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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Und die Lieder, die wir uns ausdenken und beim Rühren der Farbe singen. Bis alle Leute, die wir mögen, darin Vorkommen, werden es manchmal sehr viele Strophen.« Er blickte in die Runde, als wäre er auch bereit zu singen, wenn sie ihn dazu aufforderten.
    »Hört Ihr das, Giovanni?« fragte Messer Agnolo, »Ihr wart doch auch Färber. Beim nächsten Kartenspiel erwarten wir von Euch mindestens das gleiche.«
    Tobias merkte, daß sein Onkel neben ihm lächelte. »Darf ich meinen Neffen Tobias vorstellen, oder sollen wir uns empfehlen, damit Ihr ein neues Spiel mit diesem angehenden Rechenkünstler beginnen könnt?«
    Doch das Spiel schien beendet zu sein. Der Gastgeber und seine Schwester standen auf und kamen zu ihnen herüber. Den Gästen wurden Stühle angeboten, und alle wurden einander vorgestellt. Die hübsche junge Frau hieß Caterina und war mit Marco Parenti verheiratet, einem Kaufmann aus Florenz, der Seide nach Athen und Konstantinopel ausführte. Zudem war er Schriftsteller. Und es gefiel ihm ganz offensichtlich gar nicht, daß Caterina neben Claes hatte sitzen wollen.
    Giovanni da Castro war ein Patensohn des Papstes und hatte einen Posten im apostolischen Schatzamt. Der Heilige Vater nutzte seine Erfahrungen als Geschäftsmann. Davor war Messer da Castro Färber gewesen. Was für ein Zufall. Färber von eingeführten Stoffen in Konstantinopel, ehe es vor sechs Jahren vom Sultan erobert wurde. Er hatte Glück gehabt und war mit dem Leben davongekommen.
    Tobias’ Miene blieb unbewegt. Er war im Haus eines Acciajuoli. Warum sollte es da verwundern, wenn alle Gäste irgendwann einmal in Konstantinopel oder Athen oder auf dem Peloponnes Geschäfte gemacht hatten? Er erinnerte sich an ein anderes Familienmitglied. »Ihr habt mehr Glück gehabt«, sagte er zu da Castro, »als Messer Bartolomeo, der Bruder des Griechen mit dem … des Verwandten von Messer Angelo, der durch Europa reist, um Lösegeld für ihn aufzutreiben. Gibt es Neuigkeiten? Hofft er auf eine Freilassung, wenn das Gold zusammenkommt?«
    Seit der Abreise aus Brügge war Tobias am Schicksal des Griechen und seines gefangenen Bruders interessiert. Es überraschte ihn, daß da Castro nicht sofort antwortete. Und es war dann Laudomia, immerhin eine Verwandte des Gefangenen, die das Wort ergriff. »Lieber Messer Tobias! Er ist schon seit Monaten frei. Das Bankhaus Medici hat das Lösegeld bezahlt und sich großzügig bereit erklärt, die Summe zu stunden, bis das Geld zurückgezahlt werden kann.«
    »Bis dahin werden sich natürlich die Zinssätze geändert haben«, meinte Tobias.
    Laudomia lächelte. Nun mischte sich der Patensohn des Papstes ins Gespräch. »Das einzige, was nie stagniert«, warf er lachend ein. »Die Angelegenheit mußte vor allem geregelt werden, damit Messer Bartolomeo weiter Geschäfte machen kann. Aber das hat seinen Preis. Die Christen müssen unglaublich hohe Steuern zahlen. Doch im großen und ganzen wird Bartolomeo Giorgio stets sein Auskommen haben.«
    »Wollt Ihr sagen, daß er immer noch in Konstantinopel Handel treibt? Unter den Türken? Während Ihr das Land verlassen mußtet?«
    Wieder trat eine kurze Pause ein, dann zuckte da Castro mit den Achseln. »Religion und Geschäft sind zweierlei. Manchmal muß man sich entscheiden. Ich mißgönne Bartolomeo sein Glück nicht. Ich werde auch hier Erfolg haben.«
    »Und was ist, wenn Euer Patenonkel seinen Kreuzzug führt und Konstantinopel den Türken wieder abnimmt?«
    Überrascht sah Messer da Castro ihn an. »Dann nehme ich meine Handelsgeschäfte vielleicht wieder auf. Und Messer Bartolomeo kann weitermachen, ohne den Türken Steuern zahlen zu müssen.«
    »Falls er überlebt«, sagte Tobias. »Womit handelt er? Ist er auch Färber?«
    Wiederum Schweigen. Und wiederum antwortete Laudomia Acciajuoli, »Bartolomeo stammt aus Venedig. Euch fällt es vielleicht schwer, einen Verwandten zu rechtfertigen, der Umgang mit Heiden hat. Doch der Sultan bevorzugt venezianische Kaufleute. Er gesteht ihnen eigene Bräuche und Gottesdienste zu, aber dafür zahlen sie diese unglaublich hohen Steuern. Bartolomeo kauft im Osten Rohseide und verkauft oder tauscht sie in Konstantinopel gegen Seidenstoffe von Händlern wie Messer Marco hier. Zudem hat er großes Interesse an Alaun.«
    »Alaun?« wiederholte Tobias und räusperte sich.
    Laudomia Acciajuoli warf ihm einen Blick zu. »Ich dachte, nein Bruder hätte es Euch vielleicht erzählt. Bartolomeo leitet im Auftrag des Sultans die

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