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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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aber Claes schaffte es schließlich. In aller Bescheidenheit nahm er die Ratschäge der drei Herren entgegen. Dann kam man auf die städtische Lotterie zu sprechen, bei der vor nicht allzulanger Zeit die Witwe Meester van Eycks und ein Freund des Engländers gewonnen hatten.
    »Du hast also hoffentlich nicht versäumt, dir ein Los zu kaufen«, sagte Adorne. »Wer weiß, welch ein Gewinn auf dich wartet.« Claes hatte kein Los gekauft, aber jetzt würde er es tun. »Geh mit mir, meine Kinder vom Schlittschuhlaufen abholen«, sagte Sersanders’ Onkel. »Aber du wirst nicht vergessen, Messer Arnolfini die Briefe und die Rüstung zu bringen?«
    Nein, das wird er nicht vergessen. Die drei Herren standen auf und verabschiedeten sich voneinander. Wenig später sah Claes sich zu seiner nicht allzugroßen Verwunderung an der Seite des großen Adorne, dessen nobles Gesicht tief in Pelz gehüllt war, durch die nachmittäglichen Straßen zum Binnenhafen gehen.
    »Du hast mir Briefe von meinen Verwandten aus Genua mitgebracht«, bemerkte Adorne. »Gibt es sonst noch Neuigkeiten?«
    Ein Stapel Säcke zwang sie, sich kurz zu trennen.
    »Was kann ich Euch berichten, Monseigneur?« fragte Claes, als sie wieder zusammenkamen. »Euer Verwandter Prosper Adorne wird Doge werden, sobald die Franzosen die Herrschaft über Genua verlieren. Aber wer kann sagen, wann es soweit sein wird? Messer Prosper hat viele Freunde, aber sie möchten nicht genannt werden.«
    »Hauptsache es sind Freunde«, meinte Adorne. »Du weißt, daß mancher Doge Genuas aus meiner Familie kam. Dank dem Handel mit der Levante war die Familie immer wohlhabend. Aber mit dem Vordringen der Türken hat sich das geändert.«
    »Ja, der Verlust von Phokäa«, warf Claes ein. »Ich habe in Mailand davon gehört. Dort wird viel darüber gesprochen. Es ist ein Jammer, daß Venedig jetzt die Konzession hat. Die Acciajuoli sind da natürlich anderer Meinung. Aber ein hervorragender Mann wie Messer Prosper de Camulio wartet nur auf seine Chance. Und Brügge leidet natürlich auch. Das Haus Charetty so sehr wie alle anderen Unternehmen.«
    »Ja«, meinte Adorne. »Ich habe gehört, daß du dich sehr um das Geschäft deiner Herrin kümmerst. Das ist lobenswert.«
    Claes bemühte sich, auch ohne ein Lächeln erfreut zu wirken. »Die Demoiselle ist die beste Arbeitgeberin, die man sich vorstellen kann, aber ich bin ein unerfahrener Mensch. Darf ich deshalb Euch um einen Rat bitten, Mijnheer? Demoiselle de Charetty liegt viel daran, ihr Geschäft zu erweitern, und ich glaube, da eine gute Möglichkeit zu sehen.«
    »Du möchtest Geld anlegen?« fragte Adorne. »Ich gehöre, wie du weißt, dem Stadtrat nicht mehr an. Aber ich weiß einiges über Grundstücke, die da sind und möglicherweise auf den Markt kommen. Vielleicht sollten wir das einmal besprechen?«
    »Mijnheer, wie soll ich Euch danken? So eine Besprechung wäre gewiß für uns beide von Nutzen. Ah, schaut! Da sind Eure Kinder und Anselm, Euer Neffe.«
    Sie waren leider schon beim inneren Hafenbecken angekommen, und dort, auf der weißen Eisdecke des gefrorenen Minnewater, liefen kreischend die zwei älteren Töchter Adornes und, etwas mißmutiger, sein ältester Sohn Jan umher. Sie waren in Begleitung einer kleinen Gesellschaft aus Seeland, Der Sekretär und Kaplan Seiner Lordschaft hatte Charles, den kleinen de-Veere-Prinzen und die Cousinen seines Vaters, Katelina und Gelis van Borselen, mitgebracht.
    Die jungen Leute entdeckten Adorne und liefen ihm unterschiedlich geschickt auf ihren Schlittschuhen entgegen. Als erste kam Katelina van Borselen an, die Claes bisher dreimal kurz gesehen hatte: in Damme, beim Tuscheln mit Simon von Kilmirren; in Adornes Haus, als sie am Griechisch des Griechen Anstoß genommen hatte; und im Haus der Demoiselle, als sie sich - wie ungeschickt auch immer - dafür entschuldigte, Simons Zorn gegen ihn zusätzlich Nahrung gegeben zu haben.
    Und sie hatte ihn als erste vor Jordan de Ribérac gewarnt.
    Heute sah sie freundlicher gestimmt aus und lebendiger: Das kräftige Gesicht mit den klar gezeichneten, dunklen Brauen und dem runden Kinn glühte, feine Strähnen dunkelbraunen Haars, die sich aus der eng anliegenden Kapuze befreit hatten, ringelten sich wie bei Katelijne vor ihren Ohren. Sie schob sie zurück, als sie geübt vor Anselm Adorne abbremste und ihn lächelnd begrüßte. Dann sah sie Claes an, runzelte die Stirn und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ah, unser neuester Sendbote. Ich

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