Niccolòs Aufstieg
Florentiner ausschließen wollt. Sobald die Medici merken, daß Ihr Sonderrechte genießt, werden sie sich über den Grund dafür Gedanken machen. Vergeßt nicht, daß sie die Bankiers des Papstes sind. Wenn sie von der Existenz dieses Lagers Wind bekommen, werden sie es an die große Glocke hängen.«
»Das habe ich bedacht«, sagte Nicholas. »Aber Sonderbedingungen werden aus allen möglichen Gründen eingeräumt. Venedig und Florenz zum Beispiel sind in ständigen Verhandlungen über den Preis für italienische Seide. Man könnte Florenz sicher einreden, unser billiger Alaun sei das Ergebnis eines Handelsausgleichs. Man kann die Bücher so führen, daß sich alles beliebige hineinlesen läßt.«
»Ihr könnt das ganz sicher«, sagte Tomà Adorne. »Ich bin dafür, Ihr legt uns jetzt Eure Bedingungen im einzelnen vor, damit wir zum Abschluß kommen, bevor Ihr auch noch Lucca und Mantua auf Eure Vorzugsliste setzt. Danach bitten wir Euren Befürworter Caterino Zeno zu uns. Er ist wohl ein Freund Alvise Duodos, des Kommodore der venezianischen Flandern-Galeeren? Und ein Verwandter Marco Zenos, der selbst einmal die Flandern-Galeeren geführt hat?«
»Meine Herren«, sagte Nicholas mit freundlichem Respekt, »Ihr kennt ihn besser als ich.«
Weil sie nichts davon wußten oder es für belanglos hielten, erwähnte keiner die bedeutungsvollste Einzelheit in der Geschichte des Messer Caterino Zeno aus Venedig, nämlich die Identität seiner schönen Ehefrau Violante. Es spielte auch keine Rolle bei dem Gespräch am folgenden Morgen, als die vereinbarte Zusammenkunft stattfand und der Vertrag bestätigt wurde, der das Handelshaus Charetty über Nacht reich machte und für die Zukunft soliden Vermögenszuwachs durch Sondergenehmigungen und die Erhebung von Gebühren verhieß.
Prosper de Camulio nannte den Mailänder Vermittler, der für die Überweisung der Zahlungen nach Brügge sorgen würde, und Felix leistete, hohläugig nach einer Nacht, in der er kaum geschlafen und beinahe unaufhörlich geredet hatte, alle notwendigen Unterschriften. Sobald es ging, verschwand er auf den Turnierplatz im Castello, um einem Teil seiner aufgestauten Erregung Luft zu verschaffen.
Viel später kam Nicholas ihm nach, der im Winter einige Wochen hier geübt hatte. Das erklärte die Zurufe zu seiner Begrüßung und das Gelächter bei den ersten Übungskämpfen, die er zur Farce machte. Dann kam der Turniermeister auf den Platz, warf ihm erst ein Schwert zu, dann eine Axt und eine Lanze, und ließ ihn schließlich aufsitzen, um einen Waffengang mit ihm zu absolvieren.
Es war das reinste Wunder, aber Nicholas fiel nicht aus dem Sattel. Felix, der mit den anderen grölte, wurde immer nachdenklicher. Als er schließlich aufgefordert wurde, aufzusitzen und selbst zum Stechen gegen seinen ehemaligen Diener anzutreten, hob er seine Waffe ganz ohne den zornigen Überschwang, mit dem er sie bei dem lächerlichen Scheinkampf in Brügge geführt hatte. Auch der Kampf selbst verlief anders. Er bemühte sich nach Kräften, aber diesmal konnte er Nicholas nicht aus dem Sattel heben, Nicholas hingegen riß ihn zweimal beinahe vom Pferd. Dann erschien ein Abgesandter der Kanzlei, um ihn zu holen, und er verabschiedete sich und ging.
Er kam nicht wieder. Felix vermutete, die Vorbereitungen für die Heimreise hielten ihn fest. Mit den großartigen Neuigkeiten für seine Mutter würde es diesmal ein schneller Ritt werden. Die Schuldscheine für die Medici waren bereits mit einem Kurier des Bankhauses nach Brügge unterwegs. Die venezianischen und genuesischen Zahlungsanweisungen würden sie selbst mitnehmen. Felix, der Wams und Hemd abgelegt hatte, saß im Kreis seiner neuen Freunde unter den Bäumen beim Essen, unterhielt sich pflichtschuldig mit jemandem, den er zu kennen meinte, und kleidete sich dann, als auch er zu Cicco Simonetta in die Kanzlei im Arengo gerufen wurde, nachdenklich an. Später kehrte er ins Gasthaus zurück.
Dort saß Nicholas mit einigen ihrer bewaffneten Männer im Garten in der Weinlaube. Felix erkannte ihn an seinem Gelächter. Als Nicholas auf seinen Ruf nicht antwortete, ging er selbst hinaus und setzte sich zu ihnen, trank etwas Bier und stimmte in das Gelächter ein. Viel später, als sie wieder in ihrem gemeinsamen Zimmer waren, zog er ein zweites Mal sein feuchtes Hemd aus und begann, Nicholas auszufragen.
Nicholas antwortete immer auf Fragen. »Ich habe unseren Leuten gesagt, daß sie sich bereithalten sollen, morgen
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