Niccolòs Aufstieg
sagte sie: »Von unseren Freunden hat keiner eine Mutter, die einen Diener geheiratet hat.«
Bevor Marian etwas sagen konnte, rief ihre jüngere Tochter empört: »Claes ist kein Diener! Nicholas.«
»Was ist er dann?« fragte Tilde. »Hast du es Felix schon gesagt?«
»Ich sage es ihm, sobald er kommt«, erwiderte Marian. »Tilde ihr habt beide recht. Nicholas ist ein Diener, weil er in den dienenden Stand hineingeboren wurde. Aber hat eine der Frauen, die ihr kennt, einen so klugen Mann wie ihn? Ihr wißt, daß er von ganz anderem Schlag ist als alle übrigen im Unternehmen. Selbst als Henning.«
»Hattest du etwa daran gedacht, Henning zu heiraten?« rief Tilde schrill. »Warum nicht Oudenin de Ville? Der paßt doch vom Alter viel besser zu dir. Willst du ein Kind?«
Marian war entsetzt. Sie wußte nicht, was sie erwartet hatte, aber das nicht.
»Sie ist unsere Mutter«, hörte sie Catherine aufgebracht sagen. »Sie hat ihre Kinder schon.«
»Wirklich?« sagte Tilde. »Nun, vielleicht sorgt unser neuer Vater für neue Kinder, obwohl wir wahrscheinlich nie erfahren werden, ob es seine sind oder die von Felix.« Herausfordernd starrte sie ihre Mutter an. Ein stilles, liebenswertes Mädchen von dreizehn Jahren.
»Was meinst du damit?« fragte Marian mit fester Stimme.
»Du hast wirklich keine Ahnung! Sie verkaufen sich gegenseitig ihre Mädchen! Claes hat Mabelie von Simon von Kilmirren übernommen. John Bonkle hat sie von Claes bekommen. Und Felix hat sie John abgekauft. Dafür hat er die acht Pariser Groschen gebraucht.«
In diesem Augenblick öffnete Nicholas die Tür. Marian stand langsam auf. Tilde, die bereits stand, kehrte ihrer Mutter den Rücken und ging geradewegs auf ihn zu, spuckte ihn an und lief hinaus.
Catherine verzog das Gesicht, als wollte sie anfangen zu weinen.
»So viel Wut!« sagte Claes und rieb die Stelle sorgfältig mit seinem Taschentuch. »Glaubt ihr, das gibt einen Fleck?« Er setzte sich und rieb weiter. »Ich weiß nicht. Was meinst du, Catherine? Wird sie sich daran gewöhnen? Da läufst du ganz arglos mit jemandem Schlittschuh, und dann wirst du plötzlich überfahren. Das ist schon hart.«
Catherine klammerte sich weiter an ihre Mutter, aber ihr Gesicht hellte sich auf. »Sie behauptet, du hättest Mabelie an Felix verkauft«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Das hat sie sicher nicht gesagt«, versetzte Nicholas lächelnd. »Mabelie hat mich enttäuscht. Sie hat John Bonkle vorgezogen. Und eines Abends hat dann Felix zuviel getrunken und sich eingebildet, er könnte sie John abkaufen. Aber gute Mädchen wie Mabelie kann man nicht kaufen. Sie ist immer noch Johns Freundin. Hast du auch einen Freund?«
»Ich mag dich«, erklärte Catherine.
»Das ist schön. Aber du mußt mich mit Tilde und deiner Mutter teilen. Und du weißt, daß Tilde durcheinander ist. Wir müssen ein wenig zurückhaltend sein und behutsam mit ihr umgehen, bis sie sich an alles gewöhnt hat. Bleib du vorläufig bei deiner Mutter. - Meine Herrin?«
Sie nahm Catherine auf den Schoß, Wange an Wange lächelten sie. Ich darf es nicht vergessen. Ich darf nicht vergessen, daß er bei mir ist. Ich bin nicht allein. »Ja, Nicholas?«
»Ich habe angeordnet, daß Felix, sobald er kommt, zu mir geschickt wird und nicht zu seiner Mutter. Erlaubt Ihr das?«
Gestern noch hätte sie abgelehnt. Heute wußte sie schon, daß sie Felix nicht gewachsen war. Lieber Himmel, sie war ja nicht einmal Tilde gewachsen. Sie nickte.
»Tilde lassen wir heute besser in Ruhe«, fuhr er fort. »Catherine, würde es dir etwas ausmachen, heute nacht bei deiner Mutter zu schlafen? Tilde ist ganz außer sich, weißt du, und sagt in ihrem Zorn vielleicht Dinge, die sie nicht so meint. Es wird bestimmt nicht lange anhalten.«
Catherine sah ihn an. »Ich weiß nicht. Ich habe gehofft, du würdest mich heiraten. Aber ich glaube, Tilde hat gedacht, du würdest sie heiraten und mit ihr Kinder haben. Deswegen war sie über Mabelie so böse. Sie hat immer geschaut, ob Mabelie einen dicken Bauch hat und ein Kind bekommt.«
Nicholas lächelte wieder. »Wenn sie wirklich eines bekommt, dann ist es von John Bonkle. Ich habe nicht vor, Kinder in die Welt zu setzen. Du und Tilde seid genug.«
»Und Felix«, fügte Catherine hinzu.
»Und Felix.« Über ihren Kopf hinweg sah Nicholas Marian an.
Da sich sehr bald danach die Neuigkeit in Form eines saftigen Skandals ausbreitete, und da Felix, wie jemand einmal von ihm gesagt hatte, doch das Zeug zu
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