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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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schottische König habe einige als Kaufleute verkleidete Abgesandte nach Brüssel geschickt, und einer von ihnen sei wahrscheinlich Simon von Kilmirren. Jener Simon, der soviel Wirbel um seinen Hund machte, nachdem er Claes mit einem Mädchen im Keller erwischt hatte. Der in Sluis gegen Astorre und die Charetty-Leute für Lionetto Partei ergriff. Der Claes mit einer Schere fast umgebracht hatte. Oder vielleicht war es auch andersherum gewesen …
    Marian de Charetty hörte diese Klatschgeschichte im Zunfthaus der Seidenhändler, wo sie sich um einen Auftrag bemühte, bei dem es um das Färben von Garn ging - einer der wenigen Geschäftsbereiche, die sie noch selbst leitete. Es folgten drei weitere Versammlungen, die in verschiedenen Stadtteilen abgehalten wurden und zu denen Claes sie begleitete, bei denen sie aber keine Gelegenheit hatte, mit ihm zu reden. Als sie von der dritten in St. Lievens zurückritten, erzählte sie ihm davon, und er war offenbar nicht beunruhigt.
    »Lord Simon? Mit Euch hat er keinen Streit. Und ich bin bald aus seinem Blickfeld verschwunden. Wahrscheinlich wird er mit seinem Vater genug zu tun haben. Vor allem, wenn er für König Jakob oder Bischof Kennedy Intrigen schmiedet. Ich habe heute etwas Erfreuliches gehört.«
    Heute morgen hätte sie noch auf einer gründlichen Aussprache über Simon von Kilmirren bestanden. Jetzt ließ sie ihn das Thema wechseln, um ihre Kräfte zu schonen. Etwas Erfreuliches bedeutete vermutlich noch mehr Arbeit, und sie war erschöpft. Niemand verhandelte mit einem Untergebenen. Wohin auch immer Claes ging, sie mußte ebenfalls dorthingehen, um die Verhandlungen zu führen. Bis, wie Claes sagte, Felix bereit sein würde. Und zweifellos hatte Claes recht. Felix, dem meisterlichen Schankwirt, fehlte es bisher noch an Antrieb, sich den weniger vergnüglichen Teilen des Unternehmens zuzuwenden. Dieser Antrieb konnte noch lange auf sich warten lassen. Einstweilen, das wußte sie, übte sich Felix immer noch heimlich in seinem geliebten Turnierkampf. Deshalb antwortete sie Claes schließlich etwas lustlos: »Ach? Etwas Erfreuliches?«
    Er hatte jetzt keine Schwierigkeiten mehr zu Pferd und saß mühelos im Sattel. Lächelnd drehte er den Kopf mit der blauen Kappe nach ihr. »Noch vier Besprechungen. Nein, Spaß beiseite. Hauptmann Lionetto, der Piccinino unterstellt ist, hat jetzt ganz offiziell sein Geld bei Thibault und Jaak de Fleury angelegt, unseren guten Freunden in Genf. Sind sie einander nicht ebenbürtig?«
    »Das kann ich nicht so gelassen sehen«, erwiderte seine Arbeitgeberin. »Lionetto steht bei Piccinino in Diensten? Dann kämpft er also genau wie wir für König Ferrante. Und bekommt ebenfalls eine Menge Gold vom Herzog von Mailand und vom Papst. Wenn der Krieg vorbei ist, ganz gleich wer gewinnt, wird Jaak de Fleury ein reicher Mann sein und Lionetto ein Vermögen verdienen. Das ist doch das Prinzip, oder? Egal, wer gewinnt, die Söldner verdienen immer ihr Geld. Aus dem Grund hast auch du mich überredet, Astorre alle diese zusätzlichen Leute zu schicken.«
    »Ja, auch Ihr werdet ein Vermögen verdienen«, sagte Claes vergnügt. »Aber dennoch ist es eine erfreuliche Nachricht. Was wollt Ihr morgen tun?«
    »Nichts«, erklärte Marian de Charetty nachdrücklich.
    »Das ist gut. Dann könnte ich morgen die kleine Reise nach Löwen machen, über die wir sprachen. Und Felix könnte mich begleiten, mit dem Auftrag, Euren neuen Geschäftsführer zu entlassen. Danach reiten wir weiter nach Genappe.«
    Unwillkürlich verhielt sie ihr Pferd und gab ihm dann die Sporen, ehe ihre Reitknechte sie überholten. Sie ritt besser als Claes. Ihr Umhang lag tadellos an, und ihre Kapuze war über ihrer Haube festgesteckt, so daß kein einziges Haar heraussah. Ihre Satteldecke war in Charetty-Blau, mit Scharlachrot eingefaßt, und Zaum und Zügel waren silberbeschlagen. »Felix wird nicht nach Genappe gehen, wenn du dabei bist. Und wer hat etwas davon gesagt, Olivier zu entlassen? Du bist ihm doch noch nicht einmal begegnet.«
    »Ich? Oh, ich bin weder für noch gegen ihn. Aber Felix kann sich die Sache ansehen und sich selbst ein Urteil bilden. Ein Vorgeschmack auf die Macht über Leben und Tod. Auf feudale Herrschaft.«
    »Und Genappe?«
    Claes lächelte. »Ich gehe dorthin. Und Felix dürfte es kaum wagen, mich allein gehen zu lassen.«
    Vier Tage später war Olivier, der Geschäftsführer des Hauses Charetty in Löwen, entlassen. Die Untersuchung nahm fast den

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