Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
Vom Netzwerk:
beiseite, um Deitz Platz zu machen. »Hier
drinnen ist es viel kühler.«
    Deitz musterte den anderen. Er spürte das Gewicht seiner Sig im
Gürtelhalfter und betrachtete den teuren perlgrauen Anzug, das schimmernde, in
einem blasseren Grauton gehaltene Hemd, dessen Kragen von einer goldenen Spange
gehalten wurde, die lavendelfarbene Seidenkrawatte, die schlanken italienischen
Schuhe und die lavendelfarbenen Seidensocken.
    Der Mann nickte abermals freundlich und fuhr fort zu lächeln. Ein
Name aus einem alten Schwarzweißfilm mit Humphrey Bogart schoss Deitz durch den
Kopf.
    Joel
Cairo , sagte er zu sich selbst. Wie er leibt und lebt. Was
kommt als Nächstes? Ein dicker Mann mit einem schwarzen Vogel?
    »Wer sind Sie und für wen arbeiten Sie?«, sagte Deitz mit einem
harten Knurren und blieb auf dem Bürgersteig stehen.
    »Entschuldigen Sie. Mein Name ist …« Er murmelte etwas, das wie
»Hickory Dock« klang.
    »Wie bitte?«
    »Mein Name ist Zachary Dak«, sagte der Mann jetzt deutlicher. »Hier
ist meine Karte.«
    Er holte aus der Innentasche seines Jacketts ein silbernes Etui
hervor und entnahm ihm eine Visitenkarte, die er Deitz lächelnd mit beiden
Händen überreichte.
    Deitz nahm die Karte und las:
     
    Dr. Zachary Dak
    Leitender Direktor Logistik
    Daopian Canton Inc.
    Fortunate City Road 2000
    Shanghai 200079
    VR China
    86.022.63665698
     
    Deitz steckte die Karte in die Tasche und sah sich um, wobei
er jeden Wagen und jeden Passanten prüfend ins Auge fasste.
    Er setzte sich auf den Rücksitz, schloss jedoch nicht die Tür,
sondern ließ den rechten Fuß auf dem Bordstein stehen. Im Wagen hing der Rauch
von chinesischen Zigaretten, die genau so rochen, wie er es sich vorgestellt
hatte.
    »Wir wollten uns doch im Marriott treffen.«
    Dak nickte wieder und sah auf den Kopf des Fahrers, der wie eine
Kanonenkugel aussah, die auf einem haarigen Nacken, dick wie ein Baumstumpf,
saß.
    »Ja, so lautete die Vereinbarung. Es tut mir leid, sie brechen zu
müssen. Darf ich fragen, ob Sie das Objekt bei sich haben?«
    Deitz sah sich in dem mit Leder ausgeschlagenen Wageninneren um und
dachte an Kabel und Mikrofone.
    »Ich weiß nichts von einem Objekt , Mr
Dak.«
    Zum Zeichen des Unbehagens und der Verlegenheit rutschte Dak hin und
her.
    »Ganz recht. Ich habe mich versprochen. Ich dachte nur an das
Treffen, das wir vereinbart hatten. Wie Sie wissen, ist der Zeitfaktor von
größter Bedeutung. Unser Learjet wartet auf dem Flughafen Mauldar. Wir müssen
Montag früh weiterfliegen.«
    »Und wenn es länger dauert?«
    »Das ist leider unmöglich. Der Termin muss eingehalten werden.
Dringende Geschäfte rufen uns nach Dubai, und daher legen meine Auftraggeber
großen Wert darauf, dass dieses … Treffen so bald wie möglich stattfindet.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, unterbrach Deitz ihn.
    »Ihr Wagen ist ein Einzelstück, Mr Deitz.«
    »Quatsch. Ich verstehe das nicht. Warum kreuzen Sie hier auf? Und
warum jetzt?«
    Etwas huschte über Daks Gesicht, das sich auf unmerkliche, aber
eindrucksvolle Weise veränderte. Deitz war froh, einen Fuß auf dem Bordstein
und seine Sig Sauer am Gürtel zu haben. Zachary Dak sah eindeutig harmloser
aus, als er war.
    »Bitte schließen Sie die Tür«, sagte Dak.
    Deitz nahm seinen Fuß vom Bordstein und schloss die Tür. Sofort
setzte der Wagen sich in Bewegung. Deitz behielt Daks Hände im Auge und hätte
dennoch nicht sagen können, wie mit einem Mal die Glock dorthin kam. Sie war
einfach da.
    »Dies ist nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte Dak, »um
sicherzustellen, dass Sie mir gut zuhören und nichts Übereiltes tun. Wir
wissen, dass Sie im Zusammenhang mit dem erwähnten Objekt gewisse
Schwierigkeiten haben. Wir wissen, dass Sie es uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt
nicht übergeben können.«
    Es gelang Deitz, keine Miene zu verziehen. Dak lächelte und fuhr
fort.
    »Das macht Sie besorgt. Ich verstehe das. Uns ebenfalls. Aber Klagen
bringt uns nicht weiter, und glücklicherweise decken sich unsere Interessen.
Sie wollen dieses Objekt umgehend wieder in Ihren Besitz bringen. Und dasselbe
wollen auch wir.«
    »OnStar«, sagte Deitz, der das Problem kurz durchdacht hatte. »Ihr
habt euch in meinen Wagen gehackt. Ihr seid in meinem OnStar-System. Ihr habt
mitgekriegt, dass ich einen Anruf hatte, in dem von … dem Objekt die Rede war.«
    Dak machte ein zufriedenes Gesicht.
    Er strahlte förmlich.
    »Die Volksrepublik China hat große Anstrengungen unternommen, bei
einigen

Weitere Kostenlose Bücher