Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
Vom Netzwerk:
Henning zusammen mit einigen Männern ein Weinfaß herausbringen, so daß ihr auf unser Wohl anstoßen könnt. Und auf eures. Und das des Hauses Charetty.«
    Es war vorbei. Die Demoiselle stieg mit Hilfe ihres Sohnes von der Kiste herunter. Zögernd kamen einige Leute auf sie zu, um mit ihr zu reden. Sie gab einem nach dem anderen die Hand, lächelte und sprach kurz mit ihnen. Henning war schweigend weggegangen, um seinen Auftrag auszuführen. Man sah, daß Nicholas’ Blick ihm folgte, dann traten ein oder zwei der weniger zurückhaltenden Männer zu ihm, und bald umgab ihn eine kleine Gruppe, die immer größer wurde.
    Gregorio sah, daß er keinen Versuch unternahm, sich neben die Demoiselle zu stellen und aus dem Anlaß einen Hochzeitsempfang zu machen. Die versuchsweise zum besten gegebenen Witze schien er nicht zu hören. Fragen nach seiner und ihrer Arbeit beantwortete er bereitwillig, sogar begeistert, so daß einige der Fachleute unter den Umstehenden davon angesteckt wurden, näher herankamen und weitere Fragen stellten. Schließlich ging Nicholas mit einer ganzen Schar von Leuten hinaus und setzte sich auf ein altes Faß. Nach einer Weile erhob sich Gelächter. Noch mehr Männer kamen in den Hof und schlossen sich ihm an.
    Die Demoiselle war immer noch von genügend Leuten umringt, um die Aufteilung gerecht erscheinen zu lassen. Messer Gregorio ging zu ihr und ihrem Sohn. »Demoiselle, meinen Glückwunsch. Des Herzogs Schatzmeister hätte nicht besser oder klüger sprechen können.«
    »Felix hat mich beraten«, erwiderte sie. »Kommt der Wein?«
    Er war schon da. Ohne Hast löste sich die Menge um Nicholas auf oder bildete sich vielmehr neu, so daß sich ihr Mittelpunkt zu dem Tisch verschob, auf dem nun die Becher standen. Der Wein wurde eingeschenkt. Marian de Charetty hob ihren Becher und brachte einen Trinkspruch auf die Anwesenden aus, die dann auf ihr Wohl tranken. Anschließend ging sie mit ihrem Sohn ins Haus. Gregorio wartete interessiert ab.
    »Natürlich würde ich gern draußen bleiben und mich mit all meinen Freunden betrinken«, sagte Nicholas, »aber Ihr und ich, wir gehen wohl besser hinein. Ich habe Henning gesagt, sie können eine halbe Stunde lang nach Herzenslust trinken, und dann soll er zu uns hereinkommen.«
    Gregorios Gesicht blieb ernst. Nur mühsam bezwang er seine Neugierde und fragte nicht, wie es gelungen war, Felix de Charetty zu gewinnen. Seiner Miene nach zu urteilen war er nicht gerade bekehrt, doch sie hatten ihn zumindest überredet mitzumachen. »Wieso kamt Ihr so spät?« fragte Gregorio statt dessen, als sie sich gemeinsam zum Haus aufmachten.
    »Ein Brief von … ein Brief. Ich werde der Demoiselle später berichten. Ich muß möglichst bald nach Italien aufbrechen. Am Tag nach dem Turnier.«
    »Schwierigkeiten?« fragte Gregorio.
    »Nun ja, Schwierigkeiten insofern, als ich hoffte, länger bleiben und alles regeln zu können. Es ist nicht gerecht Euch und der Demoiselle gegenüber. Andererseits ist es ganz gut, wenn ich früher aufbreche. So kann sich die Aufregung allmählich legen. Mit mir würden die Leute in aller Öffentlichkeit Streit suchen, nicht aber mit der Demoiselle.«
    »Wer würde mit Euch Streit suchen?«
    »Jener, an den Ihr denkt«, erwiderte Nicholas ohne Feindseligkeit. »Wir sollen in den Wohnraum kommen. Es gibt den besonderen Wein.«
    »Und Italien?« wollte Gregorio wissen. »Was für Schwierigkeiten gibt es in Italien?«
    »Die Schwierigkeit in Italien ist, daß Jacopo Piccinino die Seiten gewechselt hat.«
    Das hatte so wenig mit Färberküpen und Hochzeiten und Wein im Wohnraum zu tun, daß Gregorio stirnrunzelnd fragte: »Der condottiere? Er stand doch im Sold des Königs Ferrante von Neapel, Ach so, ich verstehe. Die Charetty-Truppe und Hauptmann Astorre unterstützen jetzt ein geschwächtes Heer. Piccinino hat also zu den Mitgliedern des Hauses Plantagenet übergewechselt?«
    »Ja, Piccinino unterstützt jetzt den Herzog von Kalabrien.«
    Sie waren an der Haustür angekommen. »Aber was könnt Ihr tun?« fragte Gregorio und starrte Nicholas an.
    »Eigenhändig die Wende im Krieg herbeiführen. Nein. Unter Piccinino dient ein Mann namens Lionetto. Mir gefällt nicht, daß er auf der falschen Seite ist.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Kann ich mir denken. Ist auch gut so«, sagte der ungewöhnliche junge Mann. »Sonst würdet Ihr auf der Stelle kehrtmachen und gehen. Ich warne Euch. Bleibt nicht bei diesem Unternehmen, wenn Ihr ein

Weitere Kostenlose Bücher