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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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und weil es einen Aufruhr geben wird. Sobald die Ehefrauen von der Geschichte erfahren, wird es keine Heirat geben. Sie werden ihre Ehemänner einschüchtern. Wir wollen alles so halten wie bei einer normalen geschäftlichen Verhandlung, bei der ein guter Vertrag abgeschlossen wird, der die Interessen aller Beteiligten schützt.«
    »Eure eigenen ausgenommen, wenn ich recht verstehe? Wünscht Ihr wirklich, von jedem direkten oder indirekten finanziellen Gewinn Eurer zukünftigen Ehefrau ausgeschlossen zu werden, abgesehen von dem Euch bewilligten Lohn? Wovon wollt Ihr zum Beispiel leben, wenn sie, was Gott verhüte, sterben sollte? Das Erbe würde dann auf ihren Sohn übergehen, und ihm stünde frei, Euch zu entlassen. Da Ihr ihn nicht erwähnt habt, hat er in dieser Angelegenheit vermutlich kein Mitspracherecht.«
    »Das ist ein weiteres Problem«, sagte Marian de Charetty. »Mein Sohn ist siebzehn und eigensinnig. Ich möchte diese Ehe schließen, noch ehe er davon erfährt.« Sie hielt kurz inne. »Darüber sind Nicholas und ich uns nicht einig. Wir machen es so, weil ich darauf bestehe. Ich will nicht, daß Felix sich vorher in meine persönlichen Entscheidungen einmischt. Es wird danach noch schlimm genug werden. Und falls das Gesetz seine Zustimmung oder Anwesenheit vorschreibt, müßt Ihr einen Weg finden, das Gesetz zu umgehen.«
    »Es gibt Möglichkeiten«, sagte Gregorio, »wenn die Kirche wohlwollend ist. Aber sollte er auf Rache sinnen, und sei es erst in späteren Jahren, dann gibt ihm dieser Vertrag eine Handhabe.«
    »Ihm sollen alle Vollmachten zustehen, die das Gesetz gewährt«, sagte der junge Mann, »solange dies nicht die Rechte seiner Mutter beeinträchtigt. Das muß zweifelsfrei klar sein. Felix wird mir keine Schwierigkeiten machen und Euch auch nicht, wenn Ihr ihn erst kennengelernt habt. Er ist nur jung. Und was das Geld betrifft, so kann ich es mir auch ohne das Haus Charetty verschaffen, Meester Gregorio. Die Demoiselle hat ja schon etwas über ein neues Unternehmen angedeutet. Das wird meines sein, aufgebaut mit meinen Geschäftspartnern und ohne Mittel des Hauses Charetty, obwohl es ihm hoffentlich nützen wird. Und Euch ebenso, wenn Ihr wollt. Aus diesem Grund, das interessiert Euch sicher, ist auch Meester Anselm bereit, uns zu helfen. Ihr mögt glauben, daß er ein Bürge von einigem Format ist und ich etwas weniger unzuverlässig bin, als es scheint. Aber das kann Euch nur die Zeit zeigen. Einstweilen bitten wir nur um Eure Hilfe bei der Ausfertigung eines Vertrags. Seid Ihr jetzt entsetzt?«
    Gregorio war erstaunt. Entsetzen und Bewunderung erfüllten ihn. Er empfand das starke Bedürfnis, sogleich einen Ehevertrag für dieses taktisch vorgehende Paar aufzusetzen, der ihnen erlaubte zu tun, was sie zu tun wünschten - buchstabengetreu, umfassend und allen Regeln des Rechts entsprechend. Einen so bindenden Vertrag, daß er, welchen Betrug der junge Mann auch plante und welcher Wahn die Frau auch umfing, niemals gebrochen werden konnte.
    Und danach, dachte er, würde er gern noch eine Weile bleiben, um zu sehen, was passierte.
    Der zweite, der die Neuigkeit erfuhr, war Anselm Adorne, dem ein Päckchen übergeben wurde, als er sich von den Knien erhob und seine Frau und die Kinder sowie die Dienerschaft nach der Morgenandacht aus der Jerusalemkirche hinausgeleitete, der von Anselms Vater und Onkel erbauten Privatkirche. Das Päckchen enthielt einen Brief mit mehreren engbeschriebenen Seiten, deren Inhalt ihn veranlaßte, eine Hand auf den Arm seiner Frau zu legen und zu sagen: »Ehe Ihr Euch Euren Haushaltspflichten widmet, müssen wir miteinander reden. Und laßt die Halle aufräumen. Wir bekommen heute vormittag Gäste.« Er mußte warten, wie er bereits vermutet hatte, während sie in die Küche eilte und Anweisungen gab. Dann kam sie zu ihm in ihr gemeinsames Schlafzimmer.
    Sie war etwas aufgeregt. Nicht besorgt, denn alle ihre Kinder waren da, sogar Jan, der zu Ostern aus Paris nach Hause gekommen war. Und nach sechzehn Ehejahren kannte sie ihren umsichtigen, höflichen und wohlwollenden Ehemann. Wäre Pater Pieter in seinem stillen Refugium bei den Kartäusern etwas zugestoßen oder den Onkeln und Tanten, den Schwestern und Brüdern, den unzähligen Cousins und Cousinen, Nichten und Neffen der Familien Adorne und van der Banck, dann hätte er es ihr gleich gesagt.
    An Geschäftliches dachte sie nicht. Sie wußte natürlich Bescheid über einige seiner vielen Unternehmungen.

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