Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
Vom Netzwerk:
habe mir den neuen Bottich und die neue Pumpe zeigen lassen. Die Pumpe war falsch angeschlossen. In einer Woche hättet Ihr die nächste Explosion gehabt.«
    »Wer -?«
    Er schüttelte den Kopf. »Henning kannte den Mann nicht, aber er hatte die besten Zeugnisse. Ich habe ihm gesagt, er soll nur Leute an die Reparaturen lassen, die ihm gut bekannt sind. Aber man kann natürlich jeden bestechen. Und wenn es hier Ärger gibt, dann vielleicht auch bald in Eurer Niederlassung in Löwen.«
    »Den hatten wir bereits.«
    »Das habe ich geahnt. Es bleibt nicht viel Zeit. Aber ich dachte, ich sollte mir den neuen Mann einmal anschauen. Olivier, richtig? Vielleicht kommt Felix mit. Und ich würde eigentlich auch gern noch einen Abstecher nach Genappe machen.«
    Die wuchtige, von einem Wallgraben umschlossene Burg Genappe sechzehn Meilen südlich von Brüssel war bis vor kurzem die bevorzugte Jagdresidenz des Herzogs von Burgund gewesen. Bis der Dauphin Ludwig, der Thronerbe Frankreichs, geflohen war und bei seinem getreuen Onkel Zuflucht gesucht, und dieser getreue Onkel - der Herzog - ihm die Burg Genappe zur Verfügung gestellt hatte, solange er seinem Vater zu trotzen wünschte.
    Claes wollte den Dauphin aufsuchen. Ihr Diener Claes. Ihr ungewöhnlicher, angetrunkener, bewundernswert selbstbewußter Nicholas. Der so oft glücklich und zufrieden war.
    Er sah darin offenbar nichts Merkwürdiges. »Nun«, sagte sie, »dann solltest du dafür sorgen, daß dein blaues Wams ordentlich geflickt ist.«
    Mit seinen weit geöffneten, großen Augen sah er sie bewundernd an, die weichen Lippen dehnten sich zu einem strahlenden Lächeln absoluten und heiteren Einverständnisses. »Und sollte ich nicht auch die Glöckchen gleich wieder annähen lassen?«

KAPITEL 22
    In diesem Jahr fiel Ostern auf Mitte April. Nach Genappe, so Claes, ritten sie am besten kurz vorher. Sobald sich neue Umstände ergaben, konnte er sehr geschäftig werden.
    Mitte März war Marian de Charetty Eigentümerin etlicher Liegenschaften, sie besaß jetzt drei Lagerhäuser in der Nähe ihres Hauses, eine Weinschenke nahe dem Fischmarkt und - zu einem Preis, der sie erschreckte - ein Haus und Lagerräume in der Spanjaardstraat. Die Spanjaardstraat oder Spanische Straße lag mitten in Brügges bestem Handelsviertel, nicht weit von der St. Jansbrücke, nur durch den Kanal getrennt von den Handelshäusern der Engländer und Schotten und drei Minuten entfernt vom Zollhaus, der Börse, den Konsulaten von Florenz, Venedig und Genua und dem Versammlungsort der Gesellschaft Weißer Bär. Das Nachbarhaus gehörte Anselm Adorne.
    Felix wurde die Aufgabe übertragen, die Renovierung der Weinschenke zu beaufsichtigen. Erstaunlicherweise machte er sich voll Energie daran, führte eine Reihe vortrefflicher Neuerungen ein und gab nur durch seine unangebrachte Strenge im Umgang mit Bediensteten und Gästen Anlaß zu Besorgnis. Einer der Metteneye-Jungen, der das Pech hatte, sich auf einen von Felix’ neuen Tischen zu erbrechen, war mehr als überrascht, als er sich auf der Straße wiederfand und ihm gesagt wurde, er solle sich erst wieder blicken lassen, wenn er seine Getränke bei sich behalten könne. Felix’ Mutter, die der Demoiselle Metteneye einen Besuch abstattete, mußte sich entschuldigen.
    Das Geld für all das stammte offenbar teilweise aus Darlehen und teilweise von dem Gewinn aus irgendeiner Kapitalanlage, die Claes bei der Mailänder Niederlassung der Medici getätigt hatte.
    Als Thomas gegen Ende Februar mit zweihundert Söldnern und Reitern eintraf, standen Unterkunft, Bier, Essen und Futter bereit, außerdem ein paar Maulesel und gemietete Karren, beladen mit Rüstungen. Das stimmte Thomas, Nachkomme dreier Generationen landloser Söldner, die infolge einer Reihe verzeihlicher englischer Niederlagen und unverzeihlicher englischer Waffenstillstandsabkommen in Frankreich gestrandet waren, den Ausländern gegenüber noch ein wenig milder. So übel waren die Kerle gar nicht, wenn man ihnen nur ab und zu einen kräftigen Tritt an die Stelle gab, wo es am meisten weh tat.
    Nach einer turbulenten Woche zogen Thomas und sein kleines Heer ab, um sich in Mailand mit Meester Tobias zu treffen und dann weiter in Richtung Süden nach Neapel und zu Astorre zu marschieren. Thomas wurde begleitet von einem äußerst stämmigen Kaplan namens Gottschalk aus Norddeutschland und einem ungarischen Armbrustschützen, der Abrami hieß; beide waren von Claes entdeckt worden. Die Aufgabe

Weitere Kostenlose Bücher