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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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da war.
Außerdem: Wenn Boonie so misstrauisch wird, dass er mein Alibi überprüft,
können wir sowieso einpacken.«
    »Hast du dein Handy benutzt? Wenn ja, kann er –«
    Danziger schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich hab mit dem Laptop per Skype telefoniert. So einen Anruf
kann man nicht zu einem bestimmten Handymast zurückverfolgen.«
    Coker sah ihn anerkennend an.
    »Schlau, Charlie. Wirklich sehr schlau. Und jetzt?«
    »Ich hab gesagt, dass ich mich gleich auf den Weg mache, ohne
Zwischenhalt. Und sobald ich ein Hemd habe, rufe ich ihn an und sage, dass ich
jetzt da bin und zu ihm ins Büro komme.«
    Coker betrachtete Danzigers nackte Brust und die Farbe seines
Gesichts, die er, wäre er nicht Bulle, sondern Innenarchitekt gewesen, als eine
Mischung aus Maulwurfsgrau und Ecru beschrieben hätte.
    »Wie willst du mit einem Loch in der Brust ein Verhör durch die Feds
überstehen? Du kannst es dir nicht leisten, mitten im FBI -Büro
vom Stuhl zu fallen und herumzubluten. Und was ist mit den Einnahmen?«
    »Die teilen wir auf, wenn das Gespräch mit Boonie gelaufen ist. Hast
du heute Nacht Dienst?«
    »Nein. Die Feds wollen nicht, dass wir ihre schönen Spuren
zertrampeln. Der Fall gehört dem State CID und dem FBI .
Ich hab bis Montag frei.«
    »Okay. Dann ruf Zane an und mach mit ihm ein Treffen aus.«
    Coker dachte nach.
    »Dann machen wir es so? Aufteilen oder umlegen – wenn sich die
Gelegenheit ergibt?«
    »Ja. Warum nicht?«
    »Gilt das auch für mich?«, fragte Donny, der gerade mit einem
gebügelten Hemd, einer Jeans und einer weichen Wildlederjacke hereinkam. »Ich
meine, das Aufteilen, nicht das Umlegen.«
    »Ja«, sagte Coker, sah Danziger kurz an und wandte gleich darauf den
Blick ab, was Danziger ganz richtig interpretierte: Vielleicht sollten wir
Donny vorsichtshalber ebenfalls umlegen .
    »Ja«, sagte Coker, »das gilt sogar für dich.«
    Dann kam ihm noch ein weiterer Gedanke.
    »Was ist, wenn bei diesem Gespräch mit Boonie was schiefgeht? Wenn
du ohnmächtig wirst und auf einmal in einer Blutlache daliegst oder so? Was ist
dann mit dem Geld? Vielleicht sollten wir es lieber jetzt gleich holen.«
    Danziger kannte Coker seit langem, er kannte ihn ziemlich gut, und
deshalb dachte er sorgfältig nach, bevor er antwortete. Wenn Coker zu dem
Schluss kam, dass Danziger ihn übers Ohr hauen wollte, würde er ihn sehr
wahrscheinlich gleich hier über den Haufen schießen.
    »Es ist bei dir.«
    Coker war alles andere als entzückt.
    »Bei mir ?
Wo bei mir? Auf der Vorderveranda, in einem großen schwarzen Sack, auf dem BEUTE steht? Womöglich mit einer großen roten Schleife und einer Karte mit lauter
Teddybären drauf?«
    »Auf dem Dachstuhl von deiner Garage. Schwarze Segeltuchtaschen.
Keine Teddybären.«
    Coker sah zu, wie Danziger Donnys Hemd und die Lederjacke anzog.
    »Du bist ein unberechenbarer Scheißkerl, Charlie, das muss man dir
lassen.«
    »Ja?«, sagte Danziger, zog eine Zigarette aus Cokers Schachtel und
zündete sie an. Er kniff die Augen zusammen und sah Coker an. »Tja, so ist
das.«
    »Ja«, sagte Coker und grinste ihn an. »So ist das.«
    » È
così «, sagte Donny.
    Beide starrten ihn durch den Rauch an. Donny zuckte die Schultern.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Coker.
    » È
così . So ist das.«
    Nachdenkliches Schweigen.
    »Sag das lieber nicht«, sagte Coker dann.
    »Ja«, sagte Danziger. »Lieber nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Donny gekränkt.
    Danziger und Coker wechselten einen Blick.
    »Weil es irgendwie …«
    »Dämlich klingt«, sagte Danziger.
    »Ja«, sagte Coker. »Dämlich.«

Nick bekommt enttäuschende Nachrichten
    Beau Norlett, nach einer Woche Urlaub wieder zurück im
Dienst, begrüßte Nick, als dieser durch die Tür trat. Im Büro roch es nach
verbranntem Kaffee, die Wochenendschicht saß in Hemdsärmeln herum, so dass man
die Holster und Handschellen sehen konnte. Man unterhielt sich leise, und an
den Fenstern strömte ein kalter grauer Regen herab.
    »Nick«, sagte Beau und lächelte breit, »wie war’s in Savannah?«
    Nick sah ihn stumm an.
    Hatte er gehört, was in Forsyth Park passiert war? Vermutlich nicht.
    »Nette Stadt. Ein bisschen überkandidelt. Aber hübsch.«
    »Ja? Ich war noch nie dort. May will immer, dass wir mal hinfahren.
Sie sagt, es ist richtig romantisch, wie Paris. Warst du schon mal in Paris?«
    »Ja.«
    Beau sah ihn an und wartete darauf, dass er mehr sagte, doch dann
fiel ihm ein, dass Nick kaum je mehr sagte als absolut

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