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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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verändert hätten, und darüber, mit welcher Art Geschäften man Geld verdienen könne und mit welchen nicht. Es habe sich im Laufe des letzten Jahres gezeigt, daß das Haus Charetty sehr solide sei und, vorausgesetzt, sie gehe mit der Zeit, noch solider werden könne, vielleicht sogar sehr reich. Sie freue sich, ihnen das sagen zu können, denn sie hoffe, daß alle bei ihr bleiben und an dem Kommenden teilhaben würden.
    Sie habe tatkräftige Hilfe erhalten. Vor allem von ihrem Verwalter und Färbermeister Henning und Meester Julius, der abwesend sei, aber zurückkomme und sie weiterhin unterstützen werde. Doch auch von einem unter ihnen, Claes nämlich, den sie nun, da er Kurier sei, Nicholas nennen sollten. In den letzten sechs Monaten seien viele gute Ideen zur Führung des Geschäfts von Nicholas gekommen. Er habe eine Begabung dafür, und mit dieser könnte er zu jedem anderen Unternehmen gehen und es zum Erfolg führen. Um ihn aber beim Haus Charetty zu halten, habe sie als Eigentümerin sich zu einem bedeutsamen Schritt entschlossen.
    Nicholas sei ein junger Mann mit großer Zukunft. Sie übertrage ihm daher die Geschäftsführung des Hauses Charetty. Nach wie vor werde Henning Verwalter und Meister sein und, wie vorher Nicholas ihr, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Messer Gregorio werde einstweilen Meester Julius vertreten und ihn nach seiner Rückkehr unterstützen. Und ihr Sohn Felix werde an Nicholas Seite sein, um sich zu unterrichten und zu gegebener Zeit seinen Platz als Eigentümer einzunehmen.
    Wegen aufkommenden Gemurmels hielt sie an dieser Stelle inne. Köpfe reckten sich. Rufe ertönten. Unauffällig ließ Gregorio seinen forschenden Blick über die Umstehenden gleiten. Henning, dessen Gesicht immer noch gerötet war, starrte ins Leere. Felix, der sehr aufrecht neben der Kiste mit seiner Mutter stand, sah die Arbeiter an, als ob er sie haßte. Nicholas stand ganz still, völlig konzentriert und aufmerksam. Er beobachtete jeden einzelnen, wie Gregorio feststellte, von seiner Frau bis zu den Leuten, die an den Färberküpen seine Freunde gewesen sein mußten.
    »Ihr werdet Nicholas Verständnis entgegenbringen müssen«, fuhr Marian de Charetty fort, »und ihn unterstützen, wo ihr nur könnt, denn er hat für uns alle eine sehr große Aufgabe übernommen. Aber ich glaube, ihr könnt mir danken, daß ich nicht einen Fremden in das Unternehmen geholt habe. Ihr kennt einander. Er ist schon lange hier. Natürlich hat seine Ernennung eine Schwierigkeit aufgeworfen. Wie ihr wißt, bin ich verwitwet und schutzlos, wie eine Frau allein es nun einmal ist. Ich wollte nicht einen Mann heiraten, der mir gefällt, aber euch, die ihr gewissermaßen zu meiner Familie gehört, vielleicht nicht. Nun ist es so, daß ich mein Haus und die meisten meiner Angelegenheiten mit meinem neuen Geschäftsführer teilen werde.«
    Felix senkte den Blick. Nicholas hingegen hob den seinen. Marian de Charetty sah ihn an und lächelte. »Es schien nur eine einzige vernünftige Lösung zu geben.« Ihre Stimme klang fest. »Ich fragte ihn, ob er ohne einen ihm zustehenden Gewinnanteil am Geschäft bereit wäre, diese Anstellung mit einer Heirat zu verbinden. Er war einverstanden. Der Ehevertrag zwischen uns ist heute morgen besiegelt worden.«
    Schweigen, Dann ein Aufseufzen und leises Raunen. Stimmengewirr. Die hohen Töne stammten von den Frauen. Die lächelnden Gesichter, stellte Gregorio fest, waren ausschließlich weiblich. Und was die Frauen dachten, war so offenkundig, als ob sie es lauthals verkündeten: Ein strammer Junge in ihrem Bett! Schön für die Witwe!
    Die Witwe selbst lächelte. Es war ein starres Lächeln, aber ein echtes. Wenn sie zitterte, dann sah man es nicht. Sie hatte Mut. Natürlich hatte sie Mut, sonst hätte sie sich auf die ganze Sache gar nicht eingelassen.
    »Ein dreifach Hoch auf die Demoiselle!« schrie eine Frau gellend, und es waren Frauen, die mit den Hochrufen begannen, aber beim dritten Hoch stimmten auch die meisten Männer ein. Ihre Gesichter zeigten vielfältige Regungen wie die von Männern, die im Begriff waren, in eine Schlacht zu reiten. Sie wußten noch nicht, was sie empfanden. Das würden sie erst wissen, wenn dies hier vorbei war und sie zusammengedrängt irgendwo in einer Ecke saßen.
    »Ich danke euch«, setzte Marian de Charetty wieder an, »Mir erscheint es angebracht, dieses Ereignis zu feiern. Ich sehe, daß die Sonne noch scheint. Wenn ihr euch in den Hof begebt, wird

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