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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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besitzen es jetzt sowieso die Türken. Planst du etwa ein Abkommen mit den Türken?«
    »Die Adornes haben eins. Und die übrigen Genueser, die die Minen auf der Insel Chios ausbeuten. Die Türken beherrschten den größten Teil des Gebiets, und um zu überleben, mußte die Alaun-Gesellschaft von Phokäa jährlich 20000 Golddukaten an den Sultan zahlen. Dann fiel vor fünf Jahren Phokäa selbst an die Türken, die genuesische Gesellschaft behielt Chios, verlor aber alle Alaunminen.«
    »So hast du also doch ein Abkommen mit den Türken«, sagte Felix. Die monotone Stimme seines Vaters bei Themen dieser Art hatte ihn als Jungen aus dem Haus getrieben. Als er jetzt zuhörte, vergaß er sogar seinen Hunger. Handel und Geld. Ein Monopol, hatte Nicholas gesagt.
    »Ein venezianischer Kaufmann in Konstantinopel hat ein Abkommen mit den Türken«, sagte er. »Er besaß dort eine Färberei und wußte Bescheid über Alaun. Er sagte den Türken, er könne die Alaunminen in Phokäa ausbeuten, wenn sie ihm eine Konzession erteilten, und sie wollten darüber nachdenken, vorausgesetzt, er könne genug Lösegeld für sich auftreiben. Er heißt Bartolomeo Giorgio oder, wie die Venezianer es aussprechen, Bartolomeo Zorzi.«
    Er hielt inne. Das tat er oft, wenn er glaubte, etwas Wichtiges gesagt zu haben. Felix dachte nach. Dann platzte er damit heraus: »Der Grieche mit dem Holzbein!«
    Nicholas lächelte. »Nicolai Giorgio de’ Acciajuoli, der in Europa Lösegeld sammelte für seinen Bruder Bartolomeo Giorgio. Und vor allem sammelte er in Städten wie Brügge und Ländern wie Schottland, die Alaun brauchen.«
    »Er mochte dich, weil du ihm das Bein gebrochen hast. Bietet er uns durch seinen Bruder besonders billige Preise für Alaun an?«
    »Er bietet uns besonders billige Preise für Alaun an. Und regelmäßige Alaun-Lieferungen. Und sogar einen Alaun-Vorrat, wenn wir ihn haben wollen. Und das wollen wir.«
    »Warum?« fragte Felix und sagte dann, als Nicholas nicht sofort antwortete: »Ach so. Das ist wohl das Geheimnis.«
    »Geheimnis? Es ist ein geschäftlicher Schachzug, der dir ein Vermögen einbringen wird, und deiner Mutter, Aber wenn du mit einem anderen Menschen - nur einem - darüber sprichst, wird deine Mutter alles verlieren. Ich werde es dir sagen, aber du mußt begreifen, was es bedeutet.«
    »Ich erkaufe mir das Wissen mit meinem Schweigen. Oh, ich weiß, was es bedeutet.« Felix wünschte, Nicholas würde wegsehen.
    Doch Nicholas sah nirgend woanders hin. »Wenn du nach Brügge kommst, werden dir Gregorio, deine Mutter und Anselm Adorne alle bestätigen, daß es wahr ist, was ich dir jetzt sage. In Mailand hat mir Meester Tobias geholfen.«
    »Tobias?«
    »Der Arzt. Weil er über Kräuter Bescheid weiß. Und weil die Acciajuoli und die Adorne Leute kennen, die in den Alaunminen von Phokäa gearbeitet haben, und Tobias einen Vorwand hatte, in Italien zu sein, wo er sich umschauen und mit ihnen reden konnte … Felix, hör zu. Niemand weiß bis jetzt, daß sich in Hügeln nördlich von Rom ein riesiges Vorkommen erstklassigen Alauns befindet. Der beste, von dem man je gehört hat. Besser als der Alaun von Phokäa.«
    Felix spürte, wie sein Herz vor Aufregung wild schlug. Seine Stimme war heiser. »Kauft Tobias sie für uns? Ist dafür das Geld bestimmt?«
    Nicholas senkte den Blick. »Felix, keiner kann sie kaufen, denn sie liegt im Kirchenstaat. Die Familie, in deren Besitz das Land ist, hat es vom Papst gepachtet. Sobald die Entdeckung bekannt wird, verkauft der Papst die Rechte, verpachtet die Mine und behält die Gewinne. Und die Gewinne werden gewaltig sein. Ausreichend für einen Kreuzzug.«
    »Aber wenn du sie entdeckt hast, wird dich Papst Pius doch bezahlen. Uns. Tobias.«
    »Bestimmt. Aber das wäre auch alles. Jemand anderes würde die Alaunlager erschließen. Das Haus Charetty hat gar nicht das Kapital dafür. Schon vor dem Brand nicht. Und sobald dort aus Minen gefördert wird, hat der Papst ein Alaun-Monopol.«
    »Hat er nicht«, widersprach Felix. »Du hast doch selbst gesagt, Bartolomeo Zorzi fördert in Phokäa. Für Venedig, das an die Türkei Abgaben bezahlt.«
    »Stimmt. Und vermutlich kaufen einige irregeleitete Christen wie beispielsweise sämtliche Kaufleute in Brügge, Genua und Florenz von ihm. Aber welcher gläubige Anhänger des Kreuzes wird, sobald der päpstliche Alaun auf dem Markt ist, noch vom Halbmond kaufen? Zumal, wenn der päpstliche Alaun Sündenvergebung mit sich bringt und der

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