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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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unter den Heizkesseln löschte und einen Strom ekelhafter brauner Brühe ins Badewasser abgab, während sich gleichzeitig so dichte Dampfwolken bildeten, daß der Eigentümer des Badehauses, der Pförtner und die Badegäste beinahe darin erstickten.
    Von Wasser stark verdünnt floß das Blut im Auffangbecken des Barbiers über und vereinigte sich mit einem Guß aus einer leck geschlagenen Pumpe zu einem Strom, der zum Großen Markt und zum Stadtkran brauste. Angetrieben von den vereinten Kräften der beiden Männer, die keuchend und trabend in den Treträdern ihr Bestes gaben, beförderte dieser gerade ein Netz mit zwei Fässern Schlammkreide, zwei Kisten Seife und einem Fäßchen Safran in die Lüfte.
    Unglücklicherweise brandete das Wasser von hinten gegen den Kran und schlug zu einem Zeitpunkt gegen die Treträder, als diese sich mit hohem Tempo in genau entgegengesetzter Richtung drehten. Beim Anprall des Wassers standen sie mit einem Ruck still, und die beiden Männer wurden, sehr zum Schaden ihrer Gesichter, heftig nach vorn geschleudert. Die beiden Haken des Krans, die fast ganz nach oben hochgezogen waren, sausten abwärts, Schlammkreide, Seife und Safran mit ihnen, Fässer und Kisten zerschellten auf dem Boden.
    Ströme von Gold, Weiß und Scharlachrot gekrönt vom Schaum teurer Seife breiteten sich auf dem Platz aus und drangen unter der zweiflügeligen Tür unaufhaltsam in das Gasthaus Zu den zwei Gesetzestafeln Mosis vor, während am anderen Ende der Stadt, am Waterhuis, einem zu Tode erschöpften Pferd der Kopf schwer wurde, ein mit schief hängenden Eimern bestücktes Rad knarrend stillzustehen drohte und der Pegel der städtischen Zisterne Gott sei Dank endlich zu sinken begann.
    Sie hielten die Fluten, die zur Tür hereinwollten, mit Besen auf und fegten draußen einen Weg frei, damit die Magistrate heraustreten und das neue Gesicht des Platzes besichtigen konnten, auf dem es zuging wie auf einem Jahrmarkt. Gerade als die Herren hinausgehen wollten, stürmte Claes herein, der eine Spur gelber Fußabdrücke hinter sich her zog.
    Auf halbem Weg zu Felix bremste er ab, vielleicht weil ihm plötzlich die seltsame Stille auf der einen Seite des Raums auffiel.
    Ein Teil der Gäste, unter ihnen Lionetto und seine Kumpane, schien sich köstlich zu unterhalten. Julius, Felix und Felix’ Freunde jedoch blickten Claes mit betretenem Schweigen entgegen. Auch Anselm Adorne und die anderen Magistrate beobachteten ihn gespannt; ebenso der Grieche, der stumm an ihrer Seite stand.
    Der Wirt, der nicht wußte, was vor sich ging, versuchte hastig zu beschwichtigen. »Es ist bereits ein Wachtmeister zum Waterhuis geschickt worden, meine Herren, wie Ihr befohlen habt. Und ein Oberwachtmeister dazu. Und der städtische Arzt wird sich sicher auch bald um die Kranwärter kümmern.«
    Der Doktor Tobias, der einige Mühe hatte, den Kopf zu heben, sagte mit dem übertriebenen Pathos des Volltrunkenen: »Das ist nicht nötig. Ich bin Arzt.«
    Mit ausgebreiteten Armen und einem einsam flatternden Ärmel stand er auf und schlurfte unsicher zur Tür. Unter seinen Füßen spritzten frische Farbfluten auf, und in allen Regenbogenfarben schillernde Seifenblasen stiegen in die Luft. Fasziniert stampfte er mit den Füßen, um mehr von ihnen zu erzeugen, und sah zu, wie sie aufwärts schwebten. Dann drehte er sich herum und blies sie mit Bedacht und in großer Menge dem schwankenden Lionetto entgegen, an dessen Körper sie zerplatzten.
    Julius, der in aller Eile den Preis des Seidenwamses unter der Goldkette mit den (Glas?)Rubinen überschlug, wunderte es nicht, im grobschlächtigen Gesicht des Söldnerhauptmanns aufkeimende Wut zu sehen.
    Der Grieche sagte: »Ah, da kommt ja schon unser Freund Claes, um mich zu strafen. Aber ich habe Felix deine Botschaft überbracht. Er wird es dir bestätigen.«
    »Verzeiht«, mischte sich Anselm Adorne in italienischer Sprache ein. »Verzeiht, Messer de’ Acciajuoli. Ihr habt heute morgen mit dem Burschen gesprochen?«
    Weder Felix’ stumme Bitte noch Julius’ unausgesprochener Appell noch die flehenden Blicke der übrigen Jugendlichen konnten Nicholai de’ Acciajuoli davon abhalten zu sagen, was er zu sagen wünschte.
    »Durch das Gitterfenster des Gefängnisses natürlich. Der Unglücksrabe. Er gab mir eine Botschaft für diesen jungen Herrn mit. Wie lautete sie gleich wieder? Er soll es nicht tun.«
    »Was soll er nicht tun, Monsignore?« erkundigte sich Adorne.
    Der Grieche lächelte. »Das

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