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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Margriet van der Banck war eine vierzehnjährige Waise gewesen, als sie ihn heiratete, aber sie hatte eine hervorragende Erziehung genossen. Sie konnte gut organisieren, war eine gute Mutter und eine vorzügliche Hausfrau. Ihr Aufgabenbereich war der Haushalt, und es gab keinen Grund, sich in die Angelegenheiten ihres Mannes einzumischen. Oder nur dann, wenn es sich um Dinge handelte, die sich auf ihre gemeinsame Zukunft auswirkten wie diese Alaun-Sache. Darüber hatte er ihr alles erzählt. Sie wünschte immer noch, er würde die Finger davonlassen.
    Sie erschrak deshalb, als sie sich, in Erwartung aufregender neuer Pläne, einer Ernennung oder Neuerwerbung, gesetzt hatte und er von eben der Angelegenheit zu sprechen begann, die sie beunruhigte. Von den Verhandlungen über Alaun und von diesem Färber, diesem sehr anständigen jungen Mann Claes, der so nett zu Marie und Katelijne gewesen war und der sich angeblich dieses gefährliche Geschäft ausgedacht hatte, zusammen mit einem Arzt in Italien - der ihn wahrscheinlich bloß eingespannt hatte, um seine Bekanntschaft mit Anselm auszunutzen. Obwohl Anselm offenbar an die Fähigkeiten des jungen Mannes glaubte.
    Aber nicht jeder war so brillant wie Anselm. Mit neunzehn hatte Anselm sie geheiratet, mit zwanzig war er Magistratsherr von Brügge geworden, und im selben Jahr hatte er den ersten Preis beim Turnier der Gesellschaft Weißer Bär gewonnen. Anselm war ein freier Bürger, aber seiner Abstammung nach ein Aristokrat und mit Dogen verwandt. Der junge Mann war ein Handwerker. Und jetzt sagte Anselm: »Ihr erinnert Euch doch an Claes, der zum Haus Charetty gehört. Hier ist ein Brief von ihm. Er kommt gleich hierher, um uns um Hilfe für Marian de Charetty zu bitten. Das Unternehmen ist stark gewachsen, so daß sie nun einen Teilhaber braucht. Und sie meint, Claes wäre dafür am besten geeignet, aber ihm fehlt die gesellschaftliche Stellung. Die möchte sie ihm nun offenbar geben, indem sie ihn heiratet.«
    Margriet konnte einen Schreckenslaut nicht unterdrücken. Anselm sah sie an, auf diese besondere Art, die sie an ihm kannte. »Meine Liebe, das ist allein die Angelegenheit der beiden. Die Demoiselle hat ihren Entschluß gefaßt. Sie möchte den Ehevertrag noch heute vormittag ausgefertigt und unterschrieben haben und bittet um meine Hilfe. Claes schreibt, sie scheue sich, darum zu bitten, aber er wisse, daß sie gern den kirchlichen Segen hätte. Er fragt, ob wir gestatten, daß die Unterzeichnung des Vertrags in unserer Halle stattfindet und die anschließende Trauung in der Jerusalemkirche abgehalten wird.«
    Margriet schwieg einen Augenblick, denn er hatte sie gerügt. Aber zuletzt konnte sie nicht mehr an sich halten. »Er glaubt, Ihr seid ihm zu Dank verpflichtet, sonst würde er Euch nie um so etwas bitten. Das ist die erste unheilvolle Folge dieser Zusammenarbeit.«
    Er legte den Brief beiseite und setzte sich. »Natürlich hat er deshalb darum gebeten. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Marian de Charetty hat recht. Claes könnte ihre Geschäfte führen wie kein anderer, nur fehlt ihm dazu eben die gesellschaftliche Stellung.«
    »Aber Ihr wißt, daß das nicht alles ist. Wenn Marian ihren Lehrling heiratet, statt sich einen erfahrenen Geschäftsführer zu suchen, statt eine zweite Ehe mit einem Mann ihres Alters und ihres Standes einzugehen, dann macht sie sich in dieser Stadt zum Gespött. Vielleicht ist er wirklich der beste Geschäftsführer, den sie je bekommen könnte. Aber wenn sie ihn heiratet, ist ihr das Geschäft wichtiger als ihre Würde. Claes! Ein reizender junger Mann, aber so ungebärdig, daß er immer wieder öffentliche Prügel erhält. Jedesmal, wenn er aus Löwen zurückkam, haben alle meine Freundinnen ihre Dienerinnen eingesperrt. Was denkt Marian sich dabei?«
    »Er ist ruhiger geworden«, erwiderte Anselm. »Ihr selbst habt erlaubt, daß er unsere Töchter zum Karneval begleitet. Vielleicht ist er reif für die Ehe. Vielleicht, meine Liebe, haben sie einander gern.« Er zögerte. »In dem Brief, das muß ich zugeben, stand allerdings nichts davon. Er stellt es als geschäftliche Abmachung hin.«
    »Vielleicht hat sie ihn gern. Das wird der Klatsch behaupten. Er ist ein kraftvoller junger Mann, den Frauen anziehend finden. Es muß ihm leichtgefallen sein, sie zu gewinnen. Eine geschäftliche Abmachung! Aber sicher doch. Felix ist enterbt, und diese beiden armen Mädchen …«
    »Nein, dazu äußert er sich ganz eindeutig. Das

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