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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Vater geerbt hatte, sondern auch etwas von der Scharfzüngigkeit und Eindringlichkeit seiner Mutter. Nicholas war nicht zu ehrerbietig gewesen, sondern hatte so vernünftig und sachlich gesprochen wie Julius gewöhnlich mit seiner Herrin. Das hatte Felix gefallen. Ein Großteil der Scham, des Zorns und der Angst der vergangenen acht Wochen begann sich aufzulösen.
    In Mailand, wo die Luft von feinem Backstein- und Marmorstaub erfüllt war, hatte Nicholas vier Besuche für das Haus Charetty zu erledigen. Felix, sagte er, könne ihn gern begleiten, wenn er es wünsche. Felix wünschte es, wollte aber zuvor Stiefel und Wams ablegen und sich einige Becher Wein und einen langen Schlaf gönnen. Er warf sich auf das Gasthausbett und überließ es Nicholas, etwas zu essen zu besorgen und sich um ihre Leute zu kümmern.
    Nicholas, der noch in Stiefeln dastand, sagte zufrieden, er werde alles für den nächsten Tag vorbereiten. Ob Felix inzwischen mitkommen und ein Auge auf ihn haben wolle, wenn er die Kuriersendungen überbringe? Müdigkeit kämpfte gegen letzte Reste von Mißtrauen und siegte.
    »Das kannst du allein erledigen«, entschied Felix und war wenig später eingeschlafen.
    Als er erwachte, wurde es draußen gerade hell. Nicholas lag friedlich schlafend auf dem Rollbett und war nicht wach zu bekommen. Auf einer Truhe hatte er neben einer tropfenden Kerze die Reste eines kalten Abendessens abgestellt. Felix stürzte sich gierig darauf, wobei ihm bald dies, bald jenes aus der Hand fiel. Da Nicholas auch davon nicht erwachte und der Wein ausgezeichnet war, beschloß er schließlich, mit einer Flasche im Arm wieder ins Bett zu kriechen. Schließlich mußte er morgen - nein, heute - frisch sein fürs Geschäft.
    Cicco Simonetta, der Vorsteher der herzoglichen Kanzlei, wäre wohl schockiert gewesen, sich bei den vereinbarten Gesprächen mit Vertretern des Hauses Charetty einem spitzgesichtigen Achtzehnjährigen gegenüberzusehen, der kaum Italienisch sprach, aber da er vorgewarnt worden war, verlief alles glatt. Die neuen Zahlungen für die geänderte condotta wurden errechnet und die notwendigen Dokumente wechselten den Besitzer. Welche Unterlagen sonst noch am Vorabend bei Übergabe der mündlichen und schriftlichen Botschaften den Besitzer gewechselt hatten, darüber wurde nicht gesprochen.
    Messer Cicco, ein vielbeschäftigter Mann, war sehr aufgeschlossen. Er interessierte sich für alles, was Felix ihm über seinen jüngsten Besuch auf Genappe zu berichten wußte, und fragte, ob er in Genf mit dem Schatzmeister des Dauphin, Monsieur Gaston du Lyon, zusammengetroffen sei. Zu seiner Überraschung sah Felix, noch während er selbst verneinte, Nicholas nicken und erfuhr, daß er nicht nur mit du Lyon zusammengetroffen war, sondern dieser ihm auch eine Gefälligkeit erwiesen hatte.
    Dann gesellte sich ein weiteres Mitglied des herzoglichen Haushalts zu ihnen, Messer Prosper Schiaffino de Camulio de Medici, die rechte Hand des Herzogs (wie Messer Cicco lächelnd bemerkte) bei diplomatischen Missionen in Frankreich. Sie sprachen über die Verteidigung des Königreichs Neapel (an der Hauptmann Astorre sich so fähig beteiligte) und die wachsende Hoffnung, daß Frankreich und Savoyen ihre Versprechungen nicht würden halten können und die Feinde am Ende ohne Geld und Truppen dastünden.
    Felix erwähnte die hervorragende Ausstattung der Charetty-Truppe mit Rüstungen und Waffen und lobte die Tüchtigkeit Astorres, seines Sekretärs Julius und seines Feldarztes Tobias Beventini da Grado.
    Cicco Simonetta di Calabria, von dem man schließlich nicht erwarten konnte, daß er an alles dachte, sagte, ja, Messer Tobias Hilfsbereitschaft im Fall des Hauptmanns Lionetto sei allgemein bewundert worden.
    Auffahren konnte Felix nicht, er saß in wattiertes Steifleinen gepackt aufrecht wie eine ägyptische Mumie da. Aber sein »Lionetto?« klang dafür um so pikierter.
    »Seine Heiligkeit der Papst«, erklärte Nicholas, »hatte Messer Tobias, der Lionetto schon seit langem kennt, gebeten, auf diesen einzuwirken und ihn dazu zu bewegen, dem Grafen Piccinino und seinem gottlosen Heer den Rücken zu kehren und sich auf unsere Seite zu schlagen. Das Unternehmen hatte Erfolg. Hauptmann Lionetto ist bekehrt. Er hat sich von Piccinino losgesagt und steht derzeit mit seiner Truppe beim Grafen von Urbino.«
    »Du hast vergessen, mir das zu sagen. Und was ist mit Tobias?« fragte Felix.
    Messer Cicco antwortete an Nicholas’ Stelle. »Ich

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