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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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behängt worden waren. Vielleicht hatte er ihn auch gestern abend bei sich gehabt. Man konnte ja nie wissen, wen man beim Karnevalstreiben bestechen - oder belohnen - mußte.
    Am Abend, als alle schon im Haus waren, kam der Wagen zurück. Draußen wurde die Kellertür aufgesperrt. Sie hörte Männer hin und her laufen. Lange. Dann klopfte der Laufbursche und teilte ihr vergnügt mit, gerade sei gute neue Ware hereingekommen. Ob die Demoiselle sie besichtigen wolle? Sie legte ein Schultertuch um, griff nach einer Lampe und ging mit klapperndem Schlüsselbund ins Freie hinaus. Der Wind fuhr unter den dichtgefältelten Voile ihrer Haube und riß an den Bändern unter ihrem Kinn.
    Claes war allein im Keller. Er kniete von Säcken umgeben im flackernden Kerzenlicht. Als sie die Tür schloß, drehte er den Kopf.
    »Ich habe den Laufburschen mitgenommen, weil er ein bißchen einfältig ist. Er glaubt, das hier wäre Wolle. Schaut.«
    Sie trat zu ihm und bückte sich. Einige Säcke waren schon ausgepackt. Hinter ihnen standen Kisten. Er hob die Deckel hoch. Als erstes sah sie eine Lage Stroh, dann matten Metallglanz. Sie sah einen stählernen Harnisch und darunter einen zweiten; ineinandergestapelte Schulterstücke, Diechlinge und Armkacheln; einen Sack, der etwas enthielt, das auf den ersten Blick wie ein Haufen Kohlköpfe aussah; tatsächlich waren es Schallern, eiserne Helme deutscher Art. Noch eine Kiste mit schwerer Rüstung. Sie ließ den Deckel fallen und setzte sich darauf nieder, ohne ein Wort zu sagen.
    Claes öffnete den letzten Sack und prüfte den Inhalt. Dann ergriff er seine Kerze, schwang sie einmal mit großer Geste herum und stellte sie neben ihr nieder. »Und?«
    »Ich habe gehört, du hättest einen Panzerhandschuh gewonnen.«
    Das Blut war ihm in den Kopf gestiegen vom vielen Bücken, und sein Gesicht war rot. Aber niemand konnte so strahlend lächeln wie Claes. Er klopfte auf eine Tonne und schwang sich hinauf. »Da sind noch zwei Dutzend drin. Alle aus dem Janshospital. Wenn jemand fragt - das habe ich alles gewonnen. Ihr habt sie mir abgekauft, und Thomas wird sie in den Süden zu Astorre bringen. Natürlich nimmt er die anderen Sachen auch mit, zusammen mit dem Zeug, das ich auf dem Weg nach Norden besorgt habe. Damit können wir fünfzig Männer mehr ausrüsten als unser Vertrag verlangt. Sie stellen die Pferde, und wir stellen die Rüstung.«
    Er sprach wie ein Gleichberechtigter mit ihr, das tat er häufig in letzter Zeit. Sie hob den Blick von seinen mit blauen Flecken übersäten Armen. »Und was habe ich dir für die Handschuhe gezahlt? Nur damit ich es weiß.«
    »Nicht allzu viel. Die Dinger sind alt. Ich trag’s ins Hauptbuch ein. In Wirklichkeit bezahlt Ihr natürlich gar nichts. Ich habe das alles durch Vermittlung der Familie Adorne aus dem Waffenlager im Krankenhaus. Es gibt keine Aufzeichnungen, und bis auf die Handschuhe wissen wir von nichts.«
    Es war kalt im Keller, und die paar Kerzen, die er angezündet hatte, machten ihn kaum wärmer. Aber sie war nicht bereit, ihn so einfach davonkommen zu lassen. »Und wie hast du das alles bezahlt?«
    »Mit Versprechungen. Ich erzähle es Euch nach meinem Gespräch mit Meester Adorne. Ich bin in Mailand auf etwas Interessantes gestoßen. Etwas, das der Familie Adorne und dem Haus Charetty nützen kann. Meester Adorne kennt die Einzelheiten noch nicht, aber er war immerhin bereit, diesen Einsatz hier zu wagen. Und wir können, wie gesagt, auf jeden Fall fünfzig Männer mehr bereitstellen, ganz gleich, ob der Plan Erfolg hat oder nicht.«
    »Ah ja. Ich habe mir schon gedacht, daß ich Astorre ein kleines Heer kaufen soll, wenn es nach dir geht. Aber ich sehe nirgends Waffen.«
    »Nun ja«, sagte Claes. »Ihr wißt, daß Meester Tobias nach Piacenza gefahren ist. Er hat den Auftrag, Gewehre und Pulver für Thibault und Jaak de Fleury zu kaufen. Ich habe ihn gebeten, außerdem fünfzig schioppetti für Hauptmann Astorre zu besorgen. Faustfeuerwaffen.«
    »Und auch für sie zu bezahlen?«
    »Ach, wißt Ihr, es ist ein großartiges Verfahren. Die Medici- Bank unterstützt Mailand und König Ferrante von Neapel, daher ist der Leiter ihrer Mailänder Niederlassung - Tommaso Portinaris Bruder Pigello - gern bereit, uns die Mittel für die Faustfeuerwaffen vorzustrecken und ebenso das Geld, das Thomas braucht, um fünfzig Männer mehr anzuwerben, als Astorre erwartet. Dann bieten wir dem Herzog von Mailand fünfzig voll ausgerüstete Schützen erster

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