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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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unvergleichlich, Demoiselle. Aber es muß einiges besprochen werden. Habt Ihr Euren Eltern von Jordan de Ribérac nichts gesagt?«
    »Nein. Ich habe ihnen gesagt, der junge Gruuthuse sei mein Begleiter gewesen.«
    »Dann werden sie erwarten, daß Ihr ihn heiratet.«
    Sie starrte ihn an.
    »Habt Ihr daran nicht gedacht? Und wenn er Euch unbedingt heiraten möchte, wird er vielleicht nur zu gern behaupten, Euer Geliebter zu sein. Ihr seht also, Ihr müßt mich nicht heiraten.«
    Er machte eine Pause, aber sie antwortete nicht. »Wenn Ihr ihn nicht wollt, müßt Ihr natürlich Euren Eltern sagen, was wirklich geschehen ist. Sie werden Euch helfen, einen anderen Ehemann zu finden. Mädchen aus vornehmem Haus werden oft zur Entbindung ins Ausland geschickt, und das Kind wird in Pflege gegeben.«
    Die Lage war plötzlich unhaltbar geworden. »Es meinen Eltern sagen! Sie würden dir den Kopf abreißen!«
    Er zuckte leicht die Schultern. »Wenn ich in Flandern bleibe, sicher. Aber es gibt noch andere Länder. Und wenn Ihr den jungen Gruuthuse nicht heiraten wollt, müssen sie von der Herkunft des Kindes erfahren, um Euch zu schützen. Jordan de Ribérac war vor mir allein in Eurem Haus. Die leiseste Andeutung, und er könnte versuchen, die Vaterschaft zu beanspruchen und Euch zur Heirat zu zwingen.«
    »Das kann er nicht!« sagte Katelina knapp.
    »Das könnte er sehr wohl, wenn ich ihm nicht deutlich machen kann, daß er dabei nur verliert. Kennt Ihr Andro Wodman?«
    Im letzten Jahr auf dem Bankett für den Kommodore der Flandern-Galeeren, wo sie Jordan de Ribérac zum ersten Mal begegnet war, hatte ihr Vater einen Schotten namens Andro Wodman in de Ribéracs Gefolge erwähnt. Sie erinnerte sich, antwortete aber nicht.
    »Nein? Nun, er ist Bogenschütze in der Leibgarde des französischen Königs. Ich habe ihn sowohl mit Vicomte de Ribérac gesehen als auch in … Begleitung des Dauphin. Er versuchte, sich vor mir zu verstecken. Und außerdem«, sagte Claes, zog seine Hände zurück und verschränkte sie wieder, »weiß Monsieur de Ribérac mehr über Gaston du Lyon, den geheimen Gesandten des Dauphin, als er wissen sollte.«
    Claes in der Umgebung des Dauphin? »Was sagst du da?« fragte sie. »Daß der große Jordan de Ribérac vom Dauphin gekauft worden ist, und der König von Frankreich weiß es nicht?«
    »Das vermute ich. Der Vicomte weiß sehr viel mehr, als er wissen sollte.«
    Woher wußte Claes das alles? Gerüchte, aufgeschnappt in Kontoren, Schenken, Bordellen? Andeutungen und Hirngespinste, zu einer rachsüchtigen Falschaussage verquickt? Zuvor war davon keine Rede gewesen. Aber er hatte es vielleicht auch nicht gewußt. Und zuvor hatte sie natürlich einen Ruf zu wahren gehabt. Die von de Ribérac verursachte Narbe war immer noch zu sehen, ein blank schimmernder Streifen auf seiner Wange. Katelina betrachtete sie und sah ihm dann in die Augen, in denen kein Haß lag. Sie glaubte ihm. »Du hast also Beweise.«
    »Nur ein paar, um mehr habe ich mich noch nicht bemüht. Aber ich werde alles herbeischaffen, was Ihr braucht, wenn Monsieur le Vicomte Euch Angst einjagt oder Euch zu etwas zwingen will. Ihr braucht es mir nur zu sagen, wenn ich etwas tun kann.« Er hielt inne. »Ich glaubte, Ihr würdet mich hassen.«
    Sie haßte ihn nicht. Einen Diener haßte man nicht. Sie war nur wütend auf ihn gewesen, weil sie sich schämte und deshalb wütend auf sich selbst war. »Nach all dem hast du wohl eher Anlaß, mich zu hassen. Ich habe dich aufgefordert zu tun, was du getan hast. Ich habe dir gesagt, es bestehe keine Gefahr. Ein von uns gezeugtes Kind hätte auf dein Leben schlimmere Auswirkungen als auf meins. Es sei denn, du würdest mich heiraten.«
    Sie hatte es zum zweiten Mal ausgesprochen, und zum zweiten Mal wartete sie auf eine Antwort. Sie wußte nicht, daß sie sich verriet. Durch ihre Hartnäckigkeit. Durch ihre nörgelnde Wut, wo eine zornige Anklage gerechtfertigt gewesen wäre. Er ließ die Hände sinken und sah sie an. Sein Blick ging ihr durch Mark und Bein. Sie wandte die Augen ab.
    »Ihr seid nicht schwanger, und deswegen auch nicht in Schwierigkeiten«, sagte er unumwunden.
    Katelina van Borselen hatte seit ihrer Kinderzeit den Kopf nicht mehr vor Scham gesenkt. Sie schwieg und sah auch nicht auf, als er rasch aus dem Bett sprang.
    »Warum also?«
    Nach seiner Stimme zu urteilen, stand er noch neben dem Bett. Er hatte sich nicht gerührt, um sich anzuziehen oder zu bedecken. Als sie ihn ansah, stand

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