Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
Vom Netzwerk:
friedliches Leben wünscht.«
    Bei Einbruch der Dunkelheit fühlte sich Marian de Charetty erschöpft. Die Gespräche und die Vorbereitungen hatten den ganzen Abend gedauert. Tilde, die zum Wein nicht im Wohnraum erschienen war, kam zum Abendessen und setzte sich mit Felix, Catherine, Nicholas und ihrer Mutter zu Tisch. Ihr Gesicht war ausdruckslos und verquollen, aber wenigstens antwortete sie, wenn sie angesprochen wurde, und hielt die Hand ihrer Mutter, neben der sie saß. Nicholas ließ sie in Ruhe und sprach über den Turnierkampf.
    Man konnte sehen, wie Felix der Gedanke in den Kopf kam und dort Gestalt annahm. Und man konnte hören, daß er immer gesprächiger wurde, statt weiterhin einsilbige Antworten zu geben. So war es keine Überraschung, als er ziemlich laut fragte: »Hast du nicht gesagt, Mutter und ich würden mit dem Unternehmen sehr viel Geld verdienen? Und da könnte sie doch wohl für ein weiteres Pferd oder zwei und, sagen wir mal, einen Schild aufkommen?«
    Nicholas stimmte seelenruhig zu, und seine Antwort stand im Widerspruch zu der scharfen Ablehnung von Felix’ Mutter. Sie sah Nicholas an. »Ich sehe nicht ein, warum nicht«, erklärte er. »Felix steht an der Spitze des Unternehmens. Er sollte beim Turnier der Gesellschaft Weißer Bär eine gute Figur machen.«
    »Ich dachte -«, sagte sie und hielt plötzlich inne.
    »Ihr dachtet, das Haus Charetty könne es sich nicht leisten. Das habe ich auch gedacht. Aber die Leute haben heute nachmittag nur halb soviel Wein getrunken wie vermutet, und die Hochzeit hat nicht viel gekostet.« Er lächelte sie an. Tilde sah verwirrt von einer Seite zur anderen. Marian wußte, daß die Familie von ihm erwartete, daß er sparen und die Ausgaben beschränken würde. Und nun hatte er sie mit List dazu gebracht, ihm diese Großzügigkeit zu erlauben.
    Später, als die Mahlzeit beendet und Tilde und Felix gegangen waren und Catherine schon im großen Bett ihrer Mutter schlief, war Marian vor dem Kamin im Wohnraum zum ersten Mal mit ihrem Ehemann allein. Er war den ganzen Tag dagewesen, doch hätte es auch Henning sein können. Nur daß Henning auch in tausend Jahren nicht all das zustande gebracht hätte, was Nicholas seit dem letzten Abend bewerkstelligt hatte. Auch Cornelis nicht.
    Mit Cornelis hatte sie natürlich eine Hochzeitsnacht gehabt. Und sie selbst hatte Nicholas klargemacht, daß es keine geben würde. Er hatte eingewilligt und sogar dafür gesorgt, daß Catherine bei ihr schlief. Und er hatte auch all die gemeinsamen Ankündigungen in die Wege geleitet, die der Öffentlichkeit die Grundlagen seiner Ehe bekanntgaben. Um ihretwillen, das wußte sie.
    Aus demselben Grund mußte er sie bald verlassen und das Zimmer aufsuchen, das er sich in einem anderen Teil des Hauses eingerichtet hatte. Als sie zurückkam, nachdem sie nach Catherine geschaut hatte, schenkte sie ihm noch einen letzten Becher Wein ein und sah im Schein des Feuers, daß seine Lider schwer waren. Sie fragte sich, ob seine letzte Nacht auch schlaflos gewesen war oder ob er sie in traumloser und zuversichtlicher Ruhe verbracht hatte. Plötzlich sagte er: »Entschuldigung. Ihr müßt auch müde sein.«
    Er sprach, als ob sie nie zusammengewesen wären, außer um lebhafte Gespräche zu führen. Als ob sie ihn nie während seiner Krankheit gepflegt hätte. »Ich glaube«, sagte sie, »es gibt nichts auf der Welt, worüber ich jetzt reden möchte. Oder doch. Über das Turnier.«
    »Er wird nicht teilnehmen. Auf mein Wort.«
    »Nach all den Ausgaben? Zwei Pferde? Ein Schild?« Ihr Lächeln wurde stärker.
    »Bedenkt doch, wie großzügig ich mit Eurem Geld war. Es verleiht ihm … es wird ihm bei seinen Freunden helfen.«
    »Du meinst, er kann damit prahlen, daß er dich ausnutzt?«
    »So ungefähr. Außerdem verdient er es.« Nicholas schloß die Augen. »Du lieber Himmel, ich muß gehen«, sagte er, öffnete sie halb und stand auf.
    Er zögerte. Todmüde saß sie da und wünschte nur, daß er nichts mehr sagte. Ihr nicht mit einer zungenfertigen Koda zu der ganzen Sache kam, auf die sie ebenso zungenfertig würde antworten müssen.
    »Ihr werdet sicher schlafen. Ich bin morgen früh die ganze Zeit im Hof oder im Schreibzimmer. Schickt nach mir, wenn Ihr mich sehen wollt.«
    Und dann schenkte er ihr plötzlich ein strahlendes Lächeln. Seine Augen waren noch halb geschlossen. Sie erwiderte dieses Lächeln, sagte: »Gute Nacht, Nicholas« und sah ihm nach, als er zur Tür ging. Die Hand auf

Weitere Kostenlose Bücher