausbleiben. Man denkt einfach an die glorreiche Anfangszeit und zehrt davon, und man hofft, dass es noch einmal so wird wie damals.«
    »Das klingt jetzt aber nicht nach Krimi«, sagte Jan.
    »Das gilt nicht nur für den Venedig-Krimi, sondern auch für die Ehe. Am Anfang ist es aufregend und toll, und irgendwann ist alles immer gleich, nur unterbrochen von leckeren Mahlzeiten. Aber Frauen, die Donna Leon mögen, geben nicht auf. Und deswegen zahlen sie einen hohen Preis, um herauszufinden, ob sie irgendwann noch einmal das Feuerwerk vom Anfang erleben dürfen.«
    Langeweile, unterbrochen von leckeren Mahlzeiten? Redete sie jetzt von Büchern oder Ehemännern? Jan war nicht sicher. »Nun ja, nicht jede zahlt so viel wie Frau Sippmeyer«, warf er ein.
    »Aber ja! Wir haben in Deutschland Preisbindung!«
    »Ich dachte jetzt an Beziehungen, nicht an Bücher, aber …« Jan gab auf. »Und das Rheinhotel Dreesen?«
    »Das war im Hintergrund des Hochzeitsbildes zu erkennen, das auf dem Nachttisch stand. Sie hatte einmal sehr glückliche Tage in diesem Hotel verbracht. Eine andere Frau hätte ein Hotel gewählt, an dem nicht ausgerechnet Erinnerungen hängen an eine Zeit, als die Ehe noch in Ordnung war, sondern sie wäre in die Karibik geflogen oder von mir aus in die Toskana. Aber diese andere würde auch nicht jede neue Donna Leon in der Originalausgabe kaufen. Gebunden!«
    »Und warum haben die Leute vom Hotel sich nicht bei der Polizei gemeldet?«
    »Mich hat niemand erkannt«, sagte Margit Sippmeyer. »Ich hatte mein Schminktäschchen zu Hause gelassen. Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass ich ohne Schminke und mit Mütze aus dem Haus gegangen bin, und mich hat niemand erkannt. Ich habe einfach diese Jeans hier getragen, und schon brachte mich niemand mit Margit Sippmeyer in Verbindung. Ist das nicht schockierend? Kaum trage ich keine Pumps mit Absätzen, da weiß niemand mehr, wer ich bin.«
    »Die Leute haben eben ein bestimmtes Bild von Ihnen«, sagte Jan, aber er wusste selbst nicht, ob das ein Trost war.
    »Ja, so ist es wohl. Es gibt aber noch eine Sache, die Sie mir erklären müssen. Ich habe in der Zeitung von diesem Mord gelesen. Was hat es damit auf sich?«
    »Erst habe ich eine Frage«, sagte Edith. »Was haben Sie mit dem Bild gemacht?«
    »Mit dem Bild? Ich habe es wieder zugedeckt, dieses scheußliche Ding. Und dann bin ich gegangen. Warum?«
    »Nichts weiter«, murmelte Edith. Es klingelte an der Tür, und Margit Sippmeyer erhob sich, um zu öffnen.
    »Ich würde zu gern dieses Bild sehen«, sagte Edith.
    »Wenn es je wieder auftaucht.«
    »Was ist bloß damit passiert?«
    »Vielleicht hat ihr Mann es

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